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Das Verbrechen von Orcival

Das Verbrechen von Orcival

Titel: Das Verbrechen von Orcival Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Gaboriau
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Nähschränkchen entzwei, der Handarbeitstisch gesplittert, der Toilettentisch verwüstet.
    Und überall Blut. Auf dem Teppich, an den Tapeten, den Möbeln, den Vorhängen, vor allem an der Bettumrandung.
    Offenbar hatten sich die Comtesse und der Comte de Trémorel mutig und lange verteidigt.
    Â»Die Unglücklichen!« stammelte der arme Bürgermeister in einem fort. »Die Unglücklichen! Hier hat man sie umgebracht.«
    Und eingedenk seiner Freundschaft für den Comte vergaß er seine Würde und ließ die Maske des unbeeindruckten Mannes fallen. Er schluchzte jämmerlich.
    Sie alle verloren ein wenig den Kopf. Doch währenddessen widmete sich der Friedensrichter einer gründlichen Untersuchung, er machte sich Notizen in seinem Notizbuch und schaute in alle Ecken.
    Â»Und nun«, sagte er, als er damit fertig war, »schauen wir uns die anderen Zimmer an.«
    Das Durcheinander war überall gleich. Eine Bande von verrückten und wutentbrannten Zerstörern schien über Nacht das Haus heimgesucht zu haben.
    Das Arbeitszimmer des Comte war besonders verwüstet. Die Mörder hatten sich nicht die Mühe gemacht, die Schlösser aufzubrechen, sie hatten den schweren eichenen Schreibtisch mit der Axt bearbeitet und mußten sicher gewesen sein, bei dieser lärmenden Beschäftigung von niemandem gehört zu werden. Die Bücher der Bibliothek waren in wütendem Durcheinander auf dem Boden verstreut.
    Weder das Wohn- noch das Rauchzimmer hatte man verschont. Diwane, Stühle, Sofas schien man mit Säbeln bearbeitet zu haben, so zerstochen waren sie. Zwei Zimmer, die als Gästezimmer genutzt wurden, waren ähnlich verwüstet.
    Man stieg zur zweiten Etage hoch.
    Dort fand man im ersten Zimmer, das die vier betraten, eine Axt, mit der man eine schwere Truhe zwar bearbeitet, aber nicht geöffnet hatte; die in der Truhe steckende Axt wurde von dem Kammerdiener als zum Haus gehörend erkannt. »Jetzt verstehe ich«, sagte der Bürgermeister zu Vater Plantat. »Es waren mehrere, das ist klar. Nachdem sie den Mord ausgeführt hatten, suchten sie überall im Haus nach dem Geld, von dem sie ja wußten, daß es hier sein mußte. Einer von ihnen hat diese Truhe bearbeitet, als die anderen von unten gerufen haben, daß sie das Geld entdeckt hätten; er ist hinabgeeilt, und da jede weitere Suche nun überflüssig war, hat er die Axt hier zurückgelassen.«
    Â»Ich sehe es vor mir, als ob ich dabeigewesen wäre«, steuerte der Brigadier bei.
    Das Erdgeschoß, das man anschließend untersuchte, war nicht verwüstet worden. Offenbar hatten die Mörder, nachdem der Mord geschehen und das Geld gefunden war, das Bedürfnis verspürt, sich zu stärken. Im Speisezimmer fand man die Überreste ihres Mahls. Sie hatten alle auf dem Anrichtetisch befindlichen Reste verschlungen. Auf dem Tisch standen neben acht geleerten Flaschen – Wein- und Likörflaschen – fünf Gläser.
    Â»Es waren ihrer fünf«, murmelte der Bürgermeister.
    Dank äußerster Willensanstrengung hatte der exzellente Monsieur Courtois seine Kaltblütigkeit wiedergewonnen. »Ehe wir uns daranmachen, die Leichname zu inspizieren», sagte er, »werde ich nach dem kaiserlichen Staatsanwalt nach Corbeil schicken lassen. In einer Stunde wird uns ein Untersuchungsrichter zur Seite stehen, der unsere unangenehme Aufgabe zum Abschluß bringen wird.«
    Einem Gendarmen wurde aufgetragen, den Tilbury des Comte anzuspannen und so schnell wie möglich nach Corbeil zu fahren.
    Dann begaben sich der Richter, der Brigadier, der Kammerdiener und die beiden Bertaud in Begleitung des Bürgermeisters zum Fluß.
    Der Park war sehr weitläufig, aber hauptsächlich breitete er sich zur Rechten und zur Linken aus; vom Haus bis zur Seine waren es kaum mehr als zweihundert Schritt. Vor dem Haus grünte eine mit Blumeninseln bestückte Rasenrabatte. Um zum Flußufer zu gelangen, benutzte man zwei Pfade, die den Rasen umgaben.
    Doch die Mörder waren nicht diesen Pfaden gefolgt. Sie hatten einfach den Rasen überquert. Ihre Spuren waren deutlich zu erkennen. Das Gras war niedergetrampelt, als ob man irgendeinen schweren Gegenstand darüber hinweg geschleift hätte. Inmitten des Rasens blinkte etwas Rotes, das der Kammerdiener als einen Pantoffel des Comte identifizierte. Weiter weg fand man einen weißen Schal, der

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