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Das vergessene Zepter

Das vergessene Zepter

Titel: Das vergessene Zepter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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mitkommen.«
    Sie legte den Umschlag mit dem gebrochenen Siegel, den sie die ganze Zeit über in ihrem Kleid verborgen gehalten hatte, in die Mitte der großen Tischfläche.
    Alle schauten zwischen ihr und dem Brief hin und her. Niemand wagte sich zu rühren.

2

Felsgruß
    Rodraeg war es schließlich, der, seiner Rolle als Oberhaupt entsprechend, den Umschlag ergriff und das darin enthaltene Pergament herauszog. Der Text bestand diesmal lediglich aus sechzehn Worten. Rodraeg las sie einmal laut vor, dann legte er den Brief so auf den Tisch, daß alle die seltsamen, an eine Keilschrift erinnernden Buchstaben sehen konnten:

    EUCH FELSGRUS:

    ROTER KEILER
    MOWESCH

    DER KONTAKTMAN:
    IST EIN
    SCHEMENREITER

    KEIN WORT
    WARTE AUF EUCH

    GERIM:IR

    Unter den Namen des Absenders war noch ein nicht ganz geschlossener Kreis gezeichnet, krakeliger als bei einem Brief von Riban Leribin, aber dennoch einigermaßen rund.
    Â»Gerimmir«, stellte Rodraeg fest. »Der Untergrundmensch.«
    Cajin stand auf und holte die Karte des Kontinents. »Mowesch ist ein kleines Dorf am Westrand des Wildbartgebirges, zu klein, um auf den allgemeinen Karten eingezeichnet zu sein, aber ich habe mich schon kundig gemacht. Es liegt hier, wo auf der Karte der I-Punkt des Wortes Wildbart ist.«
    Â»Hm«, brummte Rodraeg. »Das ist nicht so eine weite Reise wie nach Wandry. Mit der Kutsche etwa sieben Tage, zu Fuß vierzehn. Hat der Kreis uns noch mal Geld geschickt?«
    Â»Bisher noch nicht«, antwortete Cajin.
    Â»Wir könnten Alins trotzdem fragen, ob er damit einverstanden ist, erst nachträglich bezahlt zu werden«, schlug Rodraeg vor. »Der Kreis soll sich nicht so anstellen und uns wenigstens eine vernünftige Reisemöglichkeit finanzieren, wenn er es mir schon nicht ermöglicht, meinen Männern pünktlich ihren Lohn zu zahlen.«
    Â»Na schön«, sagte Hellas. »Der Rote Keiler ist wahrscheinlich ein Gasthaus in Mowesch. Aber was zum Henker ist ein Schemenreiter?«
    Alle blickten Naenn und Cajin an, die üblicherweise das größte theoretische Wissen über den Kontinent und seine Rätsel besaßen, aber auch diese beiden konnten nur die Achseln zucken. »Ich habe schon in der Rathausbibliothek gestöbert, aber nichts darüber gefunden«, berichtete Naenn. »Absolut nichts.«
    Â»Es könnte ein Begriff sein, den es nur bei Untergrundmenschen gibt«, vermutete Eljazokad. »Wenn das der Fall ist, können wir hier nichts darüber in Erfahrung bringen. Aber wir wissen, wo wir das können: in Mowesch.«
    Â»Wann brechen wir auf?« fragte Bestar.
    Rodraeg blickte die anderen der Reihe nach an. »Morgen früh. Laßt uns mal eine Nacht in richtigen Betten schlafen, sonst lohnt es sich ja kaum, dieses Haus zu haben.«
    Â»Sehr gut«, sagte Bestar vergnügt. »Dann haben wir heute abend frei und können das Lunfest nachholen.« Sie hatten das Fest vor zwei Tagen verpaßt, weil zwischen Harpas Hof und Warchaim keine Ortschaft lag, die ohne beträchtlichen Umweg zu erreichen war.
    Â»Jeder, der will, kann das tun«, erteilte Rodraeg die Erlaubnis. »Ich gehe zu Rigurds Stall und versuche, Alins erneut anzuheuern. Vergeßt aber bitte nicht: In Gerimmirs Brief steht: ›Kein Wort‹! Also erzählt niemandem etwas über die geplante Reise, und versucht auch nicht, euch nach Schemenreitern zu erkundigen. Eljazokad hat recht: Wir werden vor Ort alles erfahren, was wir wissen müssen.«
    Â»Ich gehe einkaufen«, kündigte Hellas an. »Ich brauche neue Pfeile und neue Wurfmesser. Möchte jemand mitkommen?«
    Â»Ich komme mit«, sagte Eljazokad. »Ich hatte noch gar keine Gelegenheit, mir Warchaim in Ruhe anzuschauen.«
    Â»Ach ja«, fiel Rodraeg beim allgemeinen Aufbruch ein, »die Zimmeraufteilung ist klar, Eljazokad. Das oben im Flur hinten links ist deins.«
    Â»In dem ich schon einmal eine Nacht schlafen durfte? Ja, sehr gerne.« Eljazokad war von Rodraeg abgelenkt worden, eigentlich hatte er mit Naenn reden wollen. »Ich möchte gratulieren«, sagte er, als er vor ihr stand, und lächelte sie warmherzig an.
    Am Tisch noch selbstbewußt und bestimmt, wirkte Naenn plötzlich verlegen. Sie bedankte sich. Auch Bestar tauchte neben ihnen auf. »Wenn du irgendwas brauchst, sag nur Bescheid. In Taggaran war mal eine schwanger, die wollte dauernd mitten in der Nacht sauer

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