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Das vergessene Zepter

Das vergessene Zepter

Titel: Das vergessene Zepter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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umkreisten sich weitläufig. Schließlich stürmte der Reiter heran und warf sein Schwert. Die trügerische Klinge verfehlte den Klippenwälder nur um Haaresbreite und nur, weil dieser seinen Oberkörper weit zur Seite lehnte. Das Schwert blieb im Gras stecken und löste sich in feinen Taunebel auf. Erneut preschte der Reiter heran und schleuderte bereits in der Annäherung ein zweites Schwert. Bestar, der nicht damit gerechnet hatte, daß der Gegner schon wieder bewaffnet sein würde, wich beinahe zu spät aus, doch die Klinge flog ihm zwischen Oberarm und Rippen hindurch und ritzte beides. Dann war der Reiter an ihm dran und hieb mit einem dritten Schwert auf ihn ein. Bestar parierte mit dem Stab und hielt deshalb plötzlich zwei nur noch halb so lange Stäbe in Händen. Mit diesen beiden reagierte er jedoch geistesgegenwärtig: Er klemmte den Schwertarm des Reiters zwischen beiden Kurzstäben ein und hielt ihn so fest. Einen Sandstrichbruchteil lang arbeiteten die Kraft und Geschwindigkeit des Pferdes und die Körperstärke des Klippenwälders genau gegeneinander, bis das Tauziehen an seinem schwächsten Punkt entschieden und der Reiter aus seinem Sattel gezogen wurde. Bestar, durch dessen Bauch ein extrem schmerzhaftes Reißen ging, wurde für einen Augenblick richtig wütend und würgte den ins Gras Geschmetterten mit beiden Stabteilen, drückte den schwarzwabernden Leib ins nächtliche Dunkelgrün. »So … langsam … reicht … es … jetzt«, keuchte er, dann ließ er ab. »Oder wie oft muß ich mich noch beweisen?« Der Schemen gab nie eine Antwort. Er wuchs wieder in die Höhe. Diesmal hatte er zwei Schwerter, eins in jeder Hand.
    Jetzt begann ein wilder Schlagabtausch. Bestar mit seinen zwei Halbstangen gegen den zweischwertigen Schemen. Von Anfang an merkte der Klippenwälder, daß er die Kraft und den Atem nicht mehr hatte, den beiden Rauchklingen auf Dauer auszuweichen. Sein Bauch stand in Flammen. In seinen Beinen und vor allem den Armen steckten immer noch die Strapazen der Höhle des Alten Königs. Mit jeder weiteren Inkarnation des Schemenreiters fühlte Bestar sich um zehn Jahre älter. Jetzt war er ein Greis.
    Nach einem Sandstrich heftigsten Waffengewirbels entwaffnete und überwältigte der Schemenreiter den Mammut kämpfer. Bestar fiel unwillkürlich auf beide Knie, und die Schwerter des Gegners setzten sich an seinen Hals wie die beiden Klingen einer Schere. Bestar konnte riechen, daß der Schemen nach Schweiß roch wie ein menschlicher Gegner auch. Nach Schweiß, Pferd und einer fernen Ahnung von Tabak.
    Der Kampf war zu Ende. Bestar besaß im Gegensatz zu seinem Gegner nur ein einziges Leben, und das hatte er gerade verloren. Schabend führte der Schemen seine Scherenklingen zusammen und wich dabei zurück, so daß Bestar nicht noch weiter verwundet wurde.
    Der Schemenreiter machte Zeichen. Kurgattunek übersetzte: »Du trägst eine ältere Wunde?«
    Â»Ja«, knirschte Bestar mit den Zähnen, »aber das war eine Unachtsamkeit von mir, dafür verdiene ich kein Mitleid.«
    Â»Dennoch«, übermittelte der Riese weiter, »hast du dich gut geschlagen für einen nur Dahergelaufenen. Mit Genugtuung verzeichnen wir, daß die Riesen doch eine Auswahl getroffen zu haben scheinen. Du hast mich viermal besiegt. Jeder von uns ist von nun an nur noch zwei. Wir werden uns vorerst ruhig verhalten und abwarten.« Stolz ging der Schemen zu seinem Reittier, schwang sich in den Sattel und ritt in den Wald, wo er zusammen mit seinen Kameraden in der Dunkelheit aufging.
    Â»Tut mir leid um deinen Kampfstab«, ächzte Bestar, als Kurgattunek ihm auf die Beine half. »Dieser Bursche war ein echter Waffenbrecher.«
    Â»Das ist ohn’ Belang. In den Höhlen gibt es genügend weitere Stäbe. Woran es dem Riesen eher mangelt, sind Krieger. Kannst du gehen?«
    Â»Ja, wird schon.«
    Â»Du wirst nun ruhen und heilen. Für beides wird der Riese Sorge tragen.«
    Gemeinsam kehrten sie zur Höhle zurück. Der gigantische Leibwächter stützte den erschöpften Menschen ein wenig.
    Â»Was wollten die Schemenreiter eigentlich machen?« fragte Bestar, als die Felsen, in denen sich die Höhlen bargen, bereits in Sicht kamen. »Was haben sie euch angedroht, so daß ihr mich habt kommen lassen?«
    Â»Dem Riesen haben sie gar nichts

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