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Das verbotene Land 1 - Die Herrscherin der Drachen

Das verbotene Land 1 - Die Herrscherin der Drachen

Titel: Das verbotene Land 1 - Die Herrscherin der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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erstaunte sie.
    »Die Felswände bieten uns Schutz. Hier ist es zu eng. Der Drache könnte seine Schwingen verletzen. Da, seht Ihr, er dreht ab.«
    Na, endlich, dachte Drakonas. Er wollte Bran nicht begegnen. Vermutlich bedeutete sein Erscheinen, dass die Drachen beschlossen hatten, Drakonas' Plan zu unterstützen, doch das passte ihm gar nicht.
    Wie zur Antwort auf seine Gedanken berührte ihn Brans Geist.
    »Unweit von hier liegt ein idealer Lagerplatz«, berichtete der Drache. »Dort ist die Schlucht zu Ende. Am Nordufer ist ein dichtes Wäldchen, ziemlich nah bei der Höhle, die du gern erforschen würdest. Wir treffen uns nach Einbruch der Dunkelheit. Sorg dafür, dass wir nicht gestört werden.«
    »Ich habe noch einmal darüber nachgedacht«, teilte Drakonas ihm mit.
    »Das weiß ich«, erwiderte Bran. »Aber ich bin gekommen, um dich in deinem Plan zu bestärken.«

22
    Am späten Nachmittag ging Drakonas dort an Land, wo der Drache es vorgeschlagen hatte. Als er gemeinsam mit Edward das Boot die Böschung hochzog, verspürte er plötzlich den starken Drang, dem König dringend anzuraten, Melisande und das Boot zu nehmen und immer weiter den Fluss hinunterzufahren. Sie sollten erst anhalten, wenn sie das Meer erreicht hatten.
    Natürlich gab er der Versuchung nicht nach. Seine nüchterne Natur hielt ihn davon ab, etwas so Wildromantisches und Absurdes zu tun. Zum einen wusste er, dass die Frau mit der lodernden Drachenmagie im Blut fahren konnte, so weit sie wollte, über endlose Flüsse und Ozeane, sie würde Maristara dennoch nicht entkommen. Zum anderen war ihm klar, dass er zwar die Menschen loswerden konnte, nicht aber sein Problem.
    So half er, das Boot heraufzuziehen und es unter Farnkraut und Ästen vor neugierigen Blicken zu verbergen. Sie befanden sich flussabwärts von den roten Klippen, die der Fluss offenbar nur an dieser einen Stelle berührte und dann wieder verließ. Das Ufer, an dem sie nun standen, war ebenso wie die gegenüberliegende Böschung wie bisher dicht bewaldet. Nach der brausenden Fahrt durch die Felsen strömte das Wasser hier wieder gemächlicher.
    Der Sonnenuntergang brachte die Blätter am jenseitigen Ufer zum Glitzern. Wasser und Himmel hatten die gleiche graublaue Färbung. Seit der Drachenhöhle hatte Melisande kein Wort mehr gesprochen. Nun saß sie auf den Wurzeln einer Weide, sah versonnen auf das Wasser und zwirbelte dabei geistesabwesend Weidenblätter in den Händen.
    Edward lief ruhelos am Strand auf und ab. Aus Mitgefühl erinnerte Drakonas den König, dass ihre Vorräte langsam zur Neige gingen. Vielleicht konnte er ein paar Fische erbeuten. Nach einem langen, sehnsüchtigen Blick auf Melisande, die davon nichts bemerkte, murmelte Edward etwas in sich hinein und verschwand im Wald.
    »Der Drache hat ihnen etwas Scheußliches über mich erzählt, oder?«, meinte Melisande. Sie zupfte ein Blatt nach dem anderen von dem Zweig und warf alle ins Wasser.
    »Wie bitte, Priesterin?« Drakonas hatte nicht zugehört. Er hatte an frisches Fleisch gedacht, seine einzige Schwäche. Darauf hatte er immer schnell wieder Appetit.
    »Der Drache muss Bell … den Soldatinnen eingeredet haben, ich hätte etwas Schreckliches getan. Sonst würden sie mich nicht töten wollen. Ich frage mich nur, was er Bell … ihnen erzählt hat.«
    »Wahrscheinlich, dass Ihr mit Eurem Liebhaber davongelaufen seid«, erwiderte Drakonas wie selbstverständlich. In Gedanken war er bei einer gebratenen Hirschkeule.
    Als er zu ihr hinübersah, bereute er seine Worte sogleich. Alle Farbe war aus ihrem Gesicht gewichen. Sie war kreidebleich. Aber sie sagte nichts, sondern starrte auf den träge dahinströmenden Fluss. Ihre Hände lagen leblos in ihrem Schoß.
    »Ja«, murmelte sie schließlich bedrückt. »Das hat er Bell … ihnen bestimmt erzählt.«
    Jetzt überzog sich der Himmel mit Rot, Orange und Purpur. Das letzte Aufbäumen der schwindenden Sonne. Melisandes Blick wanderte flussaufwärts zu den roten Felsen, die sie lange forschend ansah. Sie wartete, aber nicht hoffend, sondern ohne jede Hoffnung.
    Sie wartet auf ihre Geliebte, begriff Drakonas. Denn sie wird kommen. Sie wird sich nicht abschrecken lassen, ganz gleich, was der Drache sagt. Sie wird ihr nachkommen, und Melisande weiß das.
    Als ihr Blick plötzlich zu ihm herüberschwenkte, lag ein Hauch des Sonnenfeuers darin.
    »Ihr wisst so viel über uns und unser Reich. Sogar von den Babys. Edward sagt, Ihr wusstet – oder ahntet zumindest

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