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Das verbotene Eden 01 - David & Juna

Das verbotene Eden 01 - David & Juna

Titel: Das verbotene Eden 01 - David & Juna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Stimme Kraft.
    »Vor nicht allzu langer Zeit glaubte ich, dass wir den Konflikt mit dem anderen Geschlecht friedlich beilegen könnten, dass Vernunft und der Glaube an das Gute ausreichen würden, um uns ein friedvolles Miteinander zu gewähren. Wie sehr habe ich mich doch getäuscht! Die Vorfälle in jüngster Zeit beweisen, dass nichts Gutes dabei herauskommt, wenn man dem Weib das Feld überlässt. Diebstähle, Sabotageakte, Nichteinhaltung der gesetzlich geregelten Landernten und zuletzt auch noch die Entführung und Verschleppung friedlicher Kirchenmitglieder. Ich habe mich lange genug in Geduld geübt, Gott ist mein Zeuge. Doch was genug ist, ist genug. Der letzte Schurkenstreich ist gleichzeitig der widerwärtigste. Vor wenigen Tagen fand ein heimtückischer Angriff auf unsere Forschungseinrichtung im Süden statt. Seit der Mensch denken kann, war es sein Traum, die Lüfte zu erobern. Wir wissen, dass dieser Traum in Erfüllung gegangen ist. Der Mensch hat das Fliegen erlernt, und mutige Männer durchkreuzten die Wolken wie Vögel den Himmel. Doch das Wissen um diese Kunst ging in den Dunklen Jahren verloren. Meister Sven war einer der wenigen, die das Geheimnis des Fluges lüften konnten. Dass gerade er und mit ihm sein Assistent entführt wurde, ist in meinen Augen kein Zufall. Es ist eine Tat von weitreichender Bedeutung.« Er machte eine dramatische Pause, während er seinen Blick über die versammelten Kirchenratsmitglieder schweifen ließ. »Die Hexen müssen auf teuflischen Pfaden Kunde von unserem Fortschritt erlangt haben, und nun versuchen sie, unseren Mitbrüdern dieses Wissen abzupressen. Sollte ihnen das gelingen, stehen wir einer Bedrohung gegenüber, wie wir sie seit dem Zusammenbruch nicht erlebt haben. Wir müssen etwas unternehmen, meine Mitbrüder. Wir müssen unsere Stadt und unsere heiligen Stätten schützen. Die Lösung dieses Problems lässt nur eine Möglichkeit zu.« Er reckte seine Faust in die Höhe. »Den Heiligen Krieg.«
    Einen Moment lang war es still in der Kathedrale, dann erschallte eine einzelne Stimme. »Ja, der Heilige Krieg.«
    »Der Heilige Krieg«, stimmten jetzt auch andere mit ein. »Heiliger Krieg, Heiliger Krieg!« Viele standen auf.
    Auch Amon hielt es nicht mehr auf seinem Stuhl. Voller Begeisterung reckte er die Faust in den Himmel und intonierte den Schlachtruf. Inquisitor Marcus Capistranus blickte mit zufriedenem Gesichtsausdruck von seiner Kanzel herab auf seine Herde. Seine Rede hatte ihre Wirkung nicht verfehlt.
     
    Wie nicht anders zu erwarten, stimmten alle Ratsmitglieder für einen baldigen Angriff, und zwar mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln. Die Großoffensive hatte zum Ziel, die Stadt Glânmor einzunehmen, den Hohen Rat zu stürzen und die Kontrolle der Grenzländer an sich zu reißen. Die Zeit – so der Inquisitor –, in der sich die Männer wie verängstigte Schafe hinter Mauern und Ruinen verkröchen, sei endgültig vorbei.
    Der Applaus war ohrenbetäubend und hielt einige Minuten an. Offenbar hatte Marcus Capistranus genau den richtigen Ton getroffen. Er sprach nicht nur Amon, sondern vielen seiner Glaubensbrüder aus dem Herzen. Es war an der Zeit, den Hexen zu zeigen, wer Herr im Hause war.
    Es dauerte einige Zeit, bis der Inquisitor die Traube von Bittstellern und Gratulanten abschütteln und zu Amon herüberkommen konnte. Seine scharlachrote Robe und sein Bußstab ließen ihn wie einen zornigen Gott aussehen. Amon war so überwältigt von der Präsenz seines Meisters, dass er den Kopf senkte.
    »Nun, mein junger Glaubensritter, hat dir meine Rede gefallen?«
    Amon nickte.
    »Das ist schön. Ich will, dass alle meine Schäfchen vom Geist der Hoffnung und der Zuversicht durchdrungen sind. Nur gemeinsam können wir die bevorstehende Aufgabe bewältigen.«
    Amon hob seinen Blick. »Ich stehe Euch zur Verfügung, Meister.«
    Unter der Kapuze zeichnete sich ein vernarbtes Lächeln ab. »Das weiß ich. Und deshalb möchte ich dich mit einer besonders schwierigen Aufgabe betrauen.«
    Amon runzelte die Stirn.
    »Da deine Verletzungen noch nicht verheilt sind und du auch noch nicht voll bei Kräften bist, sehe ich für dich im Moment keine Möglichkeit, wie du den Bodentruppen beitreten könntest. Ich selbst habe Jahre gebraucht, um mich vollständig zu erholen. Es sind ja nicht nur die äußeren Verletzungen, die einem zu schaffen machen. Außer dem Schmerz und der Demütigung ist es vor allem die Erkenntnis, dass man nicht unverwundbar

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