Das verdrehte Leben der Amélie, 3: Sommerliebe (German Edition)
ich mich entschuldige … für den Genozid. Sag es ihnen. Und die Falle für eure Königin hat meine Großmutter aufgestellt. Nicht ich. Aber mal ehrlich, es gibt hier ganz in der Nähe einen Wald, warum geht ihr nicht einfach da hin?«
»Weil wir lieber Kekse essen!«
Ich drehe mich um und sehe Gabriel lachen. Etwas verlegen (immerhin bin ich auf allen vieren auf dem Boden und rede mit einer Ameise) sage ich: »Haha! Das war doch nur Spaß … Ich spreche sonst nicht wirklich mit Ameisen …«
Gabriel: »Dafür schien euer Gespräch aber ziemlich ernst zu sein.«
Ich (stehe auf): »Ich habe nur … so getan. Was machst du hier?«
Gabriel: »Deine Großmutter hat mich reingelassen. Ich war kurz bei ihr im Garten. Ich bin hinten reingekommen. Sie scheint ein bisschen gestresst zu sein. Sie hackt ganz schön in die Erde …«
Ich: »Mmhja … sie hat mit dem Rauchen aufgehört.«
Gabriel: »Vorsicht, jetzt ist die Ameise auf deinem Arm.«
Ich (schlage fest auf meinen Arm): »AAAAAHHHH!!!!!«
Die Ameise ist ein bisschen lädiert.
Ich: »Oh nein! Jetzt hätte ich fast schon wieder eine umgebracht.«
Die Ameise bringt sich in Sicherheit und setzt ihren Weg ohne den Kekskrümel fort.
Ich: »Ufff …«
Gabriel: »Was ist?«
Ich: »Ich habe jede Menge Ameisen umgebracht … Ich fühle mich so schlecht! Und dann hat meine Großmutter auch noch eine Falle für die Königin aufgestellt …«
Gabriel: »Tja, selbst schuld. Sie leben eben riskant, wenn sie jemandem die Kekse wegfuttern, der hunderttausendmal größer ist als sie …«
Ich (während ich erleichtert zuschaue, wie die Ameise ihr Loch erreicht): »Hihi! Du bist lustig!«
Hihihi, hehe, haha. Wenn ich mit Gabriel rede, habe ich immer eine blöde Stimme.
Gabriel: »Es ist so schönes Wetter heute. Ich würde mich freuen, wenn du mit mir und den anderen zum Baden an den See kommst!«
Ich: »Ähm … also … ich muss hierbleiben, wegen äh … meiner Großmutter. Ich muss sie überwachen.«
In diesem Moment kommt meine Großmutter rein und sagt:
»Geh baden! Es ist eine Affenhitze!«
Ich werfe ihr einen düsteren Blick zu und versuche mich einmal mehr an der Brandstiftung mit den Augen. Erfolglos, offensichtlich.
Gabriel: »Kommen Sie auch mit, Madame Laflamme?«
GM: »Hahaha! Du bist ja süß, mein Kleiner. Das ist nichts mehr in meinem Alter.«
Ich: »Ich kann meine Großmutter nicht allein lassen, sie wird rauchen!«
Gabriel: »Das ist immer noch besser, als mit Ameisen zu reden!«
GM: »Na los, geh baden, meine Große! Ich werde schon nicht schummeln! Und übrigens, Gabriel, sie darf keine Schokolade essen.« (Und sie zwinkert ihm zu.)
Noch ein Versuch der Augenbrandstiftung scheitert.
Vermerk an mich selbst: Aufhören, mich imaginär selbst zu verteidigen. Das passt nicht zu meiner neuen »Reife«.
15:15
Ich bin mit Gabriel und seinen Freunden am See und hocke, noch immer in Shorts und T-Shirt, auf einem Stein, während alle anderen im Wasser sind.
Gabriel (aus dem Wasser): »Komm rein, Amélie!«
Ich (wische mir einen Schweißtropfen von der Stirn): »Mir ist noch … nicht heiß genug.«
Gabriel: »Du kriegst schon keine Sonnenallergie.«
Gabriels Freunde schauen mich an und lachen ein bisschen, woraufhin ich mich sehr unwohl fühle.
ES IST MIR UNANGENEHM, VOR VÖLLIG FREMDEN LEUTEN IM BADEANZUG RUMZULAUFEN, O.K.!? DAZU HABE ICH JA WOHL DAS RECHT!
Zum Glück sind meine Beine rasiert. Es ist wirklich ein Riesenaufwand und man muss immer wieder von vorne anfangen und ich hasse alle Aufgaben, die man immer wieder von vorne anfangen muss. Aber es dient einem guten Zweck. Nämlich dem Zweck, nicht haarig zu sein.
16:35
Ich bin zurück zu meiner Großmutter gegangen. Ich fühle mich nirgends an meinem Platz. Nirgends. Warum bin ich immer so eine Außerirdische? Kann ich nicht einmal wie alle anderen sein? Nur einen einzigen Tag? Einfach normal sein?
16:37
Das wäre der perfekte Moment, um Schokolade zu essen. Ich frage mich, ob die Ameisen in ihrem Loch welche haben. Ich bücke mich auf alle viere, um nachzuschauen (was, ich gebe es zu, wirklich bescheuert ist).
16:40
»So langsam glaube ich, du hockst immer so da!«
Ich drehe mich um. Es ist Gabriel.
Ich: »Sag mal, hast du jetzt schon einen Schlüssel, oder was?«
Meine Großmutter kommt hinter ihm durch die Tür.
Gabriel: »Deine Großmutter hat gesagt, dass du dich im Badeanzug schämst.«
Ich: »Oma!«
GM: »Sonst halten dich doch alle für verrückt! Ich wollte dich
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