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Das verbotene Tal

Das verbotene Tal

Titel: Das verbotene Tal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Schroeder
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sanft anfassen und
hinausführen. Dann schloß sie leise die Tür und streichelte den Kopf der
Collie-Hündin.
    „Tut mir leid“, lächelte Ruth. „Ich
weiß, du läßt ihn ungern allein. Aber er hat ja nur Masern, und bald wird er
wieder auf den Beinen sein.“
     
    Um Mitternacht war es ganz still im
Haus. Das Mondlicht fiel durch das Fenster in Timmys Schlafzimmer. Der Junge
setzte sich auf und starrte ausdruckslos in den Raum.
    „Wir müssen den Strick finden!“ klagte
er bekümmert. „Sonst muß der arme Alte ertrinken.“
    Damit schob er seine Bettdecke zurück
und setzte die Füße auf den Boden. Dann stand er auf und taumelte zur Tür.
    Auf nackten Sohlen tapste Timmy leise
durch den Flur zur Küche. Dort aber hielt Lassie Wache — und sie hörte ihn
sofort. Lautlos stand sie auf und beobachtete, wie Timmy sich zur Hintertür
tastete. Die treue Hündin hatte längst begriffen, daß etwas nicht stimmte:
Timmy hatte sie ja nicht einmal angesprochen! Entschlossen lief sie ihm in den
Weg, und Timmy stolperte über sie. Er wollte sie beiseite schieben.
    „Geh weg, Lassie!“ murmelte er im
Fieber. „Ich muß den Strick suchen!“
    Aber der Hund ließ sich nicht
irremachen. Als der Junge versuchte, um sie herumzugehen, bellte sie leise. Was
war bloß mit ihrem Freund los?
    Paul vernahm das Bellen. Sofort fiel
ihm der entsprungene Sträfling ein, und mit einem Satz war er aus dem Bett und
lief in die Küche, ohne sich die Zeit zu nehmen, nach einer Waffe zu suchen.
Ruth folgte ihm auf den Fersen. Ein schneller Blick in Timmys leeres Bett (in
dem sie den Jungen vorher ein paarmal fest schlafend gefunden hatte) verriet
ihr alles. Schon wieder bellte Lassie.
    Sie knipsten das Licht in der Küche an.
Timmy blinzelte, und an dem benommenen Ausdruck in seinen Augen unter den
schweren Lidern erkannten sie sofort, daß er im Fiebertraum gewandelt war. Paul
nahm den Jungen in die Arme.
    „Komm zurück ins Bett, Junge!“ sagte er
liebevoll.
    Seufzend schmiegte sich Timmy an Paul.
Dann ließ er sich geduldig wieder zu Bett legen. Als aber Ruth und Paul gehen
wollten, hob er noch einmal den Kopf.
    „Schick ihn nicht zurück, Dad, bitte!
Er ist ein netter alter Mann, und auch Lassie hat ihn gern.“
    „Schon gut, Junge, es kommt alles
wieder ins Lot!“
    Ruth legte Timmy ihre kühle Hand auf
die brennende Stirn. Er seufzte wohlig und ließ sich lächelnd ins Kissen
zurücksinken.
    Gern ließen Paul und Ruth die treue
Lassie vor Timmys Tür liegen.
    „Von was für einem alten Mann mag er
gesprochen haben?“ fragte Paul stirnrunzelnd. „Meinst du, er hätte etwa...“
Aber sofort schüttelte er den Kopf. „Unmöglich! Falls er den entwichenen
Sträfling getroffen hätte, könnte er doch von keinem netten alten Mann sprechen!
Bennett meinte, dieser Sanders sei ein höchst gefährlicher, wüster
Gewaltverbrecher.“
    „Mir wollte er irgend etwas vom
Brunson-Hof erzählen“, berichtete Ruth. „Aber ich habe nicht darauf geachtet.“
Sie überlegte. „Es scheint sehr weit hergeholt, aber... vielleicht solltest du
doch Bennett etwas sagen! Der verlassene Hof wäre kein schlechtes Versteck für
einen solchen Kerl.“
    „Ich will es mir überlegen. Morgen früh
muß ich ohnehin in die Stadt — da kann ich ja mal bei Carl vorbeigehen.“
     
     
    Am nächsten Morgen kam Dr. Wilson. Er
brauchte sich Timmy gar nicht erst anzusehen, um zu wissen, was ihm fehlte.
    „Lassen Sie ihn ein paar Tage im Bett!“
empfahl er Ruth Martin. „Und sagen Sie Lassie, sie solle nicht so ängstlich
dreinschauen! Sie scheint ja besorgter als eine Glucke!“
    Paul war in die Stadt gefahren, um ein
paar Ersatzteile für den Pflug zu besorgen und sich einen gut erhaltenen
Traktor anzusehen, den er vielleicht kaufen wollte. Gewiß würde er dafür den
größten Teil seiner Ersparnisse aufwenden müssen, aber der Traktor wurde
dringend gebraucht, und mit Ruth zusammen hatte Paul überlegt, daß man doch
noch ganz gut zwei Jahre ohne einen neuen Ofen auskommen konnte. Der Traktor
war wichtiger.
    Sheriff Bennett saß in seinem Büro und
studierte eben die Meldung des Gefängnisses, der Blackie Sanders’ Bild, eine
genaue Personalbeschreibung sowie die Liste der Vorstrafen beigegeben waren.
    „Puh, der Kerl sieht aber richtig
niederträchtig aus!“ meinte Paul Martin, nachdem er seinen Freund begrüßt
hatte.
    „Und das ist vermutlich noch
geschmeichelt!“ lachte der Sheriff. „Sieh dir das nur einmal an!“
    Paul studierte die Liste

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