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Das verbotene Glück der anderen

Das verbotene Glück der anderen

Titel: Das verbotene Glück der anderen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manu Joseph
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seinen Platz zurück, und die anderen folgten seinem Beispiel. Simion rührte sich nicht. Er blutete aus der Nase. Er holte sein Taschentuch hervor und wischte sich die ganze Spucke ab und ein paar Blutstropfen. Dann stand er auf und verließ das Klassenzimmer.
    «Wir gingen zur Tür und sahen, wie er den Korridor entlangging und dann unten über die Spielwiese zum Tor lief. Er ging nicht ins Lehrerzimmer, um seine Sachen zu holen. Er ging einfach so weg und verließ die Schule. Niemand hat ihn je wiedergesehen.»
    Die Jungen waren außer sich und wollten natürlich über die ganze Sache sprechen, doch Unni weigerte sich. Immer wenn jemand ihm eine Frage dazu stellte, hielt er nur den Finger an die Lippen. Es war, als sei er traurig über den Vorfall, ja, als schäme er sich dafür.
    Noch am selben Tag wurde in der Schule gemunkelt, Simion hätte sich in seinem Haus am Deckenventilator aufgehängt. Nur Unnis Klasse kannte den Grund dafür und beschloss, ohne dass ein Wort darüber verloren wurde, ihr Geheimnis zu hüten. Kein Lehrer pflegte gesellschaftlichen Umgang mit Simion. Sie glaubten alle, sie seien nicht gut genug, um sich mit ihm anzufreunden. Sie wussten nicht, wo er wohnte oder woher er kam. Die Schulverwaltung versuchte, ihn zu erreichen, doch die Angaben in seinen Unterlagen erwiesen sich als falsch. Die Telefonnummer, die er angegeben hatte, war die einer zwanzig Kilometer entfernten Pfarrei in Tambaram, und seine Adresse war schlicht erfunden. Er war ganz offensichtlich nicht der, für den er sich ausgegeben hatte. Wahrscheinlich war Simion Clark nicht einmal sein richtiger Name. Mit dem Benehmen eines Wohlhabenden und seinem britischen Englisch hatte er sich mühelos eine Stelle an der Schule verschafft und dort vier Jahre lang unterrichtet.Niemand wusste, warum er gelogen und seine Identität verschwiegen hat, oder was er damit erreichen wollte. Das ist allen selbst heute noch ein Rätsel.
    «Glaubst du, dass er tot ist?», fragt Ousep.
    «Das weiß keiner genau», sagt Balki. «Und das ist das Unheimlichste. Von dem Augenblick an, als wir erfuhren, dass er tot war, geschah etwas mit uns. Uns war übel, und wir hatten Angst. Wir waren normale Typen. Unsere Eltern hatten uns beigebracht, alles zu fürchten, was irgendwie gefährlich oder abnorm war. Und plötzlich waren wir für den Tod eines Mannes verantwortlich. Deshalb spricht niemand von Simion. Wir befürchten, dass wir ihn getötet haben.»
    «Warum hat Simion all das ertragen? Er hätte nur aufstehen brauchen. Unni wäre von der Schule geflogen.»
    «Das wollten wir auch alle wissen, aber Unni hat sich geweigert, uns etwas darüber zu sagen. Als wir hörten, dass der Mann tot war, wollten wir jedenfalls nicht mehr über ihn sprechen. Alle beschlossen, ihn zu vergessen und sich wieder ans Lernen zu machen. Wenn man sich auf das JEE vorbereitet, muss man sich konzentrieren. Man spielt nicht Kricket, sieht nicht fern, man masturbiert nicht einmal. Beihilfe zum Selbstmord hat da einfach keinen Platz. Deshalb wollten wir die ganze Angelegenheit vergessen.»
    «Ist er tot?», fragt Ousep nochmals.
    Balki nimmt Ousep überraschenderweise eine der beiden Zigaretten aus der Hand und zieht daran. «Ist das respektlos?», fragt er.
    «Möchtest du eine Zigarette?»
    Balki schüttelt den Kopf, steckt die Zigarette wieder zwischen Ouseps Finger und sagt: «Wenn keiner wusste, wo Simion herkam, wo er wohnte und wer er war, dann frage ich mich, von wem die Nachricht stammt, dass er gestorben ist.»
    «Stimmt genau.»
    «Stimmt genau.»
    «Glaubst du, Unni hat das Gerücht in die Welt gesetzt?», fragt Ousep.
    «Es hat zustande gebracht, was Unni wollte: Aus Simion ist ein Geheimnis geworden», sagt Balki. «Über ihn zu schweigen, lag im Interesse aller.»
    «Warum hat Unni all das getan?»
    «Jetzt sind wir wieder bei unserer ursprünglichen Frage: Warum hat Unni es getan?»
    Balki stapelt die Zeitungen ordentlich auf dem Schreibtisch. Er starrt den Kirchturm an, nickt fast unmerklich über etwas, was er nicht artikuliert, und blickt dann wieder auf die Gegenstände im Zimmer. «Oder aber», sagt er, «Simion ist tot, und ich versuche, mir weiszumachen, dass Unni das Gerücht in die Welt gesetzt hat. Alle, die an dem Tag dabei waren, glauben, dass Simion tot ist. Das Gerücht war von Anfang an sehr überzeugend.»
    «Hatte Simion eine Narbe im Gesicht?», fragt Ousep.
    Wie zu erwarten, findet Balki die Frage seltsam. «Nein», sagt er.
    «Hatte er Schnitte

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