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Das verdrehte Leben der Amélie, 3: Sommerliebe (German Edition)

Das verdrehte Leben der Amélie, 3: Sommerliebe (German Edition)

Titel: Das verdrehte Leben der Amélie, 3: Sommerliebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: India Desjardins
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deine Schuld!«
    GM: »Meine Schuld?«
    Ich: »Ja, die ganze Schokolade, die du mir zu Ostern geschenkt hast, hat mich abhängig gemacht!«
    GM (zwickt mich in die Wange): »Hahaha! Ach, du! Und, hat es dir gefallen, den Sommer bei deiner alten Großmutter zu verbringen?«
    Ich: »Meine Mutter fehlt mir, aber ich muss schon sagen, es fällt mir schwer, wieder zu gehen.«
    GM: »Du kannst jederzeit wiederkommen, das weißt du.«
    Ich: »Als ich klein war, fand ich dich immer so streng … Aber eigentlich bist du total cool.«
    GM: »Was? Du fandest mich streng? Ich wollte nicht so nachgiebig sein, weil ich Angst hatte, meine Autorität zu verlieren …«
    Nach kurzem Schweigen dreht sie sich zu mir und sagt:
    »Ich war ganz schön beleidigt, als dein Vater uns eröffnet hat, dass er in die Stadt zieht.«
    Ich: »Ja?«
    GM: »Ja! Ich habe eine Riesenszene gemacht, du hättest mich sehen sollen. Dabei lebte er so gerne auf dem Land. Ich konnte seine Entscheidung nicht verstehen.«
    Ich: »Er lebte gerne auf dem Land? Das wusste ich nicht.«
    GM: »Ja. Ich war sehr überrascht, dass er in die Stadt ziehen wollte. Aber dort wollte er hin. Nach der Uni. Mit deiner Mutter. Als du geboren wurdest, war ich noch beleidigter. Meine kleine Enkeltochter …«
    Ich: »Du warst sauer, weil ich geboren wurde?«
    GM: »Nein, weil du so weit weg warst und ich dich nicht öfter sehen konnte.«
    Ich: »Echt?«
    GM: »Du hast mir sehr gefehlt, weißt du … Ich hätte dich gerne öfter gesehen.«
    Ich: »Auf jeden Fall machst du die besten Pfannkuchen der Welt!«
    Sie gibt mir einen Klaps auf den Schenkel und kneift zu. Nur mein Stolz sorgt dafür, dass ich nicht »Aua!« schreie.
    Ich: »Ich glaube, er hat gerne in der Stadt gelebt. Mein Vater. Er mochte auch unser Haus. Er hat immer irgendwas gewerkelt, um es schöner zu machen.«
    GM: »Ach ja, er war geschickt, dein Vater! Wie sein Vater … Magst du ihn, den Freund deiner Mutter?«
    Ich: »Hmmmmmmnja.«
    GM: »Nein?«
    Ich: »Also … mein Vater …«
    GM: »Er fehlt mir auch, weißt du …«
    Ich sehe sie an und lächele.
    GM: »Es ist nicht leicht, sein eigenes Kind zu überleben.«
    Ich: »Ich kann dir sagen, seine Eltern zu überleben ist auch kein Vergnügen.«
    GM: »Du kleiner Fuchs …«
    Ich: »Und du hast dir nie einen Freund gesucht?«
    GM: »Hahaha! Ich?« (Sie denkt einen Augenblick nach.) »Ich habe ihn sehr geliebt, deinen Opa. Ich war sicher, dass ich ihm bald folgen würde. Aber … ich bin immer noch hier. Und wenn ich ihm gefolgt wäre, hätte ich dich nicht kennengelernt.«
    Ich: »Ich glaube, du könntest leicht einen Freund finden. Paul-Émile mit seiner schönen Krawatte!«
    GM: »Hahahaha! Nein, den bestimmt nicht!«
    Ihr Bauch hüpft hoch und runter.
    Ich: »Ich mag deine Plauze.«
    Ich kraule ihr den Bauch und sie lacht.
    Ich: »Oh, schau mal! Eine Mega-Sternschnuppe!«
    GM: »Hui! Wenn sie so groß sind, darf man seine Wünsche laut sagen!«
    Ich: »Stimmt nicht! Wir dürfen unsere Wünsche niemandem sagen!«
    GM: »Ach komm, an deinem letzten Abend kannst du mir doch sagen, was dich am meisten glücklich machen würde. Ich will dich verwöhnen. Egal was. Auch wenn ich noch mal an den Herd muss, um dir Pfannkuchen zu machen!«
    Ich sehe sie an. Ich atme ein. Ich öffne die Lippen. Ich sage:
    »Ich wünsche mir, dass … du … mir … noch mehr … von meinem Vater erzählst.«
    Autsch. Mir ist ein Kloß im Hals hochgestiegen und ich spüre, wie meine Augen nass werden, aber meine Großmutter lächelt und fängt an zu reden und ich höre zu.
    Mitternacht
    Ich habe in Erdkunde gelernt, dass Sternschnuppen keine echten Sterne sind. Es sind kleine Anhäufungen von Weltraumstaub, die in unsere Atmosphäre eintreten, sich erhitzen, innerhalb von Sekundenbruchteilen verbrennen und dabei einen Lichtstreif an den Himmel zeichnen. Man könnte sagen, kosmischer Müll. Also hat es technisch gesehen überhaupt keinen Sinn, sich beim Anblick einer Sternschnuppe etwas zu wünschen. Ehrlich gesagt, ich kann verstehen, warum man sich um 11 Uhr 11 etwas wünscht – es ist, als wäre es ein gutes Zeichen, wenn man auf die Uhr guckt und lauter gleiche Ziffern sieht, warum soll man sich da nicht gleich etwas wünschen? Im Fall der Sternschnuppen ist mir das weniger klar. Eigentlich sind das nur ein paar Steine, die durch den Weltraum sausen, und das Phänomen ist noch nicht mal besonders selten. Aber faktisch war ich noch nie zufriedener mit der Erfüllung eines Wunsches als

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