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Das verbotene Land 1 - Die Herrscherin der Drachen

Das verbotene Land 1 - Die Herrscherin der Drachen

Titel: Das verbotene Land 1 - Die Herrscherin der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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Handschuh lag. So sehr er sich auch bemühte, er konnte die Illusion nicht durchdringen. Dennoch hoffte er, dass Drakonas seinen Blick auffing und dessen Bedeutung verstand.
    »Ich werde Eure Meisterin freilassen.« Edward versuchte, Zeit zu gewinnen. »Aber gebt mir Gelegenheit, alles zu erklären. Ich versichere Euch, dass ich ihr nicht schaden wollte.«
    Melisandes hoch erhobenes Haupt und die straff gespannten Lippen zeugten von Ablehnung.
    Es war die Meisterin, die sich zu Wort meldete. »Wir wollen ihn anhören«, entschied sie.
    Melisande bedachte den König mit einem vernichtenden Blick. »Leg sie auf den Boden. Aber vorsichtig, sie ist sehr schwach.«
    Edward tat wie geheißen und ging in die Knie, um die Frau in ihrer seidenen Decke behutsam auf den Steinboden zu betten. Dabei hielt er eine Hand unter ihren Kopf wie bei einem Baby, damit sie nicht auf dem Fels aufschlug. Er schaute ihr direkt in die Augen – und dort wartete eine Finsternis, die schwärzer war als die letzte Nacht des letzten Tages am Ende der Welt. In dieser Schwärze erkannte er eine wachsende Bosheit, ein atmendes, lebendes Wesen, das mit kalten, starken Händen nach seinem Herzen langte und es allmählich zusammendrückte, bis ihm das Atmen schwer fiel.
    Schaudernd zuckte er zurück und geriet vor lauter Entsetzen aus dem Gleichgewicht. Sein Bein gab nach, und er fiel auf die Knie, doch er konnte sich nicht von den schrecklichen Augen der Greisin lösen. Sie ließ ihn nicht los.
    »Jetzt sollst du ihn bestrafen, Melisande«, ordnete sie an.
    Der König riss sich von ihren Augen los und starrte zu dem Gesicht aus dem Topas, von dem er geträumt hatte.
    Bleich wie Eis und gleißend blau streckte Melisande die Hände vor.
    Grellweiße Lichtstränge zuckten aus ihren Fingern und wanden sich um Edwards Körper. Die Priesterin packte das Lichtseil, hob ihn empor und schlug ihn gegen die Felswand.
    Der vernichtende Schmerz raubte ihm die Sicht. Er schmeckte Blut im Mund und spürte, wie er in die bösartige Finsternis in den Augen der Alten fiel.
    Noch während er dagegen ankämpfte, hörte er Melisandes weiche Stimme, die voller Sorge raunte: »Meisterin, geht es dir gut? Hat er dir etwas getan?«
    Und eine brüchige Stimme antwortete: »Es ist alles gut, Melisande. Nur ruhig. Kümmere du dich um diesen Eindringling. Ich glaube, er hat sich noch einmal gerührt.«
    »Das will ich, Meisterin. Er wird dir nichts mehr tun.«
    Schon stand ihre bleiche Schönheit über ihm.
    Die Finsternis schlug zusammen und verschlang ihn.

13
    Auf der anderen Seite der Illusion wartete Drakonas in der Finsternis, die für ihn nicht dunkel war, weil er wenigstens eine Ahnung von der Wahrheit hatte. Er musste sich sputen, denn wenn er mit seiner Vermutung richtig lag, blieb ihm nicht viel Zeit. Er wusste, dass die Illusion noch hielt, denn er hatte gesehen, wie Edward sich suchend nach ihm umschaute. Der arme König wurde immer noch davon genarrt.
    Doch andere Augen, die wissender waren als Edwards, konnten die Wand durchdringen, und diese Augen durften ihn nicht bemerken.
    Um die Aufmerksamkeit nicht auf sich zu lenken, stand er nur langsam auf und drückte sich flach an die Wand. Seine Gedanken füllten sich mit der Vorstellung von dem Berg. Er schlang dessen Gebeine um sich und wurde selbst zum Berg.
    Der König lag ganz nah an der scheinbaren Wand, so nah, dass Drakonas ihn hätte berühren können. Doch das tat er nicht, nicht einmal um zu sehen, ob der König lebendig war oder tot. In seiner eigenen Illusion verborgen wartete Drakonas wachsam ab.
    Melisandes Arbeit war getan, ihre Magie verbraucht. Nun eilte sie wieder zur Meisterin und kniete neben ihr nieder.
    Der Atem der Drachenmeisterin ging in flachen, gurgelnden Zügen. Sie schien um jeden Atemzug zu ringen.
    Melisande schob eine Hand unter die mageren Schultern, hob den Kopf an und bettete ihn auf die zusammengeschobenen Falten der Decke. Dann ließ sie die Meisterin wieder herunter.
    »Der Boden ist kalt. Du solltest nicht hier liegen. Kannst du aufstehen?«
    Ihre Gebieterin schüttelte den Kopf. »Lass mich … einen Augenblick ausruhen.«
    Sie sah so krank aus, dass es Melisande Angst einjagte. Hilflos nahm sie die schmale, runzlige Hand der Meisterin und legte sie an ihre Wange, die vom Regen und den Tränen der Angst und Selbstvorwürfe feucht war.
    »Es tut mir so Leid, Meisterin. Ich hätte hier sein sollen, um dich zu beschützen. Verzeih mir.«
    »Schsch, Melisande«, flüsterte die alte

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