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Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Titel: Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Hewson , Soren Sveistrup
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gebogenen, mit gemasertem schwarzen Marmor ausgekleideten Gängen, die sich wie verkalkte Adern um das vollkommene Rund zogen. Lund hatte drei Monate gebraucht, um sich in dem Komplex zurechtzufinden. Auch jetzt noch musste sie manchmal überlegen, wo sie sich befand.
    Das Morddezernat lag im zweiten Stock Nordost. Sie saß in Buchards Büro, den Wikingerhelm auf dem Kopf, hörte sich Witze an, packte Geschenke aus, lächelte und schwieg unter den Papphörnern und den goldenen Zöpfen. Dann bedankte sie sich, ging in ihr Büro und begann ihre Sachen zusammenzupacken. Keine Zeit für so viel Aufhebens. Lächelnd betrachtete sie das Foto von Mark auf dem Schreibtisch. Vor drei Jahren aufgenommen, er war neun gewesen, lange bevor er mit dem albernen Ohrring nach Hause kam. Vor – kurz vor – der Scheidung. Dann war Bengt gekommen, um sie nach Schweden zu locken, in ein Leben jenseits der trüben, kalten Fluten des Öresunds.
    Ihr Sohn Mark, ernst, damals wie heute. In Schweden würde sich das ändern. Wie überhaupt alles.
    Lund schob den Rest – ihren Dreimonatsvorrat Nicotinell, die Stifte, den Bleistiftspitzer in Form eines Londoner Busses – vom Schreibtisch in einen ramponierten Pappkarton und legte das Bild von Mark obendrauf. Die Tür ging auf, und ein Mann kam herein.
    Sie schaute, schätzte ab, wie sie es immer tat. Er hatte eine Zigarette im Mundwinkel. Die Haare kurzgeschnitten, die Miene streng. Große Augen, große Ohren. Die Kleider billig und etwas zu jugendlich für einen Mann, der nicht viel jünger sein konnte als sie. Er trug einen Karton, der ganz ähnlich aussah wie ihrer. Sie sah einen Stadtplan von Kopenhagen darin, ein Kinder-Basketballnetz, ein Spielzeug-Polizeiauto, Kopfhörer.
    »Ich suche das Büro von Kommissarin Lund«, sagte er und starrte auf den Wikingerhelm, der an den neuen Skiern hing, einem Geschenk ihrer Kollegen.
    »Das bin ich.«
    »Jan Meyer. Gehört das hier zur Uniform?«
    »Ich gehe nach Schweden.«
    Lund nahm ihren Karton, und die beiden vollführten einen kleinen Tanz, als sie sich aneinander vorbeischlängelten.
    »Warum denn das, um Himmels willen?«, fragte Meyer.
    Sie stellte den Karton ab, strich ihre langen, widerspenstigen braunen Haare zurück und überlegte, ob sie irgendetwas Wichtiges vergessen hatte. Er nahm das Basketballnetz aus dem Karton, besah sich die Wand.
    »Meine Schwester hat auch mal so was gemacht«, sagte er.
    »Was?«
    »Hat ihr Leben hier nicht auf die Reihe gekriegt und ist mit einem Typ nach Bornholm.« Meyer verstaute das Netz auf den Aktenschränken. »Netter Kerl. Hat aber nicht funktioniert.«
    Genervt von ihren Haaren, holte Lund ein Gummiband aus der Tasche und fasste sie zu einem Pferdeschwanz zusammen.
    »Warum nicht?«
    »Zu weit weg. Den ganzen Tag nur Kühe furzen hören, das hat sie verrückt gemacht.« Er nahm einen Bierkrug aus Zinn heraus und drehte ihn hin und her. »Und wo genau ziehst du hin?«
    »Nach Sigtuna.«
    Meyer hielt inne und sah sie schweigend an.
    »Das ist auch sehr weit weg«, fügte Lund hinzu.
    Er nahm einen tiefen Zug von seiner Zigarette und holte einen kleinen Kinderfußball aus dem Karton. Dann stellte er das Polizeiauto auf den Schreibtisch und schob es hin und her. Das Blaulicht begann zu blinken, und die Sirene heulte. Er spielte noch damit, als Buchard mit einem Zettel in der Hand hereinkam.
    »Ihr habt euch schon kennengelernt«, sagte der Chef. Es war keine Frage.
    Die onkelhafte Ausstrahlung des Mannes, neben dem sie beim Frühstück gesessen hatte, war verschwunden.
    »Ja, wir hatten bereits das Vergnügen …«, begann Lund.
    »Das ist eben reingekommen.« Buchard gab ihr die Notiz. »Aber wenn du jetzt packen musst …«
    »Ich hab noch Zeit«, sagte sie. »Den ganzen Tag …«
    »Gut. Du kannst Meyer ja mitnehmen.«
    Der Mann mit dem Karton drückte seine Zigarette aus und zuckte die Schultern.
    »Er packt gerade aus.«
    Meyer ließ das Auto los, nahm den Fußball und ließ ihn in der Hand auf und ab hüpfen. Er grinste. Wirkte dadurch anders, menschlicher, runder.
    »Die Arbeit geht vor.«
    »Ein guter Anfang«, sagte Buchard. Ein scharfer Unterton. »Wäre mir lieb, Meyer. Und Ihnen auch.«
    Lund saß auf dem Beifahrersitz, scannte durchs offene Fenster das Kalvebod Fælled. Dreizehn Kilometer südlich der Stadt, nicht weit vom Meer. Nach mehreren Regentagen ein strahlender Morgen. Würde wahrscheinlich nicht lange schön bleiben. Flaches Marschland, gelbes Gras, Gräben bis zum Horizont und

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