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Das vergessene Zepter

Das vergessene Zepter

Titel: Das vergessene Zepter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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dorthin wehte und sich dabei fortwährend in sich selbst kräuselte. Sein weißer Oberkörper glänzte bald feucht im Schein der Nacht, aber seine Bewegungen waren so schnell, daß auch dieser Widerschein ein trügerisches Nachbild mit sich führte.
    Zwei Sandstriche lang mußte Bestar dies durchhalten. Achtmal ritt der Schemenreiter in dieser Zeitspanne an und versuchte eine Attacke, die achtmal ins Leere ging. Dreimal versuchte Bestar eine Konterattacke, die ebenfalls verfehlte. Dann, beim vierten Mal, erwischte er den Reiter voll. Er gabelte ihn regelrecht auf, rammte ihm das stumpfe Stabende in den Bauch und riß ihn hoch und aus dem Sattel. Kurz sah es so aus, als würde der Klippenwälder den Schemenreiter wie eine Flagge auf einer langen Stange schwenken. Der Mond schien bleich durch den hilflosen Reiter hindurch. Dann hebelte Bestar die Fahnenstange wie einen Hammer mit extrem langem Stiel nach vorne. Er schmetterte den Reiter mit dermaßen großer Wucht auf den Waldlichtungsboden, daß Erde und Grassoden aufspritzten. Anschließend war er mit zwei schnellen Schritten über seinem Gegner und überzeugte sich davon, daß das Kampfstabende diesen nicht tatsächlich durchbohrt, sondern lediglich angehoben hatte wie geplant.
    Der Reiter rührte sich nicht mehr. Sein Pferd flackerte verwirrt und flüchtete sich fast vollends in Unsichtbarkeit.
    Â»Würde es auf Leben und Tod gehen«, sagte Bestar großzügig, »könnte ich dich jetzt zertrümmern, aber ich denke, das genügt auch so.«
    Der Reiter sprang behende auf die Füße. Bestar wich erschrocken ein paar Schritte zurück.
    Â»Jeder ist mehrere«, erläuterte der Riese mit einer Stimme, die erstmals so etwas wie Sympathie für den Klippenwälder durchschimmern ließ. »Du mußt ihn also mehrmals besiegen.«
    Â»Wie praktisch! Das möchte ich auch gerne können.« Bestars gute Laune war immer noch nicht verflogen. Sie waren jetzt beide zu Fuß, und er hatte die deutlich längere Waffe.
    Tatsächlich kam der Schemen nicht mehr richtig an ihn heran. Bestar stoppte ihn entweder dadurch, daß er ihm das Stabende vor die Brust stieß, oder indem er den Kampfstab wuchtig horizontal durch die Luft zischen ließ, um den Angreifer zum Ausweichen zu zwingen. Der Klippenwälder herrschte über die Distanz, also diktierte er auch den Verlauf des Kampfes.
    Erneut schlug er häufiger daneben, als es beim taghellen Kampf gegen einen gewöhnlichen Gegner der Fall gewesen wäre, aber beim fünfzehnten Versuch eines ausholenden Horizontalschlages erwischte er seinen Gegner am Kopf. Der Schemen wankte. Da man Bestar inzwischen erklärt hatte, daß der Gegner nicht so leicht zu töten war, nutzte er die Gelegenheit hemmungslos und drosch dem Wankenden den Stab noch einmal so heftig seitlich gegen die Schläfe, daß es knirschte. Der Schemen sackte zusammen wie ein lediglich qualmgefülltes Gewand.
    Und stand wieder auf wie eine Hülle, die von unten her mit Luft aufgeblasen wird, schüttelte sich flirrend und der Kampf ging weiter.
    Die dritte Runde dauerte noch länger. Das Pferd tauchte nun wieder auf, brachte Bestar durch geisterhafte Galoppangriffe aus dem Konzept und zwang ihn mehrmals, im Vorstoßen zu flüchten und aus der Flucht dann einen Vorstoß zu basteln. Langsam begann auch Bestars innere Wunde, sich bemerkbar zu machen. Er hatte nicht, wie Rodraeg, Probleme mit dem Atmen, aber er hatte Schmerzen im Bauchraum und das Gefühl, daß das Blut, welches durch seinen Körper strömte, mit Schorf und Eiter verunreinigt war, als würde Terreks dreckiger Fluß durch ihn fließen. Dennoch gewann er auch diese Runde. Er erwischte den an ihm vorbeistürmenden Schemen mit dem Stabende im Nacken und setzte erneut erbarmungslos nach. Zwei weitere krachende Stöße an den Hinterkopf, einen dem Strauchelnden, einen dem bereits Liegenden, und der Schemen lag still.
    Bestar nutzte die kurze Pause, um mit auf die Knie gestützten Händen zu verschnaufen. Der Schemen stand wieder auf.
    Bestar war immer noch unverletzt. Bislang hatte er in jedem großen Kampf des Mammuts entweder einen Speer in den Bauch oder einen Armbrustbolzen ins Bein bekommen, aber mit einer kurzen Klingenwaffe war ihm noch niemand zu nahe gekommen. Der Schemen wich vor ihm zurück und schwang sich weiter hinten auf sein durchscheinendes Pferd. Sie

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