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Das vergessene Zepter

Das vergessene Zepter

Titel: Das vergessene Zepter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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gleichmäßig erhellte Felsenlabyrinth bemerkte, verborgen blieb.
    Draußen war kein Schemenreiter zu sehen.
    Kurgattunek führte Bestar über eine pilzbewachsene Böschung in ein moosiges Wäldchen mit steiler Hanglage. Bestar spürte Hunger in seinem Magen grollen und wünschte sich, die Riesen hätten ihn zu einem Festmahl eingeladen, bevor sie ihn zu den Schemenreitern schickten.
    Mitten in dem Wäldchen hielt Kurgattunek an und setzte sich im Schneidersitz ins Moos.
    Â»Wir warten?« fragte Bestar.
    Â»Wir warten«, nickte der Riese.
    Mit knurrendem Magen setzte der Klippenwälder sich neben ihn.
    Erst nachdem die Sonne versunken war, erschien ein Gespenst zwischen den Bäumen. Das dunkle Pferd wie ein Schattenspiel des Laubs. Der Reiter daraufwehend wie Winteratem. Kurgattunek erhob sich. Bestar tat es ihm gleich.
    Â»Ich grüße dich, Reiter«, sagte Kurgattunek mit tiefer Stimme. »Dies ist Bestarmekin, einer der Überbringer des Königszepters. Das Zepter hat ihn hierher gesandt, damit er uns helfen kann, die Unruhe zwischen uns aufzuheben.«
    Â»Ich grüße dich ebenfalls, Reiter, und ich grüße auch dich, Pferd«, sagte Bestar, der sein Kinn beinahe auf die Brust legte, um eine möglichst tiefe Stimme zu bekommen. »Sag mir, was ich tun kann, damit ihr euren Streit mit dem Rat beilegt.«
    Der Reiter, dessen Pferd unruhig tänzelte und die ganze Zeit gezügelt werden mußte, machte verschwommene Zeichen mit den Händen. Kurgattunek übersetzte. »Er sagt, sie akzeptieren nicht, daß eintausend Jahre der Treue hinweggewischt werden können von ein paar Dahergelaufenen, die noch vor kurzem nicht einmal wußten, ob Riesen nicht nur ein Märchen sind.«
    Â»Das verstehe ich sehr gut«, sagte Bestar. »Auch ich würde es nicht gut finden, wenn man mich aus meiner Gruppe verdrängen würde. Aber wir sind keine Dahergelaufenen. Wir sind das Mammut. Wir haben schon in Terrek die Kruhnskrieger vernichtet und einen Fluß wieder saubergemacht. In Wandry haben wir Wale gerettet und die Jäger besiegt. Und wir mußten die Prüfungen der Höhle meistern. Die Höhle des Alten Königs. Wir haben dabei viel gelernt über die Riesen. Ich selbst bin dort in einem Raum zu einem König geworden.« Bestar schnaufte durch. Er hatte das Gefühl, noch nie so viel geredet zu haben in seinem Leben. Wie schaffte Rodraeg das bloß immer? »Wir sind von einem Magier, einem Schmetterlingsmädchen und einem Untergrundmenschen empfohlen worden. Die Riesen haben uns begutachtet, als wir hier ankamen. Wir haben uns das Zepter verdient, oder zumindest die Überbringung des Zepters. Und ihr, ihr könntet auch froh sein, daß ihr nicht alles selbst machen müßt. Daß es eine Wachablösung gibt und ihr endlich, nach so langer Zeit, zur Ruhe kommen könnt.«
    Der Reiter machte Zeichen. Der Riese übersetzte. »Mit Worten vermagst du uns nicht zu beeindrucken. Wir sind Krieger. Wir waren die kämpfenden Arme der Riesen in den Jahren der Flucht und Verfolgung. Und jetzt willst du uns durch Gerede ersetzen?«
    Ein breites Grinsen bahnte sich einen Weg durch Bestars bartstoppeliges Gesicht. »Aber nicht doch. Ich bin wirklich der miserabelste Redner in unserer Gruppe. Aber ich kann dir zeigen, was wir sonst so auf dem Kasten haben. Laß uns kämpfen. Wenn ich dich besiege, sollen deine Zweifel mitbesiegt sein.«
    Der Schemenreiter nickte, so wild, daß die Bewegung sich wie Rauch zog. Das Pferd stieg vorne hoch und war kaum noch zu bändigen.
    Â»Aber« – Bestar hob eine Hand – »wir kämpfen nicht auf Leben und Tod. Es wäre töricht, wenn die Freunde der Riesen sich gegenseitig umbringen. Allzu viele Freunde haben die Riesen nämlich leider nicht. Wir kämpfen, bis einer von uns nicht mehr kann.«
    Â»Er akzeptiert«, sagte Kurgattunek. »Er reitet voran zum Kampfplatz der Ahnen, wir mögen ihm folgen. Ist dir bewußt, worauf du dich da einläßt, Bestarmekin?«
    Bestar machte eine wegwerfende Handbewegung. »In der Höhle des Alten Königs gab es überhaupt nichts zu bekämpfen. Mein Schwert setzt schon langsam Grünspan an.«
    Sie folgten dem Schemen über den fahl silbern schimmernden Hang.
    Eine Lichtung unter dem abnehmenden Mond. Die Bäume ringsum bargen weitere Schemenreiter. Aufgeschichtete, mit Klingenkerben

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