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Das verbotene Tal

Das verbotene Tal

Titel: Das verbotene Tal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Schroeder
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der
Vorstrafen.
    „O je! Nein, nie im Leben möchte ich
bei der Polizei sein!“ knurrte er und gab dem Sheriff das Blatt zurück.
    Seufzend legte Bennett es in seinen
Aktendeckel zurück.
    „Das Ärgste ist, daß wir keinen
Schimmer haben, wo wir ihn suchen sollen. Niemand hat auch nur die leiseste
Ahnung. Nur der Vertreter, der ihn im Auto mitnahm, hat erzählt, daß er hier
ausgestiegen sei. Na, hoffentlich hat er sich von einem anderen bis ans ferne
Weltmeer mitnehmen lassen!“
    „Und die ausgesetzte Belohnung könntest
du wohl gar nicht gebrauchen, wie?“ grinste Paul.
    Carl klopfte auf den Blechstern an
seinem Hemd.
    „Ich bin im Dienst! Für mich gibt es
keine Belohnung. Aber immerhin... Bestimmt würde ich im nächsten Jahr
wiedergewählt werden, wenn ich den Kerl dingfest machte.“ Nach kurzer Pause
fügte er, wie zu sich selbst, leise hinzu: „Falls ich dabei nicht ein paar
Löcher zuviel in den Leib bekomme!“ Er lachte rauh auf, aber seine Augen
blieben ernst.
    „Es könnte sein, daß ich einen Hinweis
habe!“ Paul war ganz ernst geworden.
    Und dann berichtete er dem verblüfften
Sheriff von dem, was Timmy im Fiebertraum gesagt hatte.
    „Vermutlich ist es belanglos“, schloß
er. „Aber Ruth und ich meinten doch, daß du dich vielleicht einmal auf dem
Brunson-Hof umsehen möchtest — um ganz sicherzugehen!“
    Carl stand auf, ohne Antwort zu geben,
und trat vor die Karte, die gegenüber seinem Schreibtisch an der Wand hing. Mit
dem Finger folgte er der Autostraße bis zu der Stelle, wo Sanders nach Aussage
des Reisenden ausgestiegen war. Dort, wo sich die Chaussee den Bergen näherte,
führten zahlreiche Wege und Pfade von ihr fort. Der Sheriff nickte bedächtig.
    „Je mehr ich darüber nachdenke, um so
mehr leuchtet es mir ein, daß Sanders tatsächlich dort stecken könnte. Ja, ich
will mich sofort mal ein bißchen umsehen.“
    Er nahm seinen Revolver aus der
Schublade und prüfte ihn. Dann steckte er ihn in die Seitentasche und griff
nach dem Hut.
    „Danke, Paul! Selbst wenn es blinder
Alarm sein sollte, bin ich heilfroh, draußen etwas unternehmen zu können,
anstatt hier herumzuhocken und nur auf die Meldung zu warten, daß er jemanden
umgebracht habe!“
    Paul nickte verständnisvoll.
    „Wenn ich darf, komme ich gern mit.“
    „Tut mir leid!“ wehrte der Sheriff ab. „Aber
ich habe keine zweite Waffe, die ich dir leihen könnte. Und bei einem
Mordgesellen wie ihm darf man kein Risiko eingehen.“
    Paul lächelte. „Daran habe ich schon
selbst gedacht und mein Gewehr mitgebracht. Es liegt hinten im Wagen unter ein
paar Säcken. Ich habe es aus dem Haus geschafft, ohne daß Ruth es sah!“
    Bennett zögerte, dann legte er Paul die
Hand schwer auf die Schulter und knurrte:
    „Gut, komm mit! Aber laß dich ja nicht
bei dem Versuch erwischen, ein Held zu sein!“
    Das Tor am Ende des kleinen
Brunson-Tales war noch immer fest mit Ketten verschlossen. Ringsherum wuchs
Gras, und man sah deutlich, daß hier keines Menschen Fuß die Unberührtheit
gestört hatte.
    „Laß nur den Wagen hier stehen“, riet
Bennett. „Und zerstöre das Schloß nicht. Ein Spaziergang wird uns guttun, und
außerdem wird der Kerl dann nicht gleich gewarnt — falls er überhaupt da ist!“
    „Hier sieht’s aber wirklich
gottverlassen aus!“ meinte Paul einige Zeit später, als sie etwa hundert Meter
vor dem Gehöft haltmachten.
    „Seit vielen Jahren war ich nicht mehr
hier“, erwiderte der Sheriff. „Das alte Haus trotzt Wind und Wetter noch ganz
gut; dabei steht es doch schon seit zwanzig Jahren leer.“
    „Was ist eigentlich aus Brunsons
geworden?“ Die beiden Männer blieben unter einem Ahornbaum stehen und lugten
hinunter, um irgendein Lebenszeichen auf dem Hof zu entdecken.
    „Brunsons Frau starb ganz unerwartet
schnell nach einer Operation. Brunson blieb allein mit einem zehnjährigen
Jungen zurück. Aber dann hielt er es nicht mehr aus, und eines Tages ging er
mit dem Jungen einfach in die Stadt. Seitdem ist der Hof verwaist und
abgeschlossen.“
    „Eine Schande ist das doch“, meinte
Paul kopfschüttelnd. „Ich habe den Eindruck, daß der Grund und Boden hier zum besten
im ganzen Kreis Calverton gehört. Hier muß es wachsen wie Wildfeuer!“
    „Da magst du recht haben“, bestätigte
Bennett. „Es ist tatsächlich eine Schande, daß niemand den Hof übernehmen und
sich darauf eine Existenz aufbauen kann.“
    „Wer verwaltet denn den Besitz?“ fragte
Paul.
    „Eine Bank zahlt jedes

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