Das verdrehte Leben der Amélie, 3: Sommerliebe (German Edition)
anschauen!«
Ich: »He, Gabriel, ich lege auf, es kommt noch eine Debatte!«
Gabriel: »Komm nach der Debatte mit mir ins Feld-Kino!«
Ich: »O.k.! Bis nachher.«
Ich schalte auf die andere Leitung.
Kat: »Das hat aber lange gedauert!«
Ich: »Sorry! Das war Gabriel.«
Kat: »Ah-haaaaaa …«
Ich: »Ich lege jetzt auf, es läuft noch eine Debatte über Privatschulen. Solltest du dir auch anschauen!«
Kat: »Och nö! Ich hab von dem Thema die Nase voll!«
18:34
Komisch, das Thema interessiert mich, trotzdem schweifen meine Gedanken alle zwei Sekunden ab. Laut den Experten sollten Privatschulen nicht mit öffentlichen Geldern finanziert werden, auch wenn es sich nur um eine Teilfinanzierung handelt, usw. usw. Die Uniform gehört angeblich nicht in eine moderne Gesellschaft usw. usw. Ich stelle fest, dass ihre Meinung mit meiner nicht viel zu tun hat. Ob eine Schule schlechter, besser oder sonst was ist, ist mir egal, ich will MEINE Schule. (Jetzt wäre ich gerne dabei, um ihnen meine Meinung zu sagen, aber ich hatte meine Chance und hab’s vergeigt … Pech!)
Meine Großmutter dreht sich zu mir.
GM: »Interessant, was?«
Ich: »Hmm.«
GM: »Mach dir keine Sorgen. Wenn du die Schule wechseln musst, findest du neue Freunde.«
Ich: »Ich brauche keine neuen Freunde, ich habe Kat.«
GM: »Denk mal an die kleinen Enten. Hast du gesehen, wie groß sie geworden sind? Schon am Ende des Sommers werden sie ihren See verlassen und nach Süden fliegen. Sie lernen einen neuen Ort kennen.«
Ich: »Kommst du mir da gerade mit einer Metapher? Nach dem Motto, den Enten geht es hier gut, aber woanders werden sie auch glücklich sein, blablabla?«
GM: »Ähm … ja.«
Was haben die Erwachsenen bloß immer mit ihren Metaphern?
Ich: »Mensch, Oma, ich bin im Französisch-Begabtenkurs, ich bin Expertin für Sätze, die eine Sache sagen und eine andere Sache meinen! Nur wenn sie von meiner Mutter kommen, wird’s mir zu kompliziert!«
GM: »Na gut, ich war wohl nicht subtil genug.«
Ich: »Nicht wirklich.«
20:30
Ich liege mit Gabriel auf einer Decke im Feld-Kino und beklage mich über meinen jämmerlichen Auftritt im Fernsehen.
Gabriel: »Das, was man im Gedächtnis behält, ist der letzte Satz. Und der war doch super. Außerdem sahst du toll aus und hast gelächelt. Im besten Fall haben die Leute gar nicht auf deine Worte geachtet.«
21:15
Der Film hat angefangen. Echt cool, dieses Feld-Kino. Wenn ich gewusst hätte, dass es das gibt, wäre ich jeden Abend mit Gabriel hierhergekommen.
Ich (drehe mich zu Gabriel): »Warum sind wir nicht schon früher hierhergekommen?«
Er: »Na! Du hattest ja schon Probleme, baden zu gehen!«
Ich: »Das ist doch was anderes!«
Gabriel: »Dich soll mal einer durchschauen!«
Ich: »He, wieso? Ich gehe nur nicht gerne baden, dazu habe ich ja wohl ein Recht!«
Gabriel: »Ich habe dich noch nicht vorher mitgenommen, weil ich dachte, dass du Angst vor Spinnen hast.«
Ich (springe auf): »UAAAAAAAAAAAHHHHHHHHHHHHH! SPIIIIIIIIIINNEN????????????« Alle um uns rum zischen: »Psssssst!« Gabriel steht auf und flüstert mir ins Ohr:
»Na, was dachtest du denn? Wir sind hier auf einem Feld. Setz dich wieder hin. Wenn eine kommt, erledige ich das.«
Wir setzen uns wieder auf die Decke und gucken weiter den Film an. Nach ein paar Minuten, als in einer Szene nur Musik läuft und niemand redet, dreht er sich zu mir und sagt:
»Weißt du was? Ich bin sicher, dass deine Schule nicht schließen wird.«
Er sieht mich an und ich (und ich rede hier von mir, Amélie Laflamme) küsse ihn. Einfach so, paff!
Also, ich hätte ja auch einfach »Danke« sagen können, weil er so nett ist. Aber nein, ich habe, peng, den Kopf verloren.
Als meine Lippen seine berühren, fange ich an zu zittern. Er sagt:
»Ist dir kalt?«
Ohne meine Antwort abzuwarten zieht er seine Jacke aus und legt sie mir um die Schultern. Und dann küssen wir uns noch mal. Ich höre, wie seine Freunde, die ein bisschen weiter weg sitzen, uns necken. Aber das ist mir egal. Es fühlt sich einfach gut an, mit jemandem zu knutschen (ihm).
22:18
Hihi!
22:19
Was soll das denn heißen, »hihi«?!
22:20
O.k., es ist so weit, ich bin verrückt.
Samstag, 12. August
An: Amélie Laflamme
Von: Nicolas Dubuc
Betreff: Hi
Hi Amélie!
Ich habe dich im Fernsehen gesehen und ich fand dich echt gut!
Ich hoffe, dass deine Schule nicht schließen muss.
Ruf mich an, wenn du wieder da bist! :-)
Nic
14:00
Am Telefon mit Kat, immer
Weitere Kostenlose Bücher