Das verbotene Reich: Thriller (German Edition)
Brückenplanken, rollte sich ab und sah zwischen den Beinen hindurch, dass Cassiopeia dasselbe tat. Der Cobra kam donnernd näher, seine Wellenturbinen saugten sich durch die trockene, klare Luft. Einige Geschosse trafen die Brücke und zerfetzten Holz und Seil mit großer Wucht.
Ein weiterer Feuerstoß peitschte heran.
Er war auf die drei Meter große Lücke zwischen Malone und Casssiopeia gerichtet.
Er erblickte Jähzorn in ihren Augen und sah, wie sie nach ihrer Waffe griff, sich auf die Knie aufrichtete und auf die Cockpitverglasung des Helikopters schoss. Aber er wusste, dass die Panzerung und die Geschwindigkeit des Hubschraubers – mehr als 270 km/h – ihre Chance, irgendeinen Schaden anzurichten, auf null reduzierte.
»Verdammt, runter mit dir!«, schrie er.
Der Feuerstoß vernichtete das Brückenstück zwischen ihm und Cassiopeia. Von einem Moment auf den anderen war von der Holz-Seil-Konstruktion nur noch eine Trümmerwolke übrig.
Im Bruchteil einer Sekunde begriff Malone, dass die ganze Brücke in die Tiefe krachen würde. Er konnte nicht zurück, also rannte er die letzten sechs Meter vor und klammerte sich an den Seilen fest, während die Brücke unter ihm wegstürzte.
Der Cobra flog, der Klamm folgend, vorbei.
Malone klammerte sich an den Seilen fest, und als die Brücke in zwei Teile zerriss und jede Hälfte zu ihrer Seite der Klamm hinüberschwang, flog er durch die Luft.
Er krachte gegen den Felsen, prallte zurück und hing dann einfach nach unten. Doch er ließ sich gar nicht erst Zeit, Angst zu kriegen. Langsam zog er sich nach oben und kletterte die letzten wenigen Meter zum Rand der Klamm hinauf. Das Rauschen des Wassers und das Wummern der Hubschrauberrotoren füllten seine Ohren. Er spähte zur anderen Seite der Klamm, suchte sie nach Cassiopeia ab und hoffte, dass sie es den Felsen hinauf schaffen würde.
Der Mut verließ ihn, als er sah, dass sie sich mit beiden Händen an der anderen Hälfte der Brücke festklammerte, die an der Steilwand herunterbaumelte. Er hätte ihr gerne geholfen, doch gab es nichts, was er hätte tun können. Sie war gut dreißig Meter entfernt. Zwischen ihnen war nichts als Luft.
Der Cobra flog eine enge Wende in der Klamm, zog nach oben und kam wieder auf sie zu.
»Kannst du hochklettern?«, schrie er über den Lärm hinweg.
Sie schüttelte den Kopf.
»Tu es!«, brüllte er.
Sie reckte den Hals zu ihm herum. »Verschwinde hier.«
»Nicht ohne dich.«
Der Cobra war nicht mehr weit entfernt. Gleich würden seine Kanonen wieder losfeuern.
»Klettern!«, schrie er.
Sie streckte eine Hand nach oben aus.
Dann stürzte sie fünfzehn Meter in den tosenden Fluss hinunter.
Wie tief er war, wusste Malone nicht, aber die Felsbrocken, die immer wieder aus dem Flusslauf herausragten, trösteten ihn nicht gerade.
Sie verschwand im schäumenden Wasser, das eiskalt sein musste, da es von Gebirgsschnee gespeist wurde.
Er wartete darauf, dass sie irgendwo auftauchte.
Doch das geschah nicht.
Malone starrte auf das brüllende graue Wildwasser hinunter, das Sand und Geröll inmitten brodelnder Gischt in einem reißenden Strom dahinschwemmte. Er wäre ihr am liebsten nachgesprungen, begriff aber, dass das unmöglich war. Er würde den Sturz ebenso wenig überleben.
Er stand einfach nur da und sah ungläubig hin.
Nach allem, was sie in den vergangenen drei Tagen durchgemacht hatten!
Doch Cassiopeia Vitt war verschwunden.
ERSTER TEIL
Drei Tage zuvor
1
Kopenhagen, Dänemark
Dienstag, 15. Mai
12.40 Uhr
Cotton Malones Finger zitterten, als er die Web-Adresse eingab. Mit einer anonymen Botschaft war es wie mit einem Telefon, das mitten in der Nacht klingelte: Sie bedeutete niemals etwas Gutes.
Die Nachricht war zwei Stunden zuvor eingetroffen, als er sein Buchantiquariat verlassen hatte und mit einer Besorgung unterwegs gewesen war. Die Angestellte, die den unbeschrifteten Umschlag entgegengenommen hatte, hatte vergessen, ihn Malone zu geben, und erst vor ein paar Minuten wieder daran gedacht.
»Die Frau hat nicht gesagt, dass es dringend wäre«, hatte sie zu ihrer Verteidigung gesagt.
»Was für eine Frau?«
»Eine Chinesin. Hat einen tollen Burberry-Rock getragen. Sagte, ich dürfe den Umschlag nur Ihnen geben.«
»Sie hat meinen Namen verwendet?«
»Zwei Mal.«
Im Inneren des Umschlags hatte ein gefaltetes Blatt graues Velinpapier gelegen, auf das eine Web-Adresse mit der Endung .org gedruckt gewesen war. Er war sofort die vier Treppen zu seiner
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