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Das Verbrechen von Orcival

Das Verbrechen von Orcival

Titel: Das Verbrechen von Orcival Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Gaboriau
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Comtesse de Trémorel ermordet.«
    Â»Diese Leute behaupten es wenigstens«, sagte der Bürgermeister, der soeben wieder ins Zimmer getreten war. Monsieur Courtois war nicht mehr derselbe Mann von eben. Er hatte Zeit gehabt, sich ein wenig zurechtzumachen. Sein Gesicht versuchte, gebieterische Überlegenheit auszudrücken. Insgeheim schalt er sich, vor den beiden Bertaud seinen Mangel an Würde und seinen Schmerz gezeigt zu haben. Einen Mann in meiner Position darf nun mal nichts erschüttern, hatte er sich gesagt. Obwohl entsetzlich aufgewühlt, bemühte er sich, ruhig, kalt und unbewegt zu erscheinen. Vater Plantat war dies ja eh von Natur aus.
    Â»Ein höchst ärgerlicher Zwischenfall«, sagte er in einem Ton, der möglichst sachlich klingen sollte, »für die Comtesse können wir höchstwahrscheinlich nichts mehr tun. Aber wir müssen uns unverzüglich informieren, was geschehen ist; ich habe bereits den Gendarmeriebrigadier benachrichtigen lassen, er wird zu uns stoßen!«
    Â»Alsdann«, sagte Monsieur Courtois, »meine Schärpe habe ich bei mir.«
    Und so setzte man sich in Bewegung. Philippe und sein Monsieur gingen voran, der Sohn hastig und ungeduldig, der Monsieur eher düster und sorgenvoll.
    Der Bürgermeister stieß bei jedem Schritt entweder tiefe Seufzer oder Bemerkungen wie diese aus: »Das soll nun einer verstehen! Ein Mord in meiner Gemeinde, wo seit Menschengedenken kein Verbrechen mehr vorgekommen ist!« Und er bedachte die beiden Bertaud mit einem argwöhnischen Blick.
    Der Weg, der zum Haus der Trémorel führte – in der Gegend sagte man: zum Schloß –, war von mehrere Fuß hohen Mauern gesäumt und deshalb nicht gerade angenehm. Auf der einen Seite erstreckte sich der Park der Marquise de Lanasol, auf der anderen der große Garten der Saint-Jouan.
    Bei alledem war inzwischen einige Zeit vergangen, und so war es etwa acht Uhr, als der Bürgermeister, der Richter und ihre Führer vor dem schmiedeeisernen Tor des Trémorelschen Besitzes ankamen.
    Der Bürgermeister klingelte.
    Eine stattliche Glocke war das, darüber hinaus war das Gitter nur durch einen fünf oder sechs Meter breiten Hof vom Wohnhaus entfernt, dennoch ließ sich kein Mensch blicken.
    Der Herr Bürgermeister klingelte stärker, dann noch stärker, zog schließlich mit allen Kräften an der Glocke, umsonst.
    Vor dem Tor des Anwesens der Madame de Lanasol, das dem der Trémorels fast genau gegenüberlag, stand ein Stallknecht, der damit beschäftigt war, eine Kandare zu putzen.
    Â»Lohnt nicht die Mühe, zu läuten«, sagte er, »es ist niemand im Schloß.«
    Â»Was heißt das, niemand?« fragte der Bürgermeister überrascht.
    Â»Ich meine natürlich, nur die Herrschaft«, erwiderte der Stallbursche. »Die Leute sind gestern abend alle mit dem Zug um acht Uhr vierzig nach Paris gefahren, Madame Denis, die ehemalige Köchin, heiratet nämlich. Sie werden mit dem ersten Zug zurückkommen. Ich war auch eingeladen...«
    Â»Großer Gott!« unterbrach ihn Monsieur Courtois. »Demnach waren der Comte und die Comtesse heute nacht allein im Haus?«
    Â»Mutterseelenallein, Herr Bürgermeister.«
    Â»Das ist ja entsetzlich!«
    Vater Plantat folgte ungeduldig der Unterhaltung.
    Â»Wie auch immer«, sagte er, »wir können vor diesem Tor nicht Wurzeln schlagen, die Gendarmen lassen sich nicht blicken, schicken wir nach dem Schlosser.«
    Schon wollte sich Philippe auf den Weg machen, als man vom anderen Ende des Weges Gesang und Gelächter hörte. Fast augenblicklich tauchten auch schon fünf Personen auf, zwei Männer und drei Frauen.
    Â»Ah! Da sind die Leute vom Schloß«, sagte der Stallknecht, den dieser morgendliche Besuch sichtlich beschäftigte, »sie werden gewiß einen Schlüssel haben.«
    Als die Dienstboten ihrerseits die vor dem Gitter wartende Gruppe bemerkten, schwiegen sie und beschleunigten den Schritt. Einer rannte sogar und traf vor den anderen ein, es war der Kammerdiener des Comte.
    Â»Die Herren'möchten Monsieur le Comte sprechen?« fragte er, nachdem er den Bürgermeister und den Friedensrichter begrüßt hatte.
    Â»Ich habe mindestens fünfmal mit aller Kraft an der Klingel gezogen«, sagte der Bürgermeister.
    Â»Erstaunlich«, meinte der Kammerdiener, »Monsieur haben einen leichten Schlaf! Aber

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