Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das verflixte 4. Schuljahr

Das verflixte 4. Schuljahr

Titel: Das verflixte 4. Schuljahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Kohn
Vom Netzwerk:
lässt sich erkennen, welchen Wahrnehmungskanal er gerade benutzt. Verwendet er visuell geprägte Verben und Ausdrücke, wie etwa »Ich sehe das so ...«, befindet er sich momentan auf der visuellen Wahrnehmungsebene. Nutzt er Ausdrücke wie »Das klingt wie ...«, ist vom auditiven Kanal auszugehen, während Formulierungen wie »Ich kann es nicht fassen ...« auf den kinästhetischen Kanal schließen lassen.
    Die Lernsituation für Ihr Kind angenehmer und effektiver gestalten können Sie weiterhin dadurch, dass Sie sie mit einer positiven Erinnerung bei Ihrem Kind verknüpfen. Der Fachmann spricht dabei von »ankern«. Jeder Mensch trägt bereits sogenannte »natürliche Anker« in sich. So lässt uns der Geruch von Weihnachtsplätzchen sofort an Weihnachten in unserer Kindheit denken (olfaktorischer Anker), rote Einträge in einem Heft erinnern uns an die Eindrücke als Kind bei der Rückgabe von Klassenarbeiten (visueller Anker) und das Stofftier eines Kindes ruft Sicherheits- und Schläfrigkeitsgefühle hervor (kinästhetischer Anker). Auch das Verhalten eines Lehrers, auf das die Klasse immer gleich reagiert, ist ein Anker.
    Der russische Physiologe Iwan Pawlow fand in Experimenten heraus, dass der Speichelfluss von Hunden durch die Betätigung eines Ankers aktiviert werden kann. Wenn Hunde wissen, dass sie bald Nahrung bekommen, setzt ein Reflex ein, und der Speichel beginnt zu fließen. Kurz bevor die Nahrung gegeben wurde, erklang eine Glocke im Labor. Die Hunde lernten im Laufe der Zeit, den Klang der Glocke als Einladung zum Essen zu verstehen, und reagierten auf das Geräusch mit Speichelfluss. Die Glocke ist somit ein auditiver Anker für den Zustand der Fress-Vorbereitung; das Geräusch bewirkt den Speichelfluss, weil es bei den Hunden eine Erinnerung aktiviert. Pawlow hat das allerdings nicht »ankern« genannt, sondern »konditionieren«.
    Darüber hinaus muss Ihr Kind aktiv am Lernprozess beteiligt sein. Es nützt ihm nichts, wenn es lediglich dabeisitzt und Sie die Rechnungen der Mathe-Hausaufgaben ausführen. Nur vom Betrachten allein wird sich Ihr Kind keinen Lernstoff aneignen.
    Und nicht zuletzt: Loben Sie!
    Eine wichtige Motivationsquelle ist natürlich das schon erwähnte Lob. Insbesondere Grundschulkinder lernen vor allem dadurch, dass sie für eine gut gemachte Sache gelobt werden. Kritik oder Tadel helfen ihnen nichts, da sie noch nicht imstande sind, daraus die notwendigen Schlüsse für eine Verbesserung der Situation zu ziehen.
    Wichtig ist bei allem Lob, dass Sie es ehrlich meinen und dies Ihrem Kind auch so zeigen. Es bringt nichts, wenn Sie »Das hast du toll gemacht!« nuscheln, während Sie in eine andere Sache vertieft sind. Setzen Sie sich zu Ihrem Kind, streicheln über sein Haar und sagen ihm voller Überzeugung, was konkret Sie glücklich macht. Dies sollte nicht nur auf die Note beschränkt werden, sondern vielmehr auf die Leistung oder den Fortschritt, den Ihr Kind gemacht hat: »Ich bin stolz auf das, was du geschafft hast und wie du dich darauf vorbereitet hast« oder »Du hast das Dreieck sehr sauber gezeichnet«.
    Die Spezifizierung Ihres Lobs hat zwei Vorteile. Erstens kann Ihr Kind dann genau einordnen, was es gut und womit es Sie stolz gemacht hat. Zweitens klingt Ihr Lob stets anders, als wenn Sie ihm immer nur »Super!« oder »Gut gemacht!« sagen, was zu einer Gewöhnung und somit Schwächung der Auswirkungen des Lobes führen kann. Erläutern Sie Ihrem Kind auch, warum Sie es loben. Was zum Beispiel bedeutet seine Anstrengung für sein weiteres Leben? Was hat Ihr Kind durch seine besondere Tätigkeit oder Leistung gelernt oder erfahren? Warum ist es wichtig für Ihr Kind?
    Loben Sie Ihr Kind aber nur dann, wenn es Lob auch verdient hat. Gehen Sie sparsam damit um, denn sonst verkommt es zu einer Alltäglichkeit, die dann keinerlei Motivationsschub mehr auslösen kann. Wenn Ihr Kind in der 3. Klasse allein sein Zimmer aufräumt oder das Alphabet aufsagen kann, ist dies eher eine Selbstverständlichkeit, die Sie zwar bemerken sollten. Aber freudestrahlend Ihr Kind herzen, was es denn für eine tolle Leistung erbracht hat, macht Sie eher unglaubwürdig und ist hier weniger angebracht. Ihr Kind könnte durch zu viel Lob darüber hinaus seine tatsächliche Leistungsfähigkeit überschätzen. Außerdem signalisieren Sie Ihrem Kind durch derart unangebrachtes Lob, dass Sie schon mit sehr wenig zufrieden sind. Für größere Leistungen braucht sich Ihr Kind also nicht

Weitere Kostenlose Bücher