Das verdrehte Leben der Amélie, 3: Sommerliebe (German Edition)
es keine Rache war, so nach dem Motto: »Jetzt siehst du mal, wie das ist, was Ekliges im Gesicht zu haben!« Dafür ist er zu intelligent.
13:19
Nein, sie ist intelligent, und früher oder später wird er sich verraten.
13:20
Aaaaaaaaaaaaaaaaaaah! Diese unerträgliche Großmuttermusik!!!!!!
13:21
Ganz ruhig bleiben. Ommmmm. Ommmmmm.
15:01
Wir sind vor einer Stunde bei meiner Großmutter angekommen. Sie hat mir ganz aufgeregt alles Mögliche über das Haus und meinen Aufenthalt hier gesagt, wovon ich nur behalten habe, dass sie jetzt einen Internetanschluss hat, wie ich es mir gewünscht habe. Dann hat sie mich in ihr Gästezimmer geführt und gesagt, dass sie alles für mich vorbereitet hat. Ich habe mich zu einem übertriebenen »Wooooow, daaaaaanke!« gezwungen. Jeder andere hätte gemerkt, dass meine Begeisterung nur gespielt war. Nicht meine Großmutter. Sie schien sich über meine Reaktion zu freuen. Puh. Ich will sie schließlich nicht kränken. Es ist ja nicht ihre Schuld, dass ich mich so fühle. Und es ist lieb, dass ich bei ihr bleiben darf. Mit Sybil (die die ganze Autofahrt über geschlafen hat).
16:25
Ich habe begonnen, ein paar Poster aufzuhängen, um mir das Zimmer »persönlich herzurichten« (Vorschlag und Wortlaut meiner Mutter). Meine Großmutter kommt rein und stößt bei dem Anblick meines Smallville -Posters mit Tom Welling in einem Maisfeld mit dem roten Superman-S auf dem nackten Oberkörper einen Schrei aus und sagt:
»Amélie!!! Weiß deine Mutter, dass du dir nackte Jungs ins Zimmer hängst?«
Ich verdrehe die Augen. Hilfe! Ich bin in der Hölle!
Dienstag, 4. Juli
I ch frühstücke. Draußen ist es schön. Sybil scheint sich in ihrer neuen Umgebung wohlzufühlen und streift meiner Großmutter um die Beine, die ihr ein Schälchen Milch hinstellt. Dann setzt sich meine Großmutter zu mir und fragt mich, ob ich gut geschlafen habe, was mich total in Verlegenheit bringt.
Ich beschließe, die Frage zu überhören.
Sie fragt ein zweites Mal.
Ich nehme ihre Zigarettenpackung und lese ihr die Warnung vor, dass Rauchen schlecht für die Gesundheit ist.
Sie fragt ein drittes Mal.
Ich sage, dass sie eine schöne Lampe über dem Tisch hat.
Sie fragt ein viertes Mal.
Ich sage, ich habe gehört, dass es gefährlich sein kann, wenn man Katzen Milch gibt.
Meine Großmutter: »Ist alles o.k. bei dir, Amélie?«
Ich: »Das sage ich nur wegen Sybil …«
Meine Großmutter: »Du hast also nicht gut geschlafen, mein großes Mädchen? Du kannst es ruhig sagen, wir können alles so einrichten, dass es für dich bequem ist.«
Ich: »Das ist es nicht! Es ist nur … Ich mag es nicht, wenn man mir diese Frage stellt. Das ist alles.«
Meine Großmutter: »Warum?«
Ich: »Weil ich keine Lust habe, vierunddreißig Millionen Mal in meinem Leben darauf zu antworten. Was bringt das? Warum sollen wir den anderen erzählen, wie wir geschlafen haben? Weißt du denn, wie du geschlafen hast? Was soll das heißen, ›gut schlafen‹? Was ist der Unterschied zu ›schlecht schlafen‹? Ich schlafe ein und habe keine Ahnung, wie mein Schlaf ist. Was ist der Schlaf? Hmm? Das ist ein Zustand, über den man nichts weiß. Wie fällt man hinein? Wie wacht man auf? Weißt du, das ist echt komisch. Woher soll man also wissen, ob man gut geschlafen hat? Gut geschlafen … im Vergleich zu was? Wenn du mir eine präzise Frage stellst, etwa: ›War das Kissen bequem?‹, dann könnte ich antworten: ›Ich mag lieber Kunstfasern statt Daunen.‹ Und wenn du fragst: ›War dir heute Nacht kalt?‹, könnte ich sagen: ›Ja.‹ Das ist präzise. Aber ob ich gut oder schlecht geschlafen habe – keine Ahnung! Das ist eine falsche Frage und die Leute wollen nur, dass man darauf mit ›Ja‹ antwortet.«
Sybil springt meiner Großmutter auf den Schoß, und die krault ihr den Nacken und sagt:
»Du hast aber ein komisches Frauchen, du, hmm? Aber ja! Aber ja! Du hast eine süße kleine Nase, du! Eine süße kleine Nase! Eine süße süße süße kleine Nase! Ach, was bist du süß-süß-süß! Ach, was bist du süß!«
Ich glaube, sie ist senil .
21:13
Was ich heute getan habe:
- Ein paar Zeitschriften gelesen.
- Alle möglichen Tests aus der Miss gemacht (bis auf die, die etwas mit Liebe zu tun haben).
Dabei habe ich erfahren, dass ich keine gute Shopperin bin, dass mein Totemtier der Biber ist (das hat mich enttäuscht, der Panther wäre mir lieber gewesen), dass ich kein Outdoor-Typ bin (was für eine
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