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Das verdrehte Leben der Amélie

Das verdrehte Leben der Amélie

Titel: Das verdrehte Leben der Amélie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: India Desjardins
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verabschiedet. Beim Auflegen trällerte sie unsere Tamponflöten-Musik, »tütü lütü tü«, was mich wenigstens zum Lachen gebracht hat, bevor ich mich wieder meiner superöden Arbeit zuwenden musste.
    Hätten die Staubsaugerverkäuferinnen mich entführt,wäre mein Tag vermutlich angenehmer verlaufen (zumindest, wenn sie mich nicht gezwungen hätten, die kostenlose Probe-Vorführung zu machen, in dem Fall wäre es aufs Gleiche rausgekommen).
    Mittags
    Meine Mutter und ich haben uns Sandwiches gemacht. Ich habe ihr berichtet, was ich den »Staubsaugerdamen« erzählt habe, und sie hat tatsächlich gelacht. Dann hat sie gesagt, dass sie wirklich ein bisschen Karate kann.
    Ich (mit einem Stück Käse im Mund): »Du hast mal Karateunterricht genommen?!?«
    Meine Mutter (während sie sich einen Klecks Senf vom Finger schleckt): »Ja, zusammen mit deinem Vater. Er hat mich dazu überredet.«
    Ich (nach kurzem Schweigen): »Denkst du manchmal an ihn?«
    Meine Mutter: »Ja, oft. Mmh, hast du schon die Tomaten probiert? Wirklich lecker!«
    Ich: »Manchmal frage ich mich, wo er ist.« (Was ich nicht sage, weil sie das traurig machen würde: »Ich finde die Vorstellung schrecklich, dass er nur ein Skelett unter der Erde ist.«)
    Meine Mutter: »Er ist ... bei uns, glaube ich.«
    Ihr Hals ist plötzlich rot geworden, wie immer, wenn ich das Thema anschneide, und sie hat aufgehört zu kauen. Bevor ihr die Tränen in die Augen steigen können, erwidere ich:
    »Was?!?!?!?!? Heißt das, er ist ein Gespenst?«
    Meine Mutter: »Aber nein, ich rede von der Erinnerung an ihn, die in uns ist.«
    Ich: »Du meinst, wir sind besessen ?!?!!!!!«
    Meine Mutter: »Amélie, also wirklich! ... So, genug davon.«
    Sie hat ihre Tränen schnell wieder heruntergeschluckt. Zum Glück, denn wenn die Heulerei erst mal losgeht, hört sie nicht mehr auf und hinterlässt für den Rest des Tages eine Mega-Spannung im Haus.
    15:06
    Wir sind mit dem Putzen fertig und ich habe beschlossen, den restlichen Nachmittag nur abzuhängen. Ich bin superfrüh wach geklingelt worden und musste danach den Sklaven machen. Ich bin zu nichts mehr zu gebrauchen!
    22:10
    Ich kann nicht schlafen.
    22:11
    »Die Erinnerung an ihn ist in uns.« Hier? In diesem Augenblick?
    22:12
    Ist mein Vater ein Geist, der mich heimsucht?
    Lieber Gott, wenn es dich gibt, behalt meinen Vater ruhig bei dir. Er ist bei dir gut aufgehoben, hier hat er nichts zu suchen!
    Uhuaaaaaaaaaaaa! Ich habe ein Knacken gehört! Hilfeeeeeeeeeeeeeee! Ein Gespeeeeeeeeeeenst!
    22:15
    Wirklich nur aus Gründen der Sicherheit habe ich beschlossen, meiner Mutter in ihrem Bett Gesellschaft zu leisten.
    22:25
    Ich kann immer noch nicht schlafen, obwohl das Bett meiner Mutter superbequem ist. Wie kommt es eigentlich, dass mein eigenes Bett steinhart ist?
    Ich flüstere, nur für den Fall, dass sie schon schläft.
    Ich: » Mama? Schläfst du? «
    Meine Mutter: »Was ist los, Püppchen?«
    Ich: » Nenn mich nicht Püppchen, das ist ein abwertender Kosename. «
    Meine Mutter: »Was willst du?«
    Ich: » Wie kommt es, dass dein Bett viel bequemer ist als meins? «
    Meine Mutter: »Amélie, schlaf jetzt!«
    Meine Mutter schafft es immer, sich mit bescheuerten Argumenten aus der Affäre zu ziehen.
    Das heutige Best-of:
    3. Platz:
    Meine Mutter: »Putz!«
    Ich: »Warum?«
    Meine Mutter: »Weil ich es dir sage.«
    Wow. Sehr überzeugend.
    2. Platz:
    Meine Mutter: »Du machst das Bad.«
    Ich: »Warum?«
    Meine Mutter: »Weil du gut darin bist.«
    Wow. Sehr einleuchtend.
    1. Platz:
    Ich: »Wie kommt es, dass dein Bett viel bequemer ist als meins?«
    Meine Mutter: »Psst! Schlaf jetzt!«
    Wow. Sehr erhellend.
    Ich finde, alle großen Hilfsorganisationen sollten meine Mutter um Unterstützung bitten – sie hat einfach schlagende Argumente!
    Natürlich bin ich sarkastisch. Man müsste sich mal vorstellen, wie meine Mutter versucht, den amerikanischen Präsidenten mit ihren jämmerlichen Argumenten zu bewegen, den Krieg zu beenden:
    Meine Mutter: »Beende den Krieg!«
    Der Präsident: »Warum?«
    Meine Mutter: »Weil ich es dir sage.«
    Präsident: »Und warum soll ich den Krieg beenden?«
    Meine Mutter: »Weil du gut darin bist.«
    Präsident: »Und wenn wir dann unseren Rang als stärkste Weltmacht verlieren?«
    Meine Mutter: »Psst! Schlaf jetzt!«
    Präsident: »O. k! Ist gebongt! Jungs, zieht die Truppen ab, ich lege mich erst mal aufs Ohr!«
    To do: Meiner Mutter auftragen, an ihrem Debattierstil zu arbeiten.

Montag,

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