Das verdrehte Leben der Amélie, 3: Sommerliebe (German Edition)
nicht früher geschrieben habe, auf dem Reiterhof ist echt was los … Na, ehrlich gesagt, ich wollte erst mal warten, bis ich was Positives erzählen kann. Hier ist es nicht ganz so, wie ich erwartet hatte, zumindest nicht, wenn ich erwartete hatte, Spaß zu haben. Also, ich verstehe jedenfalls, wie ich es meine …
Als ich hier angekommen bin, war ich total aufgeregt. Ich habe mich noch nicht mal richtig von meinen Eltern verabschiedet. Überall waren Pferde – ich bin total ausgeflippt!
Aber weil ich fast als Letzte hier angekommen bin (nur weil Julianne unbedingt noch das Ende von Totally Spies! hören wollte!), habe ich nicht so ein schönes Zimmer bekommen. Alle anderen sind in einem Zweierzimmer, ich bin in einem Fünferzimmer ganz am Ende des Gangs. Als ich ankam, waren schon vier Mädchen drin. Als ich reingekommen bin, hat Emily, so eine aufgestylte Tussi, die sich gleich als Boss aufspielen muss, gesagt, sie hätten sich schon geeinigt, in welcher Reihenfolge sie rausgehen, wenn es brennt, und weil ich als Letzte gekommen bin, müsste ich auch als Letzte rausgehen!
Also, kurz gesagt, ihr Plan lautet: Wenn es ein Feuer gibt, verbrenne ich!
Und ich sage dir erst gar nicht, wie sie reagiert haben, als sie meinen Disney-Prinzessinnen-Schlafsack gesehen haben …
Außerdem müssen wir, weil der Reiterhof La Vigie heißt, jeden Morgen »Oh, La Vigie …« singen, zu der Melodie von diesem alten Schlager »Aux Champs Elysées« von Joe Dassin. Ich habe den GANZEN TAG diese blöde Melodie im Kopf. Das ist echt nervig.
Aber das ist noch gar nicht das Schlimmste! Das Schlimmste ist, dass ich David Desrosiers getroffen habe … der ist nämlich auch hier! Und, du kannst es dir schon denken, es ist nicht David Desrosiers von Simple Plan , das wäre ja cool, sondern der Homo-Dingsda David Desrosiers, den ich am Telefon abserviert habe.
Zum Glück habe ich weder mit den Mädchen aus meinem Zimmer noch mit David Desrosiers Reitunterricht, weil die schon fortgeschritten sind.
Das Reiten an sich ist echt cool! Ich galoppiere jeden Tag auf einem Pferd durch den Wald. Am Anfang hatte ich ein bisschen Angst und bin nur ganz langsam geritten. Aber ich werde immer besser.
Als ich angekommen bin, konnte ich zwischen Englischem Sattel und Westernsattel wählen, und ich habe den Englischen genommen. Aber ich werde auf Western umsteigen, weil die Leute in der Englisch-Gruppe mir zu sehr im »Konkurrenz«-Modus sind …
Also, jedenfalls ist es cool hier, weil ich lerne, wie man auf ein Pferd steigt und es striegelt und so.
Aber du fehlst mir … und meine Eltern. Beinahe fehlt mir sogar meine Schwester, stell dir das mal vor!
Und du?
Ich will alles wissen, was du erlebt hast!
Deine beste Freundin 4ever
Kat
xxx
14:54
An: Katryne Demers
Von: Amélie Laflamme
Betreff: Re: News
Hey Kat!
Tja … tut mir leid, dass nicht alles so ist, wie du es dir erträumt hast!
Mir geht’s ungefähr so wie dir. Nur ohne Pferde. Und ohne Rumgebitche. Und ohne David Desrosiers. Und ohne Prinzessinen-Schlafsack. Aber du fehlst mir auch und meine Mutter fehlt mir auch (Julianne allerdings nicht, muss ich zugeben, auch wenn ich gar nichts gegen sie habe).
Ich verbringe die Tage mit meiner Großmutter. Sie legt Patiencen mit ihren Karten. Sie wollte es mir auch beibringen, aber ich spiele lieber Nintendo und chatte. Und sie besteht darauf, dass ich den Leuten, die wir treffen, nicht ihr Alter verrate (als wäre es wahrscheinlich, dass ich irgendwem sage: »Hallo, ich bin Amélie. Meine Großmutter ist übrigens 72.«)
Abgesehen davon könnte man sagen, dass ich dick werde, wenn ich Schokolade nur anschaue. (Allerdings habe ich absolut nichts zu tun, also schaue ich die Schokolade nicht nur an, haha!)
Ich schicke dir den Link zu einem superlustigen Youtube-Video, den Tommy mir geschickt hat, das wird dich aufheitern!
Deine best4ever-Freundin,
Amélie
xxx
Samstag, 8. Juli
M ein Zimmer bei meiner Großmutter ist im ersten Stock. Morgens ist die Sonne so stark, dass sie durch den Vorhang dringt und mich weckt. Obwohl wir erst ein paar Tage hier sind, haben Sybil und ich schon unsere kleinen Rituale. Sie schläft bei mir im Bett und steht erst auf, wenn ich auch aufstehe. Manchmal, wenn sie findet, dass ich zu lange schlafe, weckt sie mich mit kleinen Küsschen ins Gesicht. ( Süüüüüüüüüüüüß !)
Dann gehen wir zusammen in die Küche.
Die Treppe nach unten führt ins Wohnzimmer, das auf der Vorderseite des Hauses
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