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Das verbotene Land 1 - Die Herrscherin der Drachen

Das verbotene Land 1 - Die Herrscherin der Drachen

Titel: Das verbotene Land 1 - Die Herrscherin der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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Bett geholt hatte, mit dem Ruf ins Gemach der Meisterin.
    Bellona lauschte zunächst skeptisch, dann erstaunt, dann erschüttert. Während Melisande berichtete, wie Edward aufgetaucht war und sie vor dem Drachen gerettet hatte, stieg in Bellona wieder die Vision auf, die Lucretta im Auge gezeigt hatte: Melisandes Gesicht und das des Mannes. Plötzlich sah sie alles in einem anderen Licht, ohne die Wolke der wütenden Eifersucht. Das waren nicht die Mienen von Liebenden beim heimlichen Stelldichein. Aus diesen Gesichtern sprach Furcht, das Entsetzen zweier Menschen, die versuchten, dem sicheren Tod zu entgehen.
    Sie sah auch das Bild des Drachen vor sich, der über Grald schwebte, und ab diesem Moment begann Bellona, Melisande Glauben zu schenken. Dieser Glaube verfestigte sich, als Melisande ihr berichtete, was sie über die kleinen Jungen erfahren hatte, die geraubt und in die Sklaverei verschleppt wurden. Bellona dachte an den Wagen und die Windel darin, aber auch an Lucretta, die sich auf so unerklärliche Weise verändert hatte.
    Schließlich war Melisandes Geschichte zu Ende. Sie sprach weder von Edward noch von ihrem Tag voller Ekstase, auch nicht von dem Abend voller Schmerz und Blut. Während die Nacht immer dunkler wurde, regte sich kein Lüftchen. Kein Blatt raschelte, kein Tier rührte sich. Der Fluss strömte still an ihnen vorbei, als hätte er sein Lied vergessen. Vielleicht lauschte er auch nur, wie es Drakonas tat, der unsichtbar hoch oben zwischen den Wolken kreiste.
    »Du musst mich für verrückt halten«, meinte Melisande zum Schluss.
    »Am Anfang, ja, als du von dem Drachen anfingst«, gab Bellona zu. »Aber jetzt nicht mehr.«
    Sie griff an ihren Gürtel und zog das Tuch heraus, das dort gesteckt hatte. »Das hier habe ich auf dem Wagen gefunden. Ich habe es mitgenommen, keine Ahnung, warum. Ich glaube, ich wollte Lucretta danach fragen.« Kopfschüttelnd brach sie ab. »Die arme Lucretta. Ich habe sie nie gemocht. Aber dieses Schicksal hat sie nicht verdient.«
    »Du musst zurückkehren«, beschwor Melisande ihre Freundin mit einem festen Händedruck. »Versprich mir, dass du Lucretta irgendwie von dem Tod im Leben befreist, den sie erdulden muss. Versprich mir, dass du unser Volk von dem Drachen erlöst.«
    »Wir kehren zusammen nach Seth zurück, Melis. Wir werden das Ungeheuer gemeinsam besiegen.«
    Melisande schlug die Augen zu und schüttelte den Kopf.
    Die Kriegerin bekam Angst. Es sah Melisande gar nicht ähnlich aufzugeben.
    »Es ist ganz allein meine Schuld, Melis«, stammelte Bellona. »Wenn ich dich richtig geliebt hätte, hätte ich an dich geglaubt. Mir wäre klar gewesen, dass du nie davongelaufen wärst, auch wenn du eine neue Liebe gefunden hättest. Als Lucretta mir euch beide zeigte, wusste ich, dass da etwas nicht stimmte, aber ich habe es nicht hinterfragt. Ich habe nur gesehen, was ich sehen wollte. Wenn jemand um Verzeihung bitten muss, dann ich.«
    Sie bückte sich, um Melisande einen zärtlichen Kuss zu geben.
    »Vergib mir, dass ich dich falsch gesehen habe.« Bellona zögerte, dann riss sie sich zusammen. »Soll ich nach dem König oder nach diesem Drakonas suchen?«
    »Nein.« Melisande erschauerte. »Sie sind beide tot. Ganz sicher. Sie starben bei dem Versuch, mich zu retten, Bellona. Ich hörte Edwards Schrei, und dann … dann …«
    Melisande umschlang Bellonas Hals und klammerte sich an ihre Freundin. Sie wollte ihr von der Vergewaltigung erzählen, von dem furchtbaren Schmerz und von dem entsetzlichen Bild des Drachen, der über ihr gehockt hatte. Doch sie brachte es nicht fertig. Ihre Worte hätten das Geschehen nur noch realer gemacht.
    »Weißt du, wo sein Reich liegt?«, fragte Bellona sanft.
    Melisande nickte. »Weiter südlich von hier, flussabwärts.«
    »Dort ziehen wir hin und sagen seinen Leuten, wo die Leichname zu finden sind.«
    »Ich liebe dich, Bellona«, flüsterte Melisande. »Ich werde dich immer lieben. Ich hoffe, du kannst mir verzeihen.«
    »Wenn du mir vergibst, wiegen unsere Sünden gleich schwer«, versicherte Bellona. »Und jetzt lass uns diesen unglücklichen Ort verlassen.«
    Die Kriegerin hob ihre Freundin auf und trug sie zum Boot. Dort wickelte sie die Priesterin in eine Decke, gab ihr kühles Wasser zu trinken, wusch das misshandelte Gesicht und die Hände und wartete geduldig an ihrer Seite, bis Melisande endlich in den tiefen Schlaf der Erschöpfung fiel.
    Trotz ihrer eigenen Müdigkeit schob Bellona das Boot in den Fluss, stieg

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