Das verbotene Eden: Magda und Ben: Roman (German Edition)
Moment reglos auf der Mauer, die Stirn tief in Falten gezogen. Es dauerte eine Weile, dann bewegte er wieder seine Finger.
»Eine andere Möglichkeit? Wovon sprichst du?«, fragte Gunnar.
Cedric.
»Cedric? Ich verstehe nicht …« Der Schmied kniff die Augen zusammen.
Frag Cedric.
»Du meinst, wir sollten … nein, das kommt überhaupt nicht in Frage.«
Warum nicht? Wenn einer etwas über Logans Verbleib weiß, dann er.
»Ausgeschlossen. Cedric hasst Logan. Seit dieser ihm während der Sklavenauktion Gwen vor der Nase weggeschnappt hat, hat er ihn zu seinem Todfeind erklärt. Erinnerst du dich nicht, wie er hier eingedrungen ist und dich niedergeschlagen hat?«
Egal.
»Das ist nicht egal. Es stimmt schon: Er könnte etwas wissen, aber ihn zu fragen ist viel zu riskant. Cedric ist jetzt eine hochgestellte Persönlichkeit. Als rechte Hand des Inquisitors genießt er jetzt alle Privilegien eines Warlords. Wenn ihm der Sinn danach steht, könnte er jederzeit hier reinmarschieren und uns den Laden dichtmachen. Auf keinen Fall will ich ihn provozieren.«
Na und? Wir müssen Logan finden. Er ist in Gefahr.
»Du scheinst deinen Bruder nicht besonders gut zu kennen«, sagte Gunnar. »Ich habe noch keinen erlebt, dessen Instinkte so gut ausgeprägt sind wie seine. Ich bin sicher, dass er Gwen gerettet hat und bald wieder bei uns ist.«
Und warum ist er dann noch nicht zurück? Warum hat er uns keine Nachricht zukommen lassen?
»Vielleicht wurde er aufgehalten, keine Ahnung.« Gunnar spuckte ins Feuer. »Was wir hier tun, ist sinnlos. Dieses Spekulieren bringt nichts. Ich weiß genauso viel wie du, und das ist praktisch nichts.«
Deshalb müssen wir an Informationen kommen. Wenn du nicht mitkommen willst, reise ich eben allein in die Stadt.
»So weit kommt’s noch. Ohne meine Erlaubnis gehst du nirgendwohin. Du wirst schön hierbleiben und deine Arbeit erledigen. So, und jetzt Schluss mit dem Thema. Ich muss das Schwert weiter bearbeiten. Wenn du dich nützlich machen willst, lauf zu Mayering und besorge uns ein paar Kartoffeln und Tomaten; wir haben fast nichts mehr im Haus.« Er dachte einen Moment nach, dann musste er lächeln. »Zu dumm, dass Gwen nicht mehr hier ist. Ich muss gestehen, ich vermisse ihr gutes Essen. Und ihre Gesellschaft vermisse ich auch.«
Dachs reagierte nicht. Dumpf brütend hockte er auf der Mauer und starrte in die Ferne. Der arme Junge konnte einem leidtun. Aber was sollte Gunnar machen, ihm waren die Hände gebunden. Es gab keine andere Möglichkeit, als zu warten und das Beste zu hoffen.
Er presste die Lippen zusammen und fuhr fort, den Stahl mit seinem Hammer zu bearbeiten.
24
Zur selben Zeit an einem anderen Ort …
L ogan erwachte aus einem Meer von blutrotem Nebel. Er fühlte sich, als habe ihn jemand gegen eine Mauer gehämmert. Sein Kopf glühte, seine Schulter war taub vor Schmerzen. Er musste eingeschlafen sein. Vermutlich, während er versucht hatte, den Stein zu lockern.
Der Stein!
Hektisch tastete er über den Boden und atmete erleichtert auf, als er ein klingelndes Geräusch vernahm. Den Göttern sei Dank, der Löffel war noch da. Rasch steckte er ihn ein. Er brauchte ihn, wenn er hier herauskommen wollte.
Ein Blick in die Runde zeigte ihm, dass im Kerker alles unverändert war. Die Wachen hatten seiner Zelle den Namen Höllenloch verpasst, und das war keinesfalls übertrieben. Es gab noch andere Zellen hier unten, aber seine war bei weitem die schlimmste. Der widerwärtigste und dreckigste Ort, den Logan jemals gesehen hatte – und er war schon in so manchem Dreckloch gewesen. Das Mauerwerk war grob und starrte vor Dreck und Ruß. Wasser tropfte von dem Tonnengewölbe auf ihn herab. Überall waren Pfützen, in denen sich im Schein der Fackeln fahl schimmerndes Moos spiegelte. Es stank nach Fäulnis und Verwesung, und die Luft war geschwängert von Feuchtigkeit und Keimen.
Er hatte schon überlegt, ob dieses Verlies unter der schwarzen Kathedrale lag, doch das hielt er mittlerweile für ausgeschlossen. Dem groben Mauerwerk nach zu urteilen, musste es sich um ein städtisches Gebäude handeln. Logan tippte auf den alten Wasserturm im Süden der Stadt. Obwohl er ihn nie zuvor mit eigenen Augen gesehen hatte, kannte er die Geschichten, die sich um dieses Gemäuer rankten. Angeblich war es nur den schlimmsten Verbrechern vorbehalten; Mördern, Ketzern und Widersachern des Inquisitors. Es galt als ausbruchssicher und uneinnehmbar.
Kein Ort, um alt zu
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