Das verbotene Land 1 - Die Herrscherin der Drachen
Drakonas anzusehen.
»Sie ist freiwillig mitgekommen.«
Edward wollte etwas sagen, doch dann verbiss er sich die Worte. Trübselig schaute er zum Fluss.
»Sie hielt Euch für tot, Edward«, beantwortete Drakonas die unausgesprochene, quälende Frage. »Sie hat Bellona erzählt, dass Ihr versucht hattet, sie zu verteidigen. Dafür hält sie Euch in Ehren.«
»Ich hoffe, ich begegne diesem Grald eines Tages wieder!«, knirschte der König.
»Das hoffe ich auch«, pflichtete Drakonas ihm bei. »Und ich bin keiner, der sich große Hoffnungen macht.«
Die beiden schwiegen. Edward betrachtete den Fluss, Drakonas wartete auf das, was nun kommen musste.
»Ich weiß nicht, was in mich gefahren war«, gestand Edward schließlich. »Ich hätte sie nie anrühren dürfen. Sie war so schön, und die Sonne schien so warm. Es war, als wären wir die einzigen Menschen in einer Welt, die allein für uns erschaffen wäre.«
»Ihr seid ein Mensch«, sagte Drakonas.
Edward seufzte. Er legte beide Arme auf die Knie und ließ seinen Kopf nach vorn sinken. »Ihr meint, ich bin schwach.«
»Nein«, entgegnete Drakonas. »Ich meine, dass sie schön war, und die Sonne schien und es nur Euch beide auf der Welt gab.«
Mit einem bedrückten Lächeln hob Edward den Kopf. »Es spielt ohnehin keine Rolle. Jetzt ist es aus und vorbei. Sie ist verschwunden, und ich habe versagt. Ich habe alle enttäuscht, die mir je vertraut haben – Melisande, mein Volk, denn der verfluchte Drache wird immer noch da sein, wenn ich wiederkomme, und meine Frau. Arme Ermintrude. Wie kann ich ihr je wieder in die Augen sehen?«
Drakonas hätte antworten können, dass Edward zumindest eines erreicht hatte. Wenn er heimkehrte, würde der böse Drache verschwunden sein. Aber das durfte Drakonas offiziell noch gar nicht wissen, also hielt er den Mund. Er konnte nichts sagen, was den König getröstet hätte. Darum wartete er still auf das, was nun folgen musste. Im nächsten Moment kam es auch schon.
»Eine gibt es, die ich nicht im Stich lassen werde«, beschloss der König.
»Lasst es gut sein, Edward«, mahnte Drakonas.
»Ihr wisst nicht, was ich meine.«
»Oh, doch, das weiß ich. Aber es wird keinem von Euch helfen. Es führt nur zu weiterem Leid, für Euch und für sie.«
Langsam schüttelte Edward den Kopf. »Nein, das geht nicht. Wenn sie ein Kind bekommt, ist es von mir. Dann muss ich einfach …«
»Es könnte auch von Grald sein«, erinnerte Drakonas ihn ohne Umschweife.
Unsicher kam Edward wieder hoch. Seine Fäuste waren geballt, als er mit lodernden Augen auf Drakonas herabstarrte.
»Glaubt Ihr etwa, das spielt für mich eine Rolle? Wenn Ihr wirklich denkt, dass ich ein Mann bin, der seinen Spaß hat und sie dann im Stich lässt, dann treffen wir uns zum Ehrenduell wieder, um diese Sache beizulegen!«
»Nein, für einen solchen Mann halte ich Euch nicht«, lenkte Drakonas ein, obwohl er innerlich ergänzte: »Obwohl ich wünschte, Ihr wärt es.«
Edward schwankte, blieb aber stehen.
»Ihr müsst sie finden. Ihr seid der Einzige, den ich schicken kann, der Einzige, dem sie vertrauen würde. Ich werde nichts von ihr verlangen, das müsst Ihr ihr versichern. Wenn sie aber schwanger ist, werde ich für sie und das Baby sorgen. Das ist alles. Ich tue für sie, was ich nur kann. Werdet Ihr nach ihr suchen und ihr das sagen, Drakonas?«
Du wärst besser gestorben, sagte Drakonas im Stillen zu ihm. Es wird der Tag kommen, an dem du es dir wünschst. Aber wenn du bereit bist, deine Verantwortung zu tragen, dann sollte ich wohl auch bereit sein, meine eigene zu übernehmen.
»Ich tue, was ich kann«, versprach Drakonas, nicht ohne warnend hinzuzufügen: »Aber leicht wird das nicht.«
Weder für dich noch für uns alle.
28
Der Fluss trug Edward nach Hause – zu seiner Frau und in sein Reich, wo man ihm einen triumphalen Einzug bereitete. Das erstaunte ihn sehr, doch offensichtlich war der Drache schon vierzehn Tage nicht mehr gesichtet worden. Die Menschen glaubten natürlich, ihr König hätte das Untier vertrieben. Edward wollte Einwände erheben, aber das Volk brauchte einen Helden, wie Gunderson ihm erklärte, und da war es nur recht und billig, wenn sie ihren Herrscher in dieser Rolle sahen.
Also hielt Edward den Mund und nahm die Lobreden huldvoll zur Kenntnis, obwohl er innerlich wusste, dass er sie nicht verdient hatte, ganz gleich, was Gunderson zu ihm sagte. Über seine Abenteuer redete er wenig, was seine Söhne bitter
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