Das verflixte 4. Schuljahr
sind und ihre Behebung auf absehbare Sicht wahrscheinlich erscheint. Permanente Nachhilfe schadet nicht nur dem Geldbeutel, sondern vor allem dem Kind. Sind die Defizite also zu groß, ist es sinnvoller, eine Klasse zu wiederholen oder – falls das Kind bereits auf einer weiterführenden Schule ist – über den Wechsel der Schulform nachzudenken.
Warum organisieren Sie nicht gemeinsame Lernnachmittage unter Gleichgesinnten, auf gleicher Augenhöhe sozusagen? Freunde aus einer Klasse könnten entweder regelmäßig oder gezielt vor Proben und Klassenarbeiten zusammenkommen, um gemeinsam dafür zu lernen. Die Stärkeren verbessern ihr Verständnis, indem sie es den anderen erklären; die Schwächeren profitieren von der Hilfe ihrer Klassenkameradinnen und Klassenkameraden.
Beachten Sie aber, wenn Ihr Kind in irgendeiner Form zusätzliche Hilfestellungen benötigt, dass beim Lernen kleinere Schritte schneller zum Erfolg führen als große. Um zusätzliche Verwirrung zu vermeiden, sollte Ihr Kind also beispielsweise erst dann schriftlich rechnen, wenn es alle Ziffern leicht schreiben kann, um eventuell vorhandene motorische Schwierigkeiten nicht mit Problemen im Rechnen zu kombinieren.
Wichtige Vorüberlegungen
Vor einer Nachhilfe sollte darüber hinaus Ursachenforschung betrieben werden. Liegt das Defizit wirklich darin begründet, dass das Kind die Thematik nicht verstanden hat? Dann ist ein Wiederholen des Stoffes mit weiteren, zusätzlichen Übungen die richtige Wahl. Vielleicht verfügt das Kind aber nur über die falschen Lernstrategien oder hat noch keine ausbilden können. Oder es kann sich einfach nicht richtig konzentrieren, vielleicht weil Papa und Mama häufig streiten oder das Kind zu viel fernsieht oder mit dem Computer spielt.
Erkundigen Sie sich bei den Lehrerinnen und Lehrern Ihres Kindes, ob diese eine Nachhilfe für sinnvoll erachten. Haben diese eher den Eindruck, dass Ihr Kind überfordert ist, sollten Sie es nicht zu immer größeren Höchstleistungen anzuspornen versuchen, um vielleicht doch noch soeben den Realschulzugang zu erhalten, sondern sich Ihr Kind lieber in Ruhe und ohne Überforderung auf einer Haupt- oder Mittelschule entwickeln lassen. Eine solche Überforderung deutet sich an, wenn Ihr Kind nicht nur in einem Fach (zum Beispiel Mathematik) Schwächen zeigt, sondern dies auch in anderen Fächern der Fall ist. Dann hat das Kind auf einer höheren weiterführenden Schule wie etwa der Realschule oder dem Gymnasium erst recht keine reelle Chance, tatsächlich mit dem Unterrichtsstoff mitzuhalten. Im Ernstfall sollten Sie auch die Möglichkeit in Erwägung ziehen, dass Ihr Kind eine Klasse wiederholt. Dies ist sicherlich kein Beinbruch, im Gegenteil, Sie werden feststellen, dass Ihr Kind förmlich aufblüht, wenn es erste Erfolgserlebnisse erzielen kann, weil es den Unterrichtsinhalt endlich versteht.
Nachhilfe kann beispielsweise dann sinnvoll sein, wenn die nachlassenden Leistungen Ihres Kindes eindeutig auf nicht schulische Ereignisse zurückzuführen sind. Dies kann der Verlust eines nahen Angehörigen (zum Beispiel der Tod der Großmutter) oder die Trennung der Eltern sein. Aber auch eine längere Krankheit des Kindes bzw. eine schwere Krankheit eines Elternteils können Auslöser für schwindende Konzentration sein, die – nachdem sich die Gefühlslage beim Kind wieder einigermaßen beruhigt hat – durch zusätzliche Übung wieder kompensiert werden kann. Wichtig ist, dass Ihr Kind die Notwendigkeit einer Nachhilfe einsieht und von sich aus dazu motiviert ist. Wenn es während der zusätzlichen Übungsstunden nur Löcher in die Luft starrt, kann ihm auch der beste Lehrer nicht weiterhelfen. Nach einem überschaubaren Zeitraum, spätestens zum Ende des Halbjahres, sollten Sie eine Verbesserung der schulischen Leistungen Ihres Kindes feststellen können. Ist dies nicht der Fall, stellt sich die Frage nach der Effizienz der gewählten Form der Nachhilfe. Außerdem ist zu überlegen, ob Ihr Kind nicht doch grundsätzlich mit den gestellten Anforderungen überfordert ist.
Bevor Sie Ihrem Kind Nachhilfeunterricht zukommen lassen, sollten Sie ferner ausschließen, dass es sich bei den Defiziten nicht um reine Faulheit bzw. fehlende Motivation handelt. Denn hierbei kann Ihrem Kind kein Nachhilfeinstitut der Welt helfen. Gehen Sie also vor der Aufnahme einer Nachhilfe den tatsächlichen Gründen für die Defizite auf den Grund, gegebenenfalls gemeinsam mit der betreffenden Lehrerin
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