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Das verbotene Tal

Das verbotene Tal

Titel: Das verbotene Tal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Schroeder
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vernagelten Stall ausgebrochen, hatte sich Notproviant eingepackt und war
über den Old Blue davongegangen. Zwei Tage lang hatte er sich im Wald verborgen
gehalten, in der ständigen Angst, doch noch von der Gerechtigkeit ereilt zu
werden. Als seine Vorräte zu Ende gingen, hatte er in der Abenddämmerung einen
Besuch in Calverton riskiert. In einem kleinen Lebensmittelgeschäft ganz am
äußersten Ende der Stadt hatte er seinen letzten Dollar für Speck, Bohnen und
Mehl ausgegeben. Dabei hatte er gewartet, bis der Kaufmann allein war.
    Sam Moss stand nun seit fünfundzwanzig
Jahren hinter dem Ladentisch. Er bediente den Mann, ohne ihn allzu scharf zu
mustern. Landstreicher dieser Sorte waren keine Seltenheit in Calverton; jeden
Frühling, wenn es wieder wärmer wurde, kamen sie vorbei. Und Sam hatte nichts
an dem Alten entdeckt, was ihn von andern Vagabunden unterschieden hätte. So hatte
Joey ungehindert mit seinen Einkäufen wieder im Wald verschwinden können. Und
erst als Sam Moss zehn Minuten später seinen Laden geschlossen hatte und in
Pantoffeln auf der Veranda im Schaukelstuhl saß, fiel ihm ein, daß Sheriff
Bennett einen bärtigen entsprungenen Sträfling suchte. Unsinn! machte sich der
Kaufmann klar. Das kann der Mann nicht gewesen sein!
    Am nächsten Morgen fand Joey ganz
zufällig die geheime Höhle tief im Wald.
    Sie war warm und trocken, ein geradezu
idealer Schlupfwinkel. Sogar eine mollige Wolldecke fand Joey in einer Ecke und
einen Stapel Brennholz. Welches Glück! dachte er. Altes Holz brannte doch viel
rauchloser als frisches — und das war für jemanden, der nicht entdeckt werden
wollte, äußerst wichtig!
    Schon nach kurzer Zeit schloß er
verschiedene Freundschaften: Eine Ricke kam schnuppernd mit ihren Kitzen bis an
den Eingang der Höhle, und mit einer Handvoll Gras lockte Joey sie näher.
Daraus, daß die Rehe wirklich herankamen, schloß der Mann beruhigt, daß so gut
wie niemals Jäger in diesen Teil des Waldes kamen. Und von da ab stattete ihm
Mutter Reh mit Kindern täglich einen Morgenbesuch ab. Dann schaute eine Familie
Waldspecht aus ihren nahen Baumlöchern. Sie nahmen gern die Krumen an, die der
Fremde ihnen hinwarf, verschwanden aber eilig wieder. Lärmend stieg nämlich
gerade das Eichhörnchen aus luftiger Höhe herab, um ebenfalls gefüttert zu
werden. Viele Vögel besuchten den Mann, singend flogen sie herbei und sofort
wieder fort; andere, der Eichelhäher mit seinem grellen Schrei zum Beispiel,
stürzten herab und verjagten die Kleinen und taten es sich an den verstreuten
Krumen gütlich. Joey hätte ihnen allen gern etwas gegeben, aber sein Mehlvorrat
nahm schon ab, und er hatte kein Geld, neues zu kaufen.
    „Wir müssen sparen, Freunde!“ verriet
er seiner Specht-Familie. Aber viel Sorgen machte er sich nicht; hier fühlte er
sich fast sicher. Nur hin und wieder überkamen ihn trübe Stimmungen, und es
fiel ihm wieder ein, was der Sheriff gesagt hatte. Voller Verzweiflung bemühte
er sich dann, sich an seine Vergangenheit zu erinnern. Aber es gelang ihm
einfach nicht.
     
     
     
     
     
    An jenem Abend war Timmy stiller als
gewöhnlich. Sonst platzte er doch fast immer vor Abenteuergeschichten, wenn er
heimkehrte — heute aber schien er am liebsten nicht über seine Erlebnisse
sprechen zu wollen. Er pickte nur an dem Essen und rührte den Nachtisch gar
nicht an.
    Ruth und Paul wechselten einen
besorgten Blick. Dann fragte Paul möglichst unbefangen: „Was hast du denn auf
dem Herzen, Timmy?“
    „Och, eigentlich nichts!“ Unbehaglich
rückte der Junge auf seinem Stuhl hin und her.
    Ruth legte ihm die Hand auf die Stirn. „Ich
hätte euch heute doch nicht so lange fortlassen sollen!“ sagte sie.
    „Habe ich wieder die Masern?“ Timmy
schien den Gedanken sehr verlockend zu finden.
    „Aber nein!“ lächelte Ruth. „Dennoch
gehst du nach dem Essen sofort zu Bett. Heute ist nichts mit Radiohören.“
    Onkel Petrie blickte in Timmys
enttäuschtes Gesicht.
    „Ich glaube, dir hat es ganz gut
gefallen, im Bett gepflegt zu werden!“ neckte er lachend. Aber nicht einmal
damit konnte er den Jungen aufheitern. Starr blickte Timmy auf den Tisch.
    „Na, nun heraus mit der Sprache!“ Paul
bemühte sich, einigermaßen fröhlich zu sprechen. „Los, von Mann zu Mann: Wo
drückt der Schuh?“
    Timmy seufzte schwer. „Ach, dann muß
ich es wohl sagen... obwohl Boomer meint...“ Gequält zog er die Brauen
zusammen.
    „Nun sag schon: Was hat Boomer gemeint?“
drängte

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