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Das verbotene Land 2 - Drachensohn

Das verbotene Land 2 - Drachensohn

Titel: Das verbotene Land 2 - Drachensohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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und Evelina verschwunden waren, setzte Nem sich auf. Die plötzliche Bewegung tat weh. Er sog die Luft durch die Zähne und wartete, bis der Schmerz verging. Vorsichtig löste er das blutige Hemd von seiner Brust, um die Wunde zu untersuchen. Die Blutung hatte aufgehört. Die tiefe Wunde war bereits am Heilen.
    Evelina hatte ungezielt und übereilt zugestochen. Die Klinge war von einer Rippe abgeglitten und am Knochen entlang geschrammt. Zu seinem Glück waren keine wichtigen Organe verletzt. Ein durchbohrtes Herz konnte nicht einmal Drachenmagie heilen.
    Ein durchbohrtes Herz …
    Die Stimme seines Vaters rief nach ihm.
    Nem achtete nicht darauf. Geschützt von seiner inneren Leere hockte er allein in der Finsternis.

33
    Die kleine Straße war noch größtenteils in Schatten getaucht, weil die Sonne noch nicht hoch genug stand. Vielleicht gelangten ihre Strahlen nie bis zum Boden, denn die Häuser standen hier sehr dicht. Ihre schlecht gefügten oberen Stockwerke ragten in waghalsigen Winkeln in die Gasse hinein. Markus und Evelina hielten sich im Schatten und mieden die wenigen Stellen, wo doch ein wenig Sonne hineinschien. Markus fürchtete, sie könnten in die falsche Richtung laufen, doch wann immer irgendwo die Sonne zu sehen war, kam sie von links. Er sah sich fortwährend nach Verfolgern um, konnte jedoch keine entdecken.
    Der Drache hatte es aufgegeben, an seiner inneren Tür zu kratzen. Markus wusste nicht, ob das gut oder schlecht war. Es war gut, wenn es bedeutete, dass der Drache vorerst abgelenkt war. Schlecht war es, wenn es hieß, dass er genau wusste, dass Markus ihm ohnehin bald in den Rachen laufen würde.
    Markus beschloss, das Risiko einzugehen. Vorsichtig öffnete er die Tür zur Magie ein wenig. »Drakonas!«, rief er und wartete gebannt.
    Keine Antwort.
    »Drakonas«, wiederholte Markus. Seine eigenen Farben flammten in drängendem Orange auf. »Ich brauche deine Hilfe! Drakonas!«
    Nichts. Die Farben seines Mentors waren spurlos verschwunden, als hätte es sie nie gegeben.
    Markus gab auf und lief weiter. Er hatte keine Wahl.
    Die Gasse bog nach Westen ab, beschrieb einen neuerlichen Knick und endete plötzlich auf einer Hauptstraße, aus der ihnen Stimmengewirr entgegenklang, das zwischen den schluchtartigen Mauern der engen Nebenstraße widerhallte. Der Prinz wurde langsamer. Vor der Hauptstraße brachte er Evelina zum Stehen.
    Die Straße vor ihm war voller Menschen. Da waren nicht lauter zauberkundige Mönche in braunen Kutten, sondern die Bewohner von Drachenburg. Es hätte ein Markttag in Ramsgate-upon-the-Aston sein können. Die meisten trugen schlichte, praktische Kleider aus handgewebtem Tuch. Bei einigen deuteten Lederschürzen auf ihr Handwerk als Kesselflicker oder Schneider hin. Andere wirkten schmal wie Ladeninhaber oder waren von der Sonne gebräunt, weil sie das Land bestellten.
    »Eine Stadt wie jede andere«, sagte er sich. Im gleichen Atemzug erkannte er, dass sie eben dies nicht war.
    Hier und dort zogen Mönche in braunen Kutten durch die Menge.
    »Worauf warten wir denn jetzt schon wieder?«, wollte Evelina ungeduldig wissen.
    »Die Mönche«, klärte er sie auf. »Ich glaube, sie suchen uns.«
    Erschauernd suchte Evelina seine Nähe.
    Die meisten einfachen Bürger waren in heller Aufregung. Sie versuchten herauszufinden, woher die Explosion stammte, welche die ganze Stadt erschüttert hatte. Die Mönche hingegen bahnten sich mit finsterer Zielstrebigkeit ihren Weg durch die Menge und starrten jedem Einzelnen ins Gesicht.
    Evelina umklammerte Markus' Hand. »Wie weit ist es noch bis zur Mauer?«
    »Die ist auf der anderen Seite der Häuser. Du siehst sie dort über die Dächer hinausragen.«
    Evelina stellte sich auf die Zehenspitzen, doch sie war zu klein.
    »Was machen wir jetzt?«
    »Hier können wir nicht bleiben«, beschloss Markus. Es gefiel ihm gar nicht, dass die Mönche genau in der Straße umherstreiften, die sie zu überqueren hatten. Als ob sie Bescheid wüssten. Er zog die Kapuze über das Gesicht.
    »Wir mischen uns unter die Menge.« Nach einer kurzen Pause sagte er leise zu dem Mädchen: »Du hast Blut an den Kleidern.«
    Evelina sah auf ihr Mieder hinab, das tatsächlich blutbespritzt war. Nems Blut. Sie schlug die Augen nieder. In ihr regten sich Scham und Schuldgefühle, doch sie wusste nicht, weshalb.
    Nem hatte den Tod verdient. Er war ein Monster. Sie würde ihn ohne Zögern wieder niederstechen. Doch sie wünschte, sein Blut würde nicht an ihr

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