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Das verbotene Eden 02 - Logan & Gwen

Das verbotene Eden 02 - Logan & Gwen

Titel: Das verbotene Eden 02 - Logan & Gwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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der neuen Ordnung abgefunden, als hätten sie das Leid und das Elend als etwas Gottgegebenes akzeptiert und den Kopf in den Sand gesteckt. Dabei musste doch jedem klar sein, dass es eine Krankheit gewesen war, die das alles ausgelöst hatte. Jedes Kind lernte das heutzutage in der Schule. Es war Grundwissen und fester Bestandteil vieler Unterrichtsstunden, ebenso wie die Erforschung der Vergangenheit.
    Bei dem Gedanken an den wöchentlichen Geschichtsunterricht musste der Junge lächeln. Unvorstellbar, zu was Menschen damals in der Lage gewesen waren! Das Wissen um Maschinen und andere technische Errungenschaften war in den Dunklen Jahren fast vollständig verlorengegangen. Hätten nicht Männer und Frauen wie seine Großeltern einiges von dem gerettet, was damals zum normalen Alltag gehörte, sie würden vermutlich heute noch wie in der Steinzeit leben. Doch die Menschen arbeiteten hart, und so wurde es jeden Tag etwas besser.
    Langsam und träge strömte der Fluss in Richtung Meer. Kein Zeichen von irgendeinem Schnellboot mit breiter Bugwelle.
    Den Jungen beschlich ein mulmiges Gefühl. Irgendetwas stimmte nicht. Sein Instinkt sagte ihm, dass es besser wäre, die Sachen zu packen und seinen Eltern von dem merkwürdigen Phänomen zu erzählen. Er war drauf und dran, den Hügel hinabzulaufen, als er jenseits der Bäume, wo der Fluss einen Knick machte, einen dunklen Punkt bemerkte. Er schwebte in einiger Entfernung über dem Horizont, änderte dann seine Richtung und kam genau auf ihn zu. Zuerst dachte er, der Punkt und das Brummen hätten nichts miteinander zu tun; doch schlagartig wurde ihm bewusst, dass er die Quelle des Geräuschs gefunden hatte.
    Ein Winseln erklang. Sein Hund stand da, den Körper wie einen Bogen gespannt, den Schwanz zwischen den Hinterläufen eingeklemmt.
    »Siehst du auch, was ich sehe?«
    Der Hund stieß einen japsenden Laut aus.
    »Du hast recht. Das … das sieht aus wie eine Flugmaschine. Aber das ist doch völlig unmöglich.« Der Junge beschirmte seine Augen mit der Hand. Ein eigentümliches Kribbeln kroch seinen Rücken empor. »Es gibt keine Flugmaschinen. Nicht mehr. Vater hat mir erzählt, dass es seit über dreißig Jahren keinem gelungen ist, eine zu bauen.«
    Er spürte, wie sein Herz pochte. Wenn es bei ihnen keine Flugmaschinen gab, dann musste dieses Ding von außerhalb kommen. Von jenseits des Flusses, vielleicht sogar von noch viel weiter her.
    Mit offenem Mund starrte er auf das Objekt. Es besaß zwei übereinanderliegende Flügel, zwischen denen jeweils zur Rechten und zur Linken tropfenförmige Gondeln hingen. Der Rumpf war wie der eines Schiffes schlank und lang gezogen, wobei das Heck in einen fächerförmigen Schwanz auslief. Das Ganze erinnerte entfernt an einen Vogel, wenn es auch viel plumper und ungelenker war. Nicht so elegant und geschmeidig wie der Greifvogel, der neben dem Ding herflog. Er behielt die Geschwindigkeit der Maschine mühelos bei und schien kein bisschen scheu oder verängstigt zu sein.
    Das dunkle Monstrum war jetzt so nah, dass der Junge einen Blick auf die Insassen erhaschen konnte. Zumindest einer von ihnen war eine Frau. Ihr langes rotes Haar flatterte hinter ihr im Wind. Sie schien ihn gesehen zu haben, denn sie hob ihre Hand und winkte ihm zu. Keine zwei Sekunden später donnerte das Ungetüm über seinen Kopf hinweg.
    Einen Moment lang schien die Welt den Atem anzuhalten, dann stoben die Schafe auseinander und suchten Unterschlupf unter den Bäumen.
    Der Junge war wie versteinert. Mit wild klopfendem Herzen stand er da und konnte sich nicht rühren. Was er gesehen hatte, war einfach nicht möglich. Nach ein paar Atemzügen fiel die Starre von ihm ab. Die Schafe waren vergessen, er konnte sie später wieder zusammentreiben.
    Einen wilden Schrei ausstoßend, drehte er sich um und rannte, so schnell ihn seine Beine trugen, Richtung Siedlung.

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    Teil  1
    Spieglein, Spieglein an der Wand

    Liebste Gwen,
     
    wenn du das hier liest, werde ich bereits fort sein.
    Was ich getan habe, ist unverzeihlich, doch ich habe einfach keine andere Möglichkeit gesehen.
    David und ich sind jetzt ein Paar. Wir werden das suchen, von dem meine Mutter sagte, es wäre unsere einzige Hoffnung: die Zuflucht. Ein Ort irgendwo im Westen, an dem Männer und Frauen wie vor den Dunklen Jahren zusammenleben.
    Ich fühle mich so schäbig, dass ich dir nicht selbst von unseren Plänen berichtet habe, doch die Zeit drängte, und ich wusste mir nicht anders zu

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