Das verbotene Tal
Wert
für die neuen Entdecker!
So trotteten sie nun dahin und drängten
sich durch Buschwerk, das seit dem schweren Regen noch dichter geworden schien.
Lassie bildete wie üblich die Vorhut; sie sicherte aufmerksam, witterte nach
Gefahr und durchdrang mit scharfem Blick das Gehölz. Die großen Bäume
verschlangen ihre Äste miteinander und bildeten so einen grünen Schirm, der die
warme Frühlingssonne kaum durchließ. Nur wenig Licht drang herunter und
verbreitete einen gedämpft grünen Schimmer. Der ganze Wald schien in grüne
Farbe getaucht.
Boomer blickte in Timmys Gesicht und
lachte.
„Mensch, dein Gesicht ist ja ganz grün!“
„Ha“, gab Timmy zurück. „Bestimmt nicht
grüner als deins!“
Plötzlich jedoch verging Timmy das
Grinsen. Lassie war vor ihnen stehengeblieben und grollte etwas in den Büschen
an. Ganz langsam wich sie zu Timmy und Boomer zurück, ließ aber das, was sie
entdeckt hatte, nicht aus den Augen.
„Was ist, Lassie?“ flüsterte Timmy und
faßte Boomers Ärmel.
Dicht drängten sich die beiden Jungen
aneinander und versuchten zu erkennen, was Lassie so beunruhigte.
„Kannst du etwas sehen?“ Boomers Stimme
zitterte.
„Hm, hm!“ Timmy schüttelte den Kopf und
schluckte schwer. „Ein Bär vielleicht?“
Zwar hatte ihm Dad gesagt, seit fünfzig
Jahren sei kein Bär mehr hier in den Wäldern gesichtet worden, aber Timmy war
überzeugt davon, daß nichts Geringeres als ein Grisly Lassie derartig
aufbringen konnte.
Boomer befreite seinen Ärmel aus Timmys
Griff.
„Ich gehe nach Hause!“ sagte er laut —
und schon rannte er zurück, daß die Zweige knackten und krachten.
„Lassie, komm!“ Timmy wäre dem Freund
gern nachgerannt, aber er wollte seinen Hund nicht im Stich lassen.
Lassie war stehengeblieben. Mit
gesenktem Kopf beobachtete sie etwas, das Timmy noch immer nicht sehen konnte.
Entschlossen lief der Junge auf den Hund zu und versuchte, ihn möglichst
schnell aus der Gefahrenzone zu zerren. Als er aber noch einmal scharf nach
vorn schaute, wurden seine Augen vor Überraschung groß und rund.
Keine drei Meter vor ihnen, mitten auf
dem Pfad, erblickte Timmy vier Skunk-Junge. Wie kleine Kätzchen spielten sie
miteinander, purzelten herum und verbissen sich gegenseitig im Fell. Während
der Junge noch schaute, lief die Skunk-Mutter zwischen den Hund und die
Kleinen, schaute die Eindringlinge aus blitzenden Äuglein scharf an und kam
langsam auf sie zu.
„Schnell, Lassie!“ rief Timmy
erschrocken. „Komm, ehe das Stinktier sich umdreht und abdrückt!“
Schon stürmte er davon, Lassie folgte
ihm auf den Fersen. Mutter Skunk setzte sich und beobachtete zufrieden die
Flucht. Dann drehte sie sich mit Siegermiene zu ihrem Nachwuchs um, schubste
die Kleinen mit ein paar Nasenstübern zusammen und führte sic weg. Dabei
beeilte sie sich nicht im mindesten, offenbar felsenfest überzeugt davon, daß
der Feind nicht wieder auftauchen werde.
Timmy und Lassie holten Boomer sehr
bald ein und Timmy berichtete, was sie entdeckt hatten.
„Menschenskind, bin ich froh, daß
Lassie uns rechtzeitig gewarnt hat!“
Boomer nickte erfahren. „Pa sagt, mit
einem Skunk könne man nur auf eine einzige Weise fertig werden: indem man sich
zehn Meter von ihm entfernt hält! Sogar dann kann man, falls der Wind gerade
richtig steht, eine Ladung abbekommen, nach der man seine Kleider nur noch
vergraben kann, bis der Gestank sich verflüchtigt hat.“
Beide Jungen waren sich einig, daß es
Unsinn sei, an diesem Tag noch die Höhle zu besuchen. Womöglich kam ihnen Frau
Stinktier nebst Nachkommen doch noch einmal in die Quere! Die Höhle würde auch
an einem andern Tag noch dasein, sagten sie sich auf dem Heimweg. Und es
bestand kaum Gefahr, daß jemand anders sie fand.
Da aber täuschten sie sich: Es hatte
jemand die Höhle gefunden! Gerade jetzt stieg ein kleines Rauchwölkchen aus dem
Höhleneingang und verlor sich in der klaren Luft. Und wäre man ganz nahe
gekommen, so hätte man den Geruch bratenden Fisches erschnuppern können. Tief
in dem alten Schlupfwinkel beugte sich der alte Mann, der sich selbst Joey
genannt hatte, über ein kleines Holzfeuer und die Forelle, die darüber briet.
Es war gewiß eine primitive Zubereitung, den Fisch an einem grünen Ast über die
Flamme zu halten — aber noch immer besser, als ihn roh herunterwürgen zu
müssen!
Neulich, nachdem Sheriff Benson und
Paul Martin den Brunson-Hof wieder verlassen hatten, war Joey schleunigst aus
dem
Weitere Kostenlose Bücher