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Das verdrehte Leben der Amélie, 3: Sommerliebe (German Edition)

Das verdrehte Leben der Amélie, 3: Sommerliebe (German Edition)

Titel: Das verdrehte Leben der Amélie, 3: Sommerliebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: India Desjardins
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eher wie eine wiederkäuende Kuh als wie eine Verführerin zu wirken.
    Er: »Schon ganz schön lange her, dass wir … uns gesehen haben.«
    Ich (halte mir die Hand vor den Mund, um nicht ganz so offensichtlich unelegant das Kaugummi zu kauen): »Stimmt.«
    Mein Herz: »Bumm-bumm-bumm-bumm.«
    Ich (das Kaugummi kaut sich zunehmend einfacher): »Weißt du, wie lange?«
    Er: »Nein.«
    Ich (kaue immer beiläufiger): »Pfff! Ich auch nicht.«
    Zweiundachtzig Tage!
    Mein Herz: »Bumm-bumm-bumm-bumm.«
    Ich: »Aber … ich habe dich neulich im Freizeitpark gesehen. Du mich auch …?«
    Ich sehe wieder deutlich vor mir, wie ich in den Mülleimer kotze .
    Er: »Nein.«
    PUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUH!!!!!!!!!! DANKE, DANKE, DANKE!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
    Er: »Warum hast du nicht hallo gesagt?«
    Ich: »Ich war gerade … in der Schiffschaukel.«
    Er: »Cool, dass du da bist … heute Abend, meine ich.«
    Mein Herz: »BUMM-BUMM-BUMM-BUMM!«
    Schnell, jetzt sollte ich meine unwiderstehliche Charme-Waffe einsetzen: mein Kaugummi. Ich beobachte Kat und versuche, es ihr nachzumachen, das Gesicht ein bisschen zur Seite zu neigen, ihn anzusehen und dabei mit offenem Mund zu kauen und in strategischen Momenten eine Blase zu machen. Ich glaube, man könnte sagen, dass jetzt so ein strategischer Moment ist.
    Ich neige den Kopf, sehe ihn verführerisch an, klimpere kurz mit den Wimpern, ich kaue, lege das Kaugummi auf meiner Zunge zurecht und puste kräftig, um eine Blase zu machen.
    Nach einem lauten »ffffffft« sehe ich, wie mein Kaugummi aus meinem Mund fliegt, (schön eingespeichelt) auf Nicolas’ Wange landet und selenruhig in Richtung seines Kinns rutscht.
    Vermerk an mich selbst: Alles in allem ist die Reise meiner Mutter das Beste, was mir passieren konnte. Den Sommer auf dem Land bei meiner Großmutter zu verbringen wird wohltuend und erholsam sein.
    Vermerk an mich selbst Nr. 2: Vielleicht kann ich ja für immer zu ihr ziehen.

Juli: Meine Ahnen!

Montag, 3. Juli
    W enn neben der Straße Felder voller Kühe, Pferde und Schafe auftauchen, weiß man, dass es zu meiner Großmutter nicht mehr weit ist.
    Nachdem wir uns begrüßt haben und ich in ihr Auto gestiegen bin, hat sie mich aufgefordert:
    »So, Amélie, erzähl mir aus deinem Leben!«
    Ich habe geantwortet:
    »Ich bin geboren, ich lebe und eines Tages werde ich sterben.«
    Womit ich nicht nur ihren Fragen ein Ende gemacht habe (wenn sie genaue Antworten will, muss sie eben genaue Fragen stellen), sondern jeglicher Konversation zwischen uns und dann konnte ich in Ruhe aus dem Fenster gucken und über die letzten Tage nachdenken.
    Ich sehe immer wieder vor mir, wie mein Kaugummi über Nicolas’ Wange rutscht. Nach diesem kleinen Zwischenfall wusste ich nicht, was ich machen sollte. Das Kaugummi nehmen und mich entschuldigen? Lachen? So schnell wie möglich verschwinden? Ehrlich gesagt, alle drei dieser Optionen wären gut gewesen. Aber in dem Moment habe ich ihn nur mit offenem Mund angestarrt. Und »Mit-offenem-Mund-Anstarren« ist nie eine gute Reaktion. N-I-E-M-A-L-S! Nicolas hat sich das Kaugummi von der Wange gepflückt und es mir zurückgegeben. ZURÜCKGEGEBEN! Immer, wenn ich daran denke, haue ich meinen Kopf gegen die nächste Wand (das Autofenster meiner Großmutter, in diesem Fall).
    Meine Großmutter: »Alles in Ordnung, meine Große?«
    Ich: »Ja … es ist nur dieser Gestank …«
    Meine Großmutter: »Die Gülle? Ach, daran gewöhnt man sich, du wirst sehen!«
    Ehrlich gesagt hat der Geruch von Gülle in meinen Nasenlöchern (und meinem Paleocortex) eine geradezu therapeutische Wirkung: Jetzt habe ich keine Chance mehr, mir Nicolas’ guten Geruch ins Gedächtnis zu rufen.
    Also, wie gesagt, er hat mir mein Kaugummi zurückgegeben. Dann hat er gesagt, ich zitiere nicht: »Ich fand immer, dass du natürlich schöner bist.«
    O.k., das war etwas verkürzt, in Wahrheit lief das Gespräch eher so:
    Er: »Du bist irgendwie … anders.«
    Ich (immer noch irritiert von meinem Kaugummi, das ICH MIR WIEDER IN DEN MUND GESTECKT HABE, WIE BESCHEUERT KANN MAN SEIN!!!): »Nein, ich bin wie immer, du hast mich nur schlecht in Erinnerung, nämlich …«
    Er: »Ich habe dich noch nie geschminkt gesehen.«
    Ich: »Das liegt daran, dass … du mich lange nicht gesehen hast.«
    Und da hat er gesagt: »Ich fand immer, dass du natürlich schön bist.« (Er hat nicht gesagt, schöner , aber ich glaube, das wollte er eigentlich sagen, dass er mich also jetzt weniger schön

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