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Das verbotene Land 1 - Die Herrscherin der Drachen

Das verbotene Land 1 - Die Herrscherin der Drachen

Titel: Das verbotene Land 1 - Die Herrscherin der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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darauf, dass er sich ehrenhaft verhielt. Dennoch betete Gunderson des Nachts im Stillen, dass die Frau niemals wieder auftauchen würde.
    Ermintrude betete einfach darum, dass endlich geschehen würde, was geschehen musste, so wie man an einem heißen, schwülen Tag das erlösende Gewitter herbeisehnt.
    Edward trug Gunderson auf, Drakonas unverzüglich zu ihm zu führen, zu jeder Tages- und Nachtzeit. Daneben hatte er gerade ein Bankett für seinen Schwiegervater, den König von Weinmauer, ausgerichtet, der seinem Schwiegersohn ganz öffentlich für seine Heldentaten die Ehre erweisen wollte. In Wahrheit schnüffelte er herum und versuchte, sich bei den Grenzfürsten einzuschmeicheln, denen er vage Hoffnungen machte, um sie für sich zu gewinnen. Doch alle standen fest zu ihrem König, so dass Weinmauer enttäuscht abziehen musste.
    Schließlich erhoben sich die Gäste. Wer nüchtern genug war, wankte auf eigenen Beinen zum Bett, die anderen wurden von der Dienerschaft unterstützt. Edward und Ermintrude hatten sich in ihre Familiengemächer zurückgezogen, aber sie waren noch nicht schlafen gegangen, sondern saßen am Kamin und lachten über die Enttäuschung ihres Vaters. Natürlich hatten ihre Spione ihnen alle Einzelheiten über seine fehlgeschlagene Intrige zugetragen. Ermintrude genoss ihren Glühwein, als Gunderson in die Tür trat und Edward mit einem Blick zu sich bedeutete.
    »Entschuldige, mein Schatz«, sagte Edward. Er drehte sich um und sah, wie sie mit dem warmen Becher in der Hand und einem zitternden Lächeln auf den Lippen im Raum stand. »Dringende Staatsgeschäfte. Warte nicht auf mich.«
    Er war gegangen, noch ehe sie ein Wort erwidern konnte. Ermintrude setzte sich wieder und betrachtete, wie die Flammen das Holz verzehrten, bis die Scheite schwarz wurden und zu brechen begannen.
    Edward und Gunderson eilten in den Hof hinaus. Es war eine kalte Nacht, aber die Luft duftete bereits nach Frühling. Gunderson hatte den Besucher in den Stall geführt. Dort entzündete er eine Laterne und sah sich gründlich um, damit ganz sicher niemand mithörte.
    »Wir sind allein«, meldete er.
    »Drakonas?«, rief Edward in die Dunkelheit, die nach Heu und Pferden roch.
    Aus den Schatten trat sein Reisegefährte. Im Gegensatz zu Edward hatte er sich überhaupt nicht verändert.
    »Wart Ihr krank, Majestät?«, fragte Drakonas.
    »Nur voller Sorge«, tat Edward seine Bemerkung rasch ab. »Was könnt Ihr mir sagen, Drakonas? Habt Ihr sie gefunden?«
    »Das habe ich«, antwortete dieser ungerührt.
    »Und – ist sie …?«
    »Sie ist.«
    »Ich wusste es«, flüsterte Edward. »Irgendwie habe ich es gewusst. Geht es ihr gut? Ist sie in Sicherheit?«
    Drakonas nickte bestätigend auf jede seiner Fragen, obwohl das gelogen war.
    »Und Ihr habt ihr das Geld gegeben?«
    »Sie wollte es nicht annehmen.« Drakonas reichte dem König die Börse.
    Abwesend streichelten dessen Hände das Leder. Er seufzte. »Ich hoffte, sie würde es nehmen, aber ich habe selbst nicht daran geglaubt.«
    Sein Herz sehnte sich danach zu erfahren, wo Melisande war, aber er hatte gelobt, das nicht zu tun, und dieses Versprechen hielt er jetzt ein.
    Dennoch konnte er sich eine sehnsüchtige Frage nicht verkneifen: »Hat sie von mir gesprochen? Will sie mir etwas mitteilen? Kann ich denn gar nichts für sie tun, Drakonas, vielleicht ohne dass sie es erfährt?«
    Drakonas antwortete nicht sofort. Sein Blick wanderte zu Gunderson, der schweigend in der Dunkelheit stand. Der alte Mann sah in Drakonas' Augen, was dieser sagen wollte, und dieser erkannte in den Augen von Gunderson die Bitte, es nicht auszusprechen.
    Aber Drakonas ignorierte ihn. Er hatte einige höchst unerfreuliche Tage in Gesellschaft der zürnenden Anora verbracht, die ihm – wie vorhersehbar – gedroht hatte, ihm die Fähigkeit zu entziehen, als Mensch herumzulaufen, wenn er in Bezug auf Melisande nicht endlich sein »bedauernswert schwaches und sentimentales Menschenverhalten« ablegte, wie sie es ausdrückte.
    Das hätte er leicht abtun können, denn trotz seiner respektvollen Bewunderung für Anora würde diese niemals in der Lage sein, nachzuvollziehen, wie es war, in zwei Körpern gleichzeitig in zwei verschiedenen Welten zu existieren. Nein, es war etwas anderes geschehen, das Drakonas' Herz gegenüber allen Menschen und ihren Problemchen verhärtet hatte.
    Bran war tot.
    Wie bei seinem Vater hatte jemand versucht, seinen Tod als Unfall erscheinen zu lassen. Man hatte den

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