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Das verbotene Eden: Magda und Ben: Roman (German Edition)

Das verbotene Eden: Magda und Ben: Roman (German Edition)

Titel: Das verbotene Eden: Magda und Ben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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damals besser. Nicht zu vergessen seine ruhige Hand. Das Schmiedehandwerk war nichts für alte Männer. Jeder, der etwas anderes behauptete, log.
    Wieder und wieder schlug er auf den Rohling ein. Das Metall war weich und ließ sich gut formen. Funken sprühten, der Geruch von Hitze stach ihm in die Nase. Obwohl seine Augen brannten, konnte er sie einfach nicht abwenden. Nichts war vergleichbar mit dem Anblick glühenden Stahls. Es war, als blickte man in einen leuchtend roten Abgrund. Gunnar hob den Rohling in die Höhe und prüfte das Ergebnis. Nicht schlecht. Konnte besser sein, aber für den Anfang war es in Ordnung. Er legte das Stück zurück in die Esse und wandte seine Aufmerksamkeit dem zweiten Rohling zu. Er war deutlich dunkler und ein wenig leichter als der erste. Das lag an den Kohlenstoffteilchen, mit denen er angereichert war; sie sorgten dafür, dass das Metall spröder und härter wurde. Eine Klinge aus diesem Material würde nie stumpf werden. Allerdings würde sie bei der nächstbesten Gelegenheit brechen, weshalb man sie mit dem weichen Stahl von vorhin kombinieren musste. In hauchdünnen Schichten übereinandergelegt, ergaben die beiden Metallsorten eine Klinge, wie sie nur noch selten zu finden war. Logan hatte so eine besessen, und Dachs würde auch eine bekommen. Der Junge war alt genug, um den Wert eines solchen Stückes bemessen zu können. Und wer konnte schon ahnen, wie lange Gunnar noch in der Lage war, so etwas zu schmieden.
    Dachs saß nebenan auf der Werkstattmauer und beobachtete grüblerisch jeden Handgriff seines Vaters. Er war von Geburt an stumm. Seit Logan und Gwen fort waren, hatte es in diesem Haus kein Gelächter mehr gegeben. Zwei Wochen waren seitdem vergangen, und kein Sterbenswörtchen über ihren Verbleib. Es schien, als hätten sich die beiden in Luft aufgelöst. Gerüchte über feindliche Armeen, die von Südwesten näher rückten und auf ihrem Weg in die alte Stadt bereits die Verbotene Zone durchquert hatten, waren an Gunnars Ohr gedrungen. Cedric, der neue Warlord, hatte seine Zelte abgebrochen und sein Hauptquartier zum Inquisitor verlagert, von wo aus er den Aufmarsch der Clankrieger besser koordinieren konnte. Seitdem hatten die Chaoten in der Vorstadt das Ruder übernommen, aber im Grunde seines Herzens war Gunnar froh, dass die falsche Schlange fort war. Cedric stand im Verdacht, seinen Vater ermordet und sich selbst an dessen Stelle gesetzt zu haben. Außerdem hielt der Schmied es für möglich, dass er etwas mit dem Verschwinden Logans zu tun hatte. Er konnte es nicht beschwören, aber das dumpfe Gefühl in seiner Magengegend verhieß nichts Gutes.
    Gunnar hatte seit Tagen nicht mehr gut geschlafen. Mit einem Ohr lauschend, lag er jede Nacht da, horchte in die Dunkelheit und hoffte, ein vertrautes Geräusch oder eine geliebte Stimme zu hören. Aber da war nichts. Nur das übliche Grölen und Lachen der Clanbrüder, die mit besoffenem Kopf nachts in den Häuserschluchten randalierten und gegen Autowracks und Mülltonnen trampelten. Mit jedem Tag, der verstrich, wurde die Chance kleiner, dass Logan zurückkehrte.
    Auch Dachs litt unter dem Verschwinden seines Bruders. Blass war er geworden, mager und ausgezehrt. Der Schmied hatte versucht, ihn bei Laune zu halten, aber er erwischte Dachs immer wieder dabei, wie er oben auf dem Dachfirst hockte und in die Richtung starrte, in die Logan an jenem schicksalsschweren Morgen vor zwei Wochen verschwunden war.
    Gunnar dünnte den Kohlenstoffstahl mit ein paar zusätzlichen Schlägen aus, dann ließ er seinen Arm sinken. Sein Handgelenk schmerzte. Müde stellte er den Hammer in die Ecke und ging zu Dachs hinüber.
    »Nun mach nicht so ein Gesicht«, sagte er und streichelte dem Jungen über den Kopf. »Mir fehlt er ja auch. Aber was soll ich machen? Alles stehen und liegen lassen und ihn suchen? Wir wissen ja noch nicht mal, wo er steckt. Es wäre, als suchten wir eine Nadel im Heuhaufen.«
    Dachs formte den Namen Glânmor mit den Fingern – die Hauptstadt der Frauen. Dann malte er noch ein Fragezeichen in die Luft.
    »Ja, wenn wir das nur mit Gewissheit wüssten«, sagte der Schmied nachdenklich. »Ich glaube, ich würde ernsthaft überlegen, ob ich nicht hinreiten und mit den Frauen verhandeln sollte. Aber selbst wenn er dort wäre, wir können doch nicht einfach bis vor ihre Tür reiten und fragen, ob sie uns reinlassen. Wir kämen nicht mal in die Nähe der Stadt.« Er schüttelte den Kopf.
    Dachs kauerte einen

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