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Das Verbrechen von Orcival

Das Verbrechen von Orcival

Titel: Das Verbrechen von Orcival Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Gaboriau
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daß der Portier dich nicht wiedererkennen wird.«
    Â»Und was soll ich tun?«
    Â»Du wirst folgendes machen«, beantwortete Monsieur Lecoq Pâlots Frage. »Zunächst wirst du dir eine Kutsche mit einem guten Pferd besorgen. Anschließend gehst du zu dem Weinausschank und holst einen von unseren Männern, der dich bis zu Wilsons Haus begleiten wird. Dort angekommen, klingelst du und übergibst dem Portier den Brief mit dem Hinweis, daß er außerordentlich wichtig und eilig sei. Wenn du das erledigt hast, postiert ihr beide euch vor dem Haus. Wenn Monsieur Wilson das Haus verläßt, und er wird es verlassen, oder ich bin nicht mehr Lecoq, wird mich dein Kompagnon davon unverzüglich in Kenntnis setzen. Was dich betrifft, so folgst du Monsieur Wilson und läßt ihn nicht aus den Augen. Er wird sicher eine Kutsche nehmen, du folgst ihm mit deiner, setzt dich aber neben den Kutscher auf den Kutschbock. Und mach die Augen auf, das ist ein gewiefter Kerl, der fähig ist, während der Fahrt aus einer Tür zu entwischen und dich hinter einer leeren Kutsche herfahren zu lassen. Er wird sicher zu dem Möbelhändler in die Rue des Saints-Pères fahren, ich kann mich jedoch auch irren. Kann sein, daß er sich zu irgendeinem Bahnhof fahren läßt und den erstbesten Zug nimmt. In diesem Fall steigst du in denselben Waggon wie er und folgst ihm überall hin; und schickst mir so bald wie möglich eine Depesche.«
    Â»Jawohl, Monsieur, sehr gut. Nur, wenn ich den Zug nehmen muß...«
    Â»Du hast kein Geld?«
    Â»Genau.«
    Â»Dann«, Monsieur Lecoq zückte sein Portemonnaie, »hier, nimm diesen Fünfhundertfrancschein. Das ist mehr, als man für eine Weltreise braucht. Klar?«
    Â»Pardon. Und wenn Monsieur Wilson schlichtweg zu seinem Haus zurückfährt, was soll ich dann tun?«
    Â»Wenn er zurückfährt, dann kommst du ebenfalls zurück und pfeifst zweimal unter den Vorderfenstern. Dann wartest du in der Straße auf mich. Die Kutsche behältst du, vielleicht braucht sie Vater Plantat noch.«
    Â»Verstanden!« meinte Pâlot und trollte sich.
    Wieder allein, setzten Vater Plantat und der Detektiv ihren Weg durch die Passage fort. Sie wirkten ernst und schwiegen, wie immer, wenn man den entscheidenden Schritt in einer Partie tut; man redet nicht am Spieltisch.
    Plötzlich fuhr Monsieur Lecoq zusammen. Er hatte gesehen, wie einer seiner Männer aus der anderen Richtung der Galerie auf ihn zueilte. Seine Ungeduld war so groß, daß er ihm entgegenlief.
    Â»Nun?«
    Â»Monsieur, er ist weg, und Pâlot beschattet ihn.«
    Â»Zu Fuß oder mit der Kutsche?«
    Â»In der Kutsche.«
    Â»Sag deinen Kameraden, sie sollen sich bereithalten.«
    Alles lief nach Monsieur Lecoqs Wünschen, und so drehte er sich auch triumphierend zu dem alten Friedensrichter um. Doch dessen Gesichtszüge waren verkrampft.
    Â»Fühlen Sie sich nicht wohl?« fragte er besorgt.
    Â»Nein, nein, aber ich bin fünfundfünfzig, Monsieur Lecoq, und in diesem Alter bringen einen Emotionen um. Sehen Sie, im Augenblick, da sich mein Wunsch zu realisieren scheint, zittere ich vor innerer Anspannung; eine Enttäuschung wäre mein Tod. Ich habe Angst, jawohl, ich habe Angst. Ach, könnte ich mich doch irgendwohin verkriechen.«
    Â»Aber Ihre Gegenwart ist notwendig, Monsieur, ohne Sie, ohne Ihre Hilfe könnte ich nichts ausrichten.«
    Â»Wozu kann ich Ihnen denn schon von Nutzen sein?«
    Â»Laurence zu retten, Herr Friedensrichter.«
    Dieser Name gab Vater Plantat einen Teil seiner Energie zurück.
    Â»Nun denn...«, meinte er.
    Schon wollte er aus der Passage auf die Straße treten. Monsieur Lecoq hielt ihn zurück.
    Â»Noch nicht«, sagte er. »Das Gelingen der Schlacht hängt von der Präzision unserer Bewegungen ab. Ein einziger Fehler, und all meine Kombinationen fallen wie ein Kartenhaus in sich zusammen, und ich werde gezwungen sein, den Schuldigen dem Gericht zu überantworten. Ich brauche zehn Minuten, um mich mit Mademoiselle Laurence zu unterhalten, aber keine mehr, und es ist unbedingt erforderlich, daß diese Unterhaltung plötzlich durch die Rückkehr Trémorels unterbrochen wird. Überlegen wir. Er braucht dreißig Minuten, um in die Rue des Saints-Pères zu gelangen, wo er niemanden antreffen wird; genausoviel, um zurückzukommen; rechnen wir fünfzehn Minuten

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