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Das verbotene Tal

Das verbotene Tal

Titel: Das verbotene Tal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Schroeder
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Jahr die Steuern
von einem Kapital, das Brunson dort auf einem Konto hat. Eine Bank in einer
Großstadt an der Ostküste.“
    Bennett erkannte den verlangenden Blick
in den Augen des Freundes und fuhr augenzwinkernd fort:
    „Du brauchst gar nicht darüber
nachzudenken, ob du das Land pachten könntest“, sagte er. „Das haben schon
andere versucht. Die Bank antwortet immer nur: ,Nichts zu machen!’“
    »Und Brunson wohnt wahrscheinlich in
Paris oder sonstwo und läßt seinen Hof brachliegen!“ knurrte Paul. „Na, mit
seinem Eigentum kann er eben machen, was er will!“
    Bennett lächelte.
    „Los, sehen wir uns den Laden mal an!
Zwar glaube ich nicht, daß hier im weiten Umkreis eine Menschenseele steckt,
aber wir müssen sichergehen.“
    Mit größter Vorsicht näherten sie sich
dem Haus. Deutlich erkannten sie, daß Fenster und Tür mit dicken Brettern
verschlagen waren. Nichts deutete darauf hin, daß jemand gewaltsam eingedrungen
sei. Plötzlich aber blieb Carl Bennett zwischen Haus und Brunnen stehen.
    Überall waren die Spuren schwerer
Männerstiefel zu erkennen, und sie mußten seit dem vorgestrigen Unwetter
entstanden sein. Sie führten zwischen dem Stall und dem halb zugedeckten
Brunnen hin und her. Carl zog den Revolver, und Paul hielt das Gewehr
schußbereit in der Armbeuge. Dann folgten sie den Spuren zum Stall und um die
Ecke herum zur Seitentür. Sie stand etwas auf und bewegte sich im Zug des
sanften Frühlingswindes.
    Die beiden Männer tauschten einen
Blick. Entweder war der Gesuchte dort drinnen, oder er war schon wieder fort.
Voller Spannung, eisern entschlossen, winkte der Sheriff seinem Freund, er
solle aus der Schußlinie gehen, und näherte sich dann der Tür. Paul gehorchte,
hielt aber das Gewehr auf die Tür gerichtet.
    In dem alten Stall, hoch oben im Dunkel
des fast leeren Heubodens, hockte der alte Mann und schaute auf den schmalen
Lichtspalt der offenen Tür. Seit er den roten Wagen vor dem Tor hatte halten
sehen, hatte er auf diesen Augenblick gewartet.
     
     
     

WER WAR ES?
     
    Der Mann mit dem grauen Bart hielt den
Atem an und starrte auf die Tür, die langsam aufging. Ganz tief duckte er sich
in das muffige alte Heu, Heufasern hingen ihm in Haar und Bart. Neben ihm lag
die Leiter zum Heuboden. Hoffentlich glaubten die Männer, falls sie ihr Fehlen
bemerkten, daß sie schon seit langer Zeit verschwunden sei!
    Da ging die Tür auf. Und dann füllte
die breitschultrige Gestalt eines Mannes das eben noch sonnenhelle Viereck. Er
trug einen Revolver in der Hand. Entsetzt blickte sich der Mann auf dem
Heuboden nach etwas um, das er als Waffe benutzen könnte. Aber nicht einmal ein
Stück Holz fand er. Und für jeden Fluchtversuch war es nun auch zu spät.
    Ganz hell war es nun wieder in der Tür,
und ein breiter Sonnenstreifen fiel auf den Fußboden. Der Mann mit dem Revolver
war also im Stall! Der Fremde preßte schaudernd das Gesicht tief ins Heu. Fast
hätte er davon niesen müssen, aber mit Gewalt konnte er den Drang unterdrücken.
Er hörte zwei Männer bei der Tür flüstern, aber er verstand kein Wort.
Plötzlich tanzte ein Lichtfleck über die Decke, huschte suchend auch auf den
Heuboden, verfehlte den Versteckten um ein paar Zentimeter — und glitt weiter.
    „Nichts zu sehen!“ erklang eine
befehlsgewohnte Stimme. „Aber zweifellos ist jemand hier gewesen.“
    „Ja. Dahinten habe ich auch die Reste
eines kleinen Feuers gefunden. Er hat sich wohl sein Essen darauf warm gemacht.“
Und nach einer Pause: „Der arme Teufel!“ Die Stimme des ersten Mannes wurde
scharf:
    „Hab lieber Mitleid mit den Leuten, die
er beraubt und ermordet hat, Paul! Sanders ist ein Raubtier! Hast du denn
seinen Strafregisterauszug schon vergessen?“
    Damit gingen die beiden hinaus, und
ihre Stimmen verklangen.
    Der Graubärtige auf dem Heuboden
starrte ihnen nach.
    „Sanders!“ wiederholte er benommen. „Ich
heiße also Sanders. Und bin ein Mörder! Das wußte ich nicht!“
    Er vergrub das Gesicht in den Händen
und blieb lange zusammengekauert bewegungslos sitzen. Nicht einmal, als die Tür
krachend zufiel, hob er den Kopf. Hammerschläge hallten durch den finsteren
Raum — ein Brett wurde festgenagelt - - -
    Erst nach einer Weile hob der Alte den
Kopf, sein Gesicht blickte fragend und ratlos.
    „Es fällt mir einfach nicht ein!“
murmelte er. „Ich kann mich an nichts erinnern. Sogar der Name ist mir ganz
fremd. Im Krankenhaus hat man mich ,Joey’ genannt — aber niemals

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