Das verbotene Eden: Magda und Ben: Roman (German Edition)
wieder mal versuchen, die Menschen nicht nach ihrem Äußeren zu beurteilen, dann wärst du vielleicht auch nicht so verdammt misstrauisch.«
Die Schwarzhaarige schnaubte. »Was Menschen betrifft, bin ich lieber vorsichtig. Besser so, als später mit durchschnittener Kehle irgendwo im Wald zu liegen. Wer sagt uns denn, dass diese Karte, oder was immer Gwen da besitzt, keine Fälschung ist? Ein Trick, um uns in die Irre zu locken. Wer sagt uns, dass die Männer sie nicht umgekrempelt und für ihre Zwecke missbraucht haben? Sie war lange genug bei ihnen. In der Zeit konnte alles Mögliche geschehen. Ach ja, und dann noch etwas.« Sie verschränkte die Arme vor der Brust. »Was geschah wirklich mit Kendra, Mordra und den anderen? Wir alle kennen die Geschichten von den Bleichen. Aber es fällt mir schwer, zu glauben, dass diese gestandenen Kämpferinnen gestorben sein sollen, während dieses Flittchen überlebt hat. Da ist doch etwas oberfaul …«
Jetzt reichte es Gwen. Ohne ein Wort zu verlieren, stürzte sie sich auf Ludmilla, packte sie am Hals und riss sie zu Boden. Mit einem überraschten Keuchen landete sie auf der harten Erde, Gwen auf ihr drauf wie eine tollwütige Katze. Für einen kurzen Moment war die Kriegerin zu überrascht, um etwas zu unternehmen, doch dann gelang es ihr, sich aus Gwens Würgegriff zu befreien und zurückzuschlagen. Der erste Hieb traf Gwen an der Schläfe, der zweite auf die Nase. Sterne explodierten. Es gab ein hässliches Knacken, und Gwen spürte, wie es ihr warm übers Gesicht lief. Doch so hart die Gegenschläge auch sein mochten, sie ließ nicht los, sondern drückte ihre Widersacherin weiter zu Boden. Die Welt um sie herum verblasste. Die Schläge, die Schreie – alles verschwand hinter einem blutroten Vorhang. In ihr war nur Wut. Die Wut, sitzengelassen worden zu sein. Die Wut, eine Liebe gefunden und gleich wieder verloren zu haben, und die Wut über die Dummheit und das Gespött der Leute. Sie würde nicht aufgeben. Sollte die Welt doch in Flammen aufgehen, sie würde Logan suchen und ihn retten. Und wenn es das Letzte war, was sie tat.
Gwen spürte, wie sie von Armen gepackt und weggezerrt wurde. Sie fühlte Hiebe, dann lag sie mit dem Gesicht auf der Erde. Staub drang ihr in den Mund, brachte sie zum Spucken. Als sie sich aufrichtete, war eine riesige Menschentraube um sie versammelt. Ludmilla hockte fluchend und nach Luft ringend am einen Ende des Kreises, Gwen am anderen. Dazwischen standen zwei Frauen, die sie vorher noch nicht gesehen hatte. Sie waren in voller Rüstung. Ihre Blicke drückten Verachtung aus.
»Bist du die Heilerin Gwen?«
»Wer will das wissen?« Gwen tupfte vorsichtig mit einem Zipfel ihres Hemdes das Blut von ihrer Nase. Es tat höllisch weh. Vermutlich war sie gebrochen.
»Die Ratsvorsitzende will dich sprechen. Wir haben Befehl, dich zu ihr zu bringen.«
»Edana?«
»So ist es.«
»Wann?«
»Jetzt sofort.« Die Brigantin betrachtete sie missbilligend. »Was war hier los?«
»Nur eine kleine Auseinandersetzung«, sprang Myriel helfend ein. »Nichts von Bedeutung.«
»Hm.« Die Wache schien nicht überzeugt, ließ die Sache aber einstweilen auf sich beruhen. »Wie dem auch sei, du solltest dich zuerst reinigen und dir frische Sachen anziehen. Beeil dich, wir warten hier so lange auf dich.«
Gwen rappelte sich auf und klopfte den Staub von ihrer Hose. Auch Ludmilla war inzwischen wieder auf den Beinen. Ihre Augen funkelten vor Wut. »Glaub nicht, dass das schon vorbei ist, Heilerin. Das letzte Wort in dieser Sache ist noch nicht gesprochen. Beim nächsten Mal wird dir niemand zur Seite stehen, das verspreche ich dir.«
23
Zur selben Zeit im Clan vom steinernen Turm …
G unnar ließ den Schmiedehammer auf den glühenden Eisenrohling niedersausen und prüfte die Wirkung. Er nickte grimmig. Das Metall hatte genau die richtige Temperatur. Nicht zu heiß und nicht zu kalt. War es zu heiß, bestand die Gefahr, dass es sich von allein verbog; war es dagegen zu kalt, ließ es sich nur schlecht formen. Der Trick war, es genau so lange in der Esse zu lassen, bis es plastisch wurde. So ähnlich wie Ton, nur heißer.
Gunnar hatte vor, ein besonderes Schwert zu schmieden. Leicht, zäh und scharf. Eines, wie er es vor zehn Jahren schon einmal geschmiedet hatte. Die Frage war, ob er es noch einmal so hinbekommen würde. Seine Kunstfertigkeit hatte mit den Jahren nachgelassen. Er war nicht mehr so jung und kräftig, und auch sein Augenlicht war
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