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Das verbotene Land 2 - Drachensohn

Das verbotene Land 2 - Drachensohn

Titel: Das verbotene Land 2 - Drachensohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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benutzen«, riet er ihr, trat in den Gang und schloss die Tür.
    »Jetzt können wir zu Grald gehen«, teilte er dem Mönch mit, um klarzustellen, dass er diese Entscheidung selbst getroffen hatte.
    Es spielte keine Rolle. Der Mönch verbeugte sich nur erneut, machte kehrt und ging voran.
    Nem folgte ihm. Sie marschierten den Gang entlang und dann die Wendeltreppe zum Erdgeschoss des Gästehauses hinunter. Dabei fragte sich Nem, welche Gäste eine Stadt beherbergte, die niemand finden konnte.
    Die Abtei war das größte und älteste Gebäude in Drachenburg. Das jedenfalls behauptete der Mönch, der Nem unzusammenhängend einiges über ihre Geschichte erzählte. Sein konfuser Bericht ähnelte der Abtei selbst. Sie stand zu Füßen des Berges, dessen Gebeine für ihre Erbauung verwendet worden waren. Die Stadt war um sie herum gewachsen, bis die Mauer der weiteren Ausbreitung Einhalt gebot. Zusätzlich hatte sich die Stadt inzwischen in den Berg hineingegraben.
    Wie alle anderen Bauwerke hier war auch die Abtei ohne Rücksicht darauf errichtet, ob die Steine wirklich passten. Sie wurden später ohnehin von Drachenfeuer miteinander verbunden. Ursprünglich hatte es nur eine Ebene gegeben, ein langes Rechteck mit einem Strohdach auf Holzbalken. Später waren drei Stockwerke hinzugekommen. Die Bewohner hatten so drachenuntypische Elemente wie Türen und Fenster, Treppen und ein Schieferdach hinzugefügt. Mit der Zeit waren auch Nebengebäude entstanden, teilweise durch die Drachen errichtet, größtenteils jedoch durch die Menschen, die ohne Drachenmagie im Blut geboren waren und daher als Arbeiter, Ammen oder Wachen für jene dienten, die mit dem so genannten »Blutfluch« gesegnet waren.
    »Was ist der Blutfluch?«, wollte Nem wissen. Für ihn klang dieser Ausdruck finster und bedrohlich. Regen hatte eingesetzt. Über dem Berg hingen graue Sturmwolken.
    »Das sind die Farben in unseren Gedanken«, erklärte der Mönch. »Die Augen des Drachen, der ständig über uns wacht. Das Feuer, das innen und außen brennt. Der Schmerz und der Hunger, der uns vor dem Wahnsinn bewahrt.«
    Die Gedankenfarben, das Feuer und die ewig wachsamen Augen des Drachen waren Nem vertraut. Doch der Verweis auf den Wahnsinn wunderte ihn, obwohl er dessen Abglanz in den Augen des Mönchs erkannte.
    Nem wollte den Mann loswerden. Als sie den Hauptbau der Abtei erreichten, teilte er ihm mit, ab hier käme er allein zurecht.
    Doch der Mönch wollte nichts davon hören. Grald hatte ihm befohlen, Nem zu ihm zu bringen, und der Mönch würde gehorchen. Da er sich auf keine Diskussion einließ, lenkte Nem ein. Gemeinsam mit dem Mönch trat er durch eine große, eisenbeschlagene Holztür und befand sich augenblicklich in einem gewaltigen Saal.
    Der Saal erinnerte an eine Höhle.
    Er erstreckte sich über die volle Länge des Gebäudes und war sehr dunkel, denn es gab keine Fenster. Für solche nutzlosen Brüche in der Verteidigung sah der Drache keine Veranlassung. Es gab einen großen Kamin, an dem sich einst die Menschen, besonders die Kinder, gewärmt hatten. Da die Menschen vor über zweihundert Jahren ausgezogen waren, war der Kamin inzwischen mit Steinen zugemauert.
    Die Wände waren aus nacktem Fels, nicht einmal getüncht wie im Gästehaus. Es gab keinerlei Schmuck. Wozu brauchte ein Drache Wandteppiche aus Wolle, wenn er viel prächtigere innere Bilder weben konnte? Immerhin waren mit Rücksicht auf das begrenzte Sehvermögen von Menschenaugen Fackelhalter angebracht, und in regelmäßigen Abständen standen Kohlebecken entlang der Wände. Das einzige Möbelstück war ein großer, thronartiger Stuhl am anderen Ende des Saals direkt gegenüber der Tür.
    Es herrschte eine kühle, dunkle Atmosphäre, ganz wie in einer Höhle. Als die Tür sich hinter ihnen schloss, war es stockdunkel.
    »Warte hier, Drachensohn.« Der Mönch nahm eine Fackel aus einem Eimer an der Tür. »Ich gehe Grald suchen.«
    Nem konnte den Menschenkörper des Drachen deutlich erkennen. Das warme Fleisch strahlte ein Licht aus, als wäre es von innen erleuchtet.
    »Nicht nötig«, wehrte er daher ab. »Er ist hier.«
    Entgeistert sah der Mönch Nem an. Für seine Menschenaugen war es in dem Saal so dunkel wie eine sternlose, mondlose, tief bewölkte Nacht.
    »Geh jetzt«, befahl Grald, dessen tiefe, raue Stimme von den Steinen zurückgeworfen wurde. »Lass mich mit dem Drachensohn allein.«
    Der Mönch gehorchte eilig, verbeugte sich murmelnd und verschwand. Nem war froh, ihn

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