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Das verbotene Land 1 - Die Herrscherin der Drachen

Das verbotene Land 1 - Die Herrscherin der Drachen

Titel: Das verbotene Land 1 - Die Herrscherin der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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ihm entgegenkam. Beim Anblick seines blassen, verhärmten Gesichts nahm sie seine Hände und führte sie an ihre Lippen.
    »Mein Schatz«, sagte Edward leise. »Könntest du ein Kind lieben, das meines, aber nicht deines ist?«
    »Das also steckt dahinter?«, sagte sie. »Deshalb isst du nicht mehr und vergrübelst halbe Nächte? Mehr nicht?«
    »Ich habe kein Recht, dich um Verzeihung zu bitten, aber das Kind trifft keine Schuld. Und die Mutter bittet mich, es zu nehmen.«
    »Mein Guter«, unterbrach ihn Ermintrude. »Du bist nicht der erste untreue Ehemann auf der Welt und gewiss nicht der letzte. Ein Kind sollte im Haus seines Vaters aufwachsen. Bring mir das Baby, und ich werde es lieben wie Wilhelm oder Harry.«
    Edward brachte kein Wort heraus, so voll war sein Herz. Er drückte sie an sich und fühlte, wie die schwere Bürde der Scham und der Schuld von ihm abfiel. In dieser Nacht kam er in ihr Bett, und obwohl sie sich nicht vereinigten, hielten sie einander fest und redeten die ganze Nacht. Erst als er seine Reue lange genug gezeigt hatte, schlief er friedlich ein, den Kopf an ihrem Herzen.
    Ermintrude lag noch wach. Sie starrte in das fahle Morgenlicht, und als er es nicht mehr sehen konnte, rannen stille Tränen über ihre Wangen.
    Die Wunde, die er ihr zugefügt hatte, blutete heftig. Aber das war gut, denn so würde sie nicht schwären.

29
    Edward wusste nicht, dass er zu Melisande hätte laufen können. Sie wohnte bei Bramfell. Das Dorf hieß Sheepcote, denn die Bewohner lebten entweder von Schafen oder von deren Erzeugnissen. Es war nur eine Ansammlung gemütlicher, kleiner Katen, die der Besitzer der Tuchfabrik erbaut hatte, wo die Weber die Wolle verarbeiteten. Die Fabrik gab es noch nicht lange. Früher hatten die Weber zu Hause gearbeitet, doch dazu hatte man die Wolle im ganzen Land in verschiedene Häuser verteilen und die fertige Ware anschließend wieder dort abholen müssen. Wenn die Weber an einem Ort zusammenkamen, sparte dies Zeit und Geld, und zudem genossen es die Menschen, nicht allein arbeiten zu müssen.
    Als Melisande gemerkt hatte, dass sie schwanger war, hatte sie darauf bestanden, nach Idlyswylde zu ziehen.
    »Ich werde nicht für das Kind sorgen können«, hatte sie Bellona erklärt. »Ein Sohn sollte im Haus seines Vaters aufwachsen.«
    Bellona hatte nicht allzu lange widersprochen. Melisande hatte sich von den Torturen nie richtig erholt. Ihr Körper heilte, denn sie war jung und kräftig, aber ihre Seele litt wie eine blühende Rose, die ein früher, grausamer Frost erwischt hatte. Auch die Schwangerschaft verlief schwierig. Ihr war ständig übel. Nichts konnte sie bei sich behalten. Die Hebamme tröstete sie, dass dies in den ersten drei Monaten häufig vorkam. Später war es ungewöhnlicher, doch auch solche Fälle waren ihr bekannt, und auch alle diese Frauen hatten gesunde Kinder zur Welt gebracht.
    Bellona hegte ihre Zweifel, sagte aber nichts. Sie sah zu, wie Melisande Tag für Tag runder und schwächer wurde, als würde das Baby ihr das Leben aussaugen. Die Kriegerin war voller Sorge.
    Melisande verdingte sich in der Fabrik als Weberin, doch als ihre Schwangerschaft deutlicher wurde, musste sie zu Hause bleiben. Es galt als unschicklich, wenn eine Frau in ihrem Zustand arbeiten ging. Doch sie hatte ein Talent für Stickerei und feine Näharbeiten, das der Fabrikbesitzer bald bemerkte. So versorgte er sie mit Aufträgen vom Adel und von wohlhabenden Bürgern.
    Zwischendurch webte sie eine Decke für ihr Kind, und wenn sie so an ihrem Webstuhl saß, war sie am glücklichsten. Oft sang sie dabei leise ein Frühlingslied vor sich hin.
    Bellona gab sich als Melisandes Ehemann aus, denn sie hatte gesehen, dass Frauen in dieser Gesellschaft als persönliches Eigentum galten. In Männerkleidung ging sie aufgrund ihrer muskulösen Gestalt und ihrer ausgezeichneten Kondition leicht als hübscher, gut rasierter Jüngling durch. Nur mit den Schafen kam sie überhaupt nicht zurecht. Stattdessen verschaffte ihre Treffsicherheit mit dem Bogen ihr eine Stelle als Wildhüter. Der König besaß in der Nähe ein großes Jagdrevier, und sie hatte dafür zu sorgen, dass niemand dort wilderte. Wegen ihrer Streifzüge durch den Wald war sie oft nicht zu Hause und damit nicht bei Melisande, doch sie brauchten das Geld, um den harten Winter zu überstehen. Zudem versicherte Melisande ihr, dass es ihr nichts ausmachte, allein zu sein.
    Die beiden standen einander näher denn je, denn nun

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