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Das vergessene Zepter

Das vergessene Zepter

Titel: Das vergessene Zepter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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endlich wissen, was es mit dem zerbrochenen Fenster auf sich hat!«
    Naenn leitete mit einer winzigen Geste ihrer Hand alle Blicke weiter an Cajin.
    Der Siebzehnjährige räusperte sich. Der Wein hatte seine Wangen schon gerötet. »Bevor ich damit anfange, will ich noch etwas anderes loswerden. Hier, Hellas, fang!«
    Er warf etwas über den Tisch, was Hellas geschickt mit einer Hand abfing. »Was ist das denn?« fragte der Bogenschütze und entfaltete das zusammengelegte Stück Stoff. »Eine Kappe?«
    Â»Habe ich für dich gestrickt«, grinste Cajin. »Damit du den Gardisten nicht so ins Auge stichst mit deinen weißen Haaren, wenn du in der Stadt unterwegs bist.«
    Â»Unglaublich.« Hellas war völlig baff, mußte aber auch lachen, als die anderen alle zu kichern begannen. Er zog sich die Mütze über. Sie war aus dunkelgrauer Wolle, unverziert und bedeckte lediglich den Schädel oberhalb der Augenbrauen. »Du gibst wahrlich ein großartiges Hausmütterchen ab, Cajin, vielen Dank. Leider fällt man, wenn man mitten im Sommer mit einer solchen Mütze durch die Gegend läuft, mindestens genauso auf wie mit schlohweißem Haar. Aber wenn der Herbst kommt, werde ich dir noch mal zu danken haben.«
    Â»Keine Ursache. Ich will ja nur nicht, daß wir Schwierigkeiten bekommen«, winkte der Junge ab. »Und damit sind wir beim Thema. Es ist vor einer Woche passiert, nach einem völlig normalen Tag. Plötzlich, mitten in der Nacht, klirrte und schepperte es in der Küche. Mein Zimmer ist ja gleich daneben, also bin ich aufgesprungen und hinübergerannt. Da lag ein Stein inmitten von Scherben, unser Fenster war kaputt, und auf der Gasse konnte ich noch zwei lachende Gestalten erkennen, die Richtung Innenstadt weiterliefen. Naenn rief von oben, was los sei. Ich habe sie beruhigt, bin in meine Hosen gesprungen und zur Tür raus. Die beiden Kerle waren schon nicht mehr zu sehen, aber ich kannte ja ihre Richtung, und auf der Hauptstraßenkreuzung habe ich sie dann gesehen, wie sie nach Süden gingen und sich gegenseitig zu diesem gelungenen Streich gratulierten. Die waren angetrunken, jedenfalls gaben sie sich keine Mühe, besonders schnell oder besonders heimlich zu sein. Als sie merkten, daß ich auf sie zustürmte, schrien sie auf und fingen an zu rennen, aber den ersten hatte ich schon gepackt, bevor er richtig begriffen hatte, was los war. Er schmiß sich zu Boden, begann zu flennen, zeigte auf den anderen und winselte nur: ›Es war seine Idee! Es war seine Idee!‹« Cajin ahmte den Furchtsamen so gut nach, daß Bestar lachen mußte. »Ich habe nicht lange nachgedacht. Ich hatte keine Waffe und auch nicht vor, mich auf eine richtige Prügelei einzulassen, aber ich wollte den Anstifter nicht einfach so davonkommen lassen. Also bin ich ihm hinterher. Und er lief vor mir weg. Das ging fast durch die halbe Stadt. Dabei sind wir wohl ein paar Gardisten aufgefallen, denn nach zwei, drei Querstraßen rannten plötzlich drei Uniformierte hinter mir her und riefen uns beiden zu, wir sollen stehenbleiben. Aber mir war doch klar: Wenn ich stehenbleibe, befassen sich die Gardisten erst mal ausführlich mit mir, und der Schurke entkommt unterdessen. Was hätte ich denn tun sollen?«
    Rodraeg stützte das Kinn auf die Hand und seufzte. Sie hatten immer vorgehabt, der Garde nicht unangenehm aufzufallen, denn immerhin hatte das Mammut in Terrek gegen die Interessen der Königin gearbeitet, und es würde ihrer aller Arbeit gefährden, wenn irgendein übereifriger Bürokrat Akten aus verschiedenen Städten miteinander verglich.
    Â»Jedenfalls«, fuhr Cajin besorgt fort, »habe ich ihn eingeholt. Ich habe ihn zu Fall gebracht und ihn zur Rede gestellt. Dann waren die Gardisten heran und umringten uns beide. Möglicherweise war das gut für mich, denn der junge Mann, der unser Fenster eingeschmissen hatte, trug einen Dolch vorne am Gürtel. Er beschimpfte mich, daß ich ihn angegriffen und überfallen hätte. Ich blieb ruhig und verwies auf das zerstörte Fenster. Dann griffen wir alle gemeinsam seinen Kumpanen auf, der alles zugab und die Schuld wieder auf den anderen schob. Anschließend besichtigten die Gardisten unser Fenster. Naenn wurde verhört und bestätigte meine Geschichte. Als der mit dem Dolch sie sah, sagte er etwas, was ich zuerst nicht verstand, aber er sagte es später

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