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Das verfluchte Koenigreich

Das verfluchte Koenigreich

Titel: Das verfluchte Koenigreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frewin Jones
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nicht«, erwiderte Rathina.
    »Das ist doch ganz einfach«, seufzte Tania. Sie wandte sich zu ihrer Schwester um. »Das alles bedeutet, dass die Leute im Elfenreich früher sterblich waren«, sagte sie. »Und nach dem Tod begraben wurden.«
    »Nein«, rief Rathina aufgebracht. »Das ist ganz und gar unmöglich.«
    »Hier, seht euch das an.« Connor hatte sich ein ganzes Stück von ihnen wegbewegt und kauerte mitten in der Gräberlandschaft vor einem einzelnen Stein. »Die Schrift ist fast überall vollkommen verwittert – aber hier steht etwas, was man noch entziffern kann. Rathina? Kannst du mal herkommen und uns das vorlesen?«
    »Nein!« Rathinas Augen funkelten. »Das ist ein Trick – ein Trugbild, das uns die Sinne vernebeln soll. Wir waren immer unsterblich. Immer.« Sie drehte sich um, als wollte sie fliehen.
    Tania packte sie am Handgelenk. »Du musst uns die Inschrift vorlesen!«, befahl sie. »Bitte!«
    Rathina funkelte ihre Schwester wütend an, aber sie wehrte sich nicht, als Tania sie zwischen den Steinen hindurch zu der Stelle zerrte, an der Connor kniete.
    Rathina wandte den Kopf ab und weigerte sich, den Stein anzusehen.
    »Rathina!«, sagte Tania scharf. »Lies! Sag uns, was dort steht.«
    Widerstrebend richtete Rathina den Blick auf den Stein. Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und zitterte am ganzen Leib. »Nein! Nein!«, murmelte sie und schlug die Hände vors Gesicht. »Niemals.«
    Tania trat vor sie hin und legte ihr tröstend eine Hand auf die Schulter. Ihre Schwester war totenbleich.
    »Lies es uns vor, Rathina«, sagte Tania. »Wir müssen wissen, was auf dem Grabstein steht.«
    Rathina gab sich einen Ruck und als sie schließlich den Mund aufmachte, klang ihre Stimme brüchig, als koste es sie große Überwindung, die Worte auszusprechen.
    »Hier ruhen die sterblichen Überreste von Androvar Ernial, Sohn des Elfenreichs«, las sie. »Geliebter Gatte und Vater, der, wie so viele andere vor seiner Zeit der Schwarzen Pest von Nargostrond – verflucht sei der Name – zum Opfer fiel. Mögen die Schwingen unserer Dahingegangenen seine Seele in den ewigen Schlaf nach Avalon tragen.« Rathina fiel auf die Knie, das Gesicht in den Händen vergraben, und weinte bitterlich.
    Tania und Connor starrten einander an.
    »Dann gab es also schon einmal eine Epidemie«, stellte Connor fest. »Vor Tausenden von Jahren – bevor Oberon König wurde.«
    Tania hatte das Gefühl, in einen Abgrund zu stürzen. Alles, was ihr vertraut war – alles, was sie jemals über das Elfenreich gewusst hatte, galt nun nicht mehr.
    »Sie waren sterblich«, flüsterte sie. »Und alle hatten Flügel. Was ist damals passiert? Wie kommt es, dass sich das alles verändert hat? Und warum weiß niemand davon?«
    »Weil es verboten ist«, sagte eine leise, sanfte Stimme.
    Tania schaute auf ihre Schwester hinunter. Rathina kauerte immer noch am Boden, aber ihr Gesicht war jetzt nach oben gewandt, ihre Augen schienen silbern und ihre Arme hingen schlaff am Körper herab.
    »Rathina?« Es war nicht Rathinas Stimme, obwohl sich ihre Lippen bewegten.
    »Im Alten Bündnis wurde vereinbart«, fuhr die Stimme fort, die aus Rathinas Mund kam, »dass niemand davon wissen sollte – dass alle Erinnerungen an die Zeit vor der Zeit ausgelöscht sein sollten.«
    »Wer bist du?«, fragte Tania.
    »Kennst du mich denn nicht? Ah … dann ist es vielleicht besser so«, sagte die Stimme. »Nenn mich Traumweber. Ich habe deine Schritte an diesen Ort gelenkt – und ich werde dich weiterführen, wenn du dich traust. Ich werde dich bis zum Ende der Reise geleiten. Willst du dich von mir führen lassen?«
    »Du hast mir den Traum geschickt?«
    »Ja.«
    »Ist das die Stimme deine Schwester?«, zischte Connor.
    Tania schüttelte den Kopf. »Ich muss verstehen, was vorgeht«, sagte sie zu dem Wesen, das Besitz von Rathinas Körper ergriffen hatte. »Kannst du es mir erklären?«
    »Wir waren geflügelte Wesen, ehe die Zeit anbrach«, begann der Traumweber. »Unser ganzes fröhliches sterbliches Leben lang. Doch dann drang ein mächtiger Feind in unser Land. Nargostrond war sein Name und er brachte eine schreckliche Seuche mit, verbreitete seinen Pesthauch im ganzen Elfenreich. Unser Land hatte viele Opfer zu beklagen – selbst die königliche Familie blieb nicht verschont. Der König und die Königin starben und viele ihre Kinder. Nur zwei überlebten – der jüngste Sohn Cornelius und dessen älterer Bruder Oberon Aurealis. Cornelius jedoch war

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