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Das verbotene Tal

Das verbotene Tal

Titel: Das verbotene Tal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Schroeder
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Personalbeschreibung…“ Seine Stimme wurde undeutlich,
die Männer schienen sich von der Tür zu entfernen.
    Timmy spitzte die Ohren, wagte kaum
noch zu atmen, konnte aber nicht mehr als Stimmengemurmel vernehmen. Lassie
stubste ihn mit der Nase an und bellte leise. Die Abendbrotzeit war lange
vorbei, und sie fand es nicht sehr sinnvoll, hier noch mit einem toten Fisch
herumzustehen. Aber Timmy überlegte krampfhaft, was er soeben erlauscht hatte.
Langsam aber sicher drängte sich ihm eine erschreckende Erkenntnis auf: Der
Mann, dem sie oben aus dem Brunnen geholfen hatten, war der entwichene
Verbrecher! Mußte er nicht sofort hineingehen und Dad alles sagen? Schon
öffnete er den Mund, aber gleich schloß er ihn wieder. Hatte er nicht sein
Ehrenwort gegeben, niemandem etwas zu verraten?
    „Lassie“, flüsterte er der Hündin zu,
die ihn liebevoll anschaute. „Lassie, was soll ich nur tun?“
     
     

TIMMY IN NÖTEN
     
    „Wenn ich Dad von dem Mann im Brunnen
erzähle, breche ich mein Ehrenwort“, sagte Timmy, der noch immer zögernd vor
dem Stall stand, zu seiner treuen Hündin. „Außerdem kann er gar nicht der
entflohene Verbrecher sein. Unser Alter da oben war doch so freundlich! Auch
dir hat er gefallen. Also ist er bestimmt ein guter Mensch.“
    Dennoch schwante Timmy Böses, und sein
Gewissen rührte sich. Noch niemals hatte er Geheimnisse vor Dad und Mom gehabt
— und schließlich kennte es doch wirklich der Mann sein, den Sheriff Bennett
suchte!
    Lassie hatte es endgültig satt, auf ihr
Abendbrot zu warten. So faßte sie nun vorsichtig seinen Ärmel und zerrte ihn
energisch zum Haus zurück.
    „Ja, Lassie, ich glaube, du hast recht“,
nickte der Junge. „Wir besprechen den Fall erst einmal mit Mom!“
    Als aber Timmy und Lassie zur Veranda
kamen, wo bereits eine Zeitung für das Ausnehmen der Forelle ausgebreitet war,
da hörte Timmy, daß Mom telefonierte. Er setzte sich und wartete. Langsam wurde
ihm schwindelig, und der Kopf war ihm auf einmal heiß und schwer. Kaum konnte
er noch die Augen offenhalten; er lehnte den Kopf an den Verandapfosten und
hörte Moms Stimme wie im Traum.
    Ruth zwang sich, einigermaßen höflich
zu bleiben, während Fräulein Jenny ihr von dem entsprungenen Sträfling
erzählte. Gleichzeitig mußte sie auf den Herd achten, wo zwei Töpfe munter
brodelten. Endlidi konnte auch Ruth ein Wort hervorbringen.
    „Jenny, schön, daß Sie anrufen! Aber
der Sheriff ist gerade hier, und ich glaube, er erzählt Paul schon alles. Da
erfahre ich es nachher auch. Aber jetzt brennen meine Kartoffeln an!“
    Am anderen Ende der Leitung plapperte
es ganz aufgeregt, aber energisch hängte Ruth ein. Noch gerade rechtzeitig kam
sie zu ihren Kartoffeln.
    Timmy betrachtete seine schillernde
Forelle, die er ausnehmen sollte. Dabei fühlte er sich der Sache gar nicht
gewachsen.
    „Hättest du doch bloß nicht angebissen!“
stöhnte er und hielt sie Lassie hin. „Magst du sie?“ Aber der Hund schnupperte
nur angewidert und zog winselnd ab.
    Als Ruth auf die Veranda trat, bemerkte
sie sofort die Flecken auf seinem Gesicht. Schnell beugte sie sich über ihn und
fühlte ihm die Stirn. Sie war glühendheiß.
    „Mom, ich muß dir etwas sagen“,
murmelte Timmy verschlafen. „Es ist wegen des verhexten Hauses, und...“
    „Laß nur, mein Junge. Schade, daß ich
dir die Geburtstagsfeier verderben muß — aber du marschierst jetzt sofort ins
Bett!“
    „Aber Mom, es ist sehr wichtig!“
    „Dennoch muß es warten. Los, mein
Masernjunge!“
    Sie legte den Arm um ihn und führte ihn
ins Haus. Timmy war froh, daß er sich an sie lehnen durfte, ließ sich auch gern
beim Ausziehen helfen. Er fühlte sich schrecklich müde und wollte schlafen. Ehe
er aber einnickte, schlug er doch noch einmal die Augen auf und runzelte die
Stirn.
    „Mom, ich wollte dich etwas fragen...
aber ich weiß beim besten Willen nicht mehr, was.“
    „Mach dir nur keine Sorgen, mein Junge“,
beruhigte ihn Ruth. „Es wird dir schon wieder einfallen. Jetzt mußt du
schlafen!“
    „Ja, Mom.“
    Ruth bückte sich und gab ihm einen Kuß
auf die glühende Stirn. „Gute Nacht, schlaf gut, mein Junge!“
    Timmy war schon in Schlaf gesunken. An
der Tür blieb Ruth stehen. Lassie war hereingeschlüpft und saß getreulich am
Fußende des Bettes.
    „Komm, Lassie!“ flüsterte Ruth. „Hol
dir dein Abendessen!“
    Aber diesmal versagte das Zauberwort „Essen“.
Lassie blinzelte nur und rührte sich nicht. Ruth mußte sie

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