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Das vergessene Zepter

Das vergessene Zepter

Titel: Das vergessene Zepter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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fiel weiter – dann schlug er klackend auf Fels.
    Â»Fünfzig, sechzig Schritte«, schätzte Bestar. »Wie eine tüchtige Klippenwaldschlucht. Kein Wasser unten oder sonstwas Nettes. Die Wände zum Klettern viel zu glatt und steil, und fünfzig, sechzig Schritte Seil haben wir auch nicht. Wir müssen also oben rüber.« Er holte den Enterhaken aus dem Rucksack, band seine zehn Schritte Seil daran, dann noch die neuen von Eljazokad. Anschließend begann er damit, den Wurfhaken nach drüben ins Halbdunkel zu schleudern und ihn dort langsam über den Plateauboden zu schleifen, damit er sich verhaken konnte. Aber auch nach dreißig Versuchen war kein Resultat zu erzielen, also peilte er eine der über dem Zielplateau liegenden Talglichtnischen an. Beim dritten Mal traf er sie und stürzte mit seinem Haken das Licht um, so daß es erlosch, aber der Haken fand beim vorsichtigen Nach-vorne-Ziehen keinen Halt und polterte aus der Nische heraus.
    Sämtliche Wurfversuche hatten Lärm verursacht, der stets als rollender Schall die gesamte Höhlenkuppel durchmaß. Jetzt jedoch blieb der Nachhall haften: als ein dunkles, bedrohliches Summen aus der Tiefe.
    Â»Was hast du jetzt schon wieder angerichtet, du Tolpatsch?« zischte Hellas. »Mußtest du unbedingt das Licht umschmeißen, ja?«
    Â»Mach dich doch selbst mal nützlich!« zischte Bestar zurück. »Du kannst ja mit deinem sagenhaften Schußtalent ein Seil rüberschießen. Viel Spaß dabei, alter Meckerkopf!«
    Â»Seid doch mal still!« bedeutete ihnen Eljazokad. »Das klingt gar nicht gut. Wenn das mal keine Fleischfliegen sind.«
    Hektisch holte Bestar seinen Seilhaken ein, aber noch bevor er damit fertig war, schoß aus dem Abgrund eine ganze Wolke fetter, sperlingsgroßer Fliegen und fiel über ihn her. Ihre Leiber waren mattglänzend und schwarz sowie sechsoder achtflügelig. Die Köpfe wirkten nicht wie die von Insekten, sondern sahen eher wie die von fleischfressenden Kleinfischen aus, mit Reißmäulern, die vor lauter Zähnen kaum zu schließen waren. Die Zähne jedoch waren hohle Röhren, ein insektisches, wucherndes Sauggebiß von furchterregendem Aussehen.
    Â»Würdest du vielleicht die Güte haben, mal zu schießen?« herrschte Bestar Hellas an.
    Â»Das sind tausend!« schrie Hellas zurück. »Mehr als neununddreißig kann ich nicht treffen, dann sind es noch 961. Hilft dir das weiter?«
    Â»Zurück!« rief Rodraeg. »Zurück in den Gang!«
    Â»Wir sind verloren!« jammerte Eljazokad. »Bis wir die Tür zum Baderaum erreicht haben, sind wir längst aufgefressen!«
    Â»Los, los, los.« Rodraeg winkte die anderen an sich vorbei. Er wußte nicht, weshalb er das Gefühl hatte, seine Gefährten, selbst den viel größeren Bestar, vor dem Schwarm abschirmen zu können. Möglicherweise taumelten ihm immer noch Nerass’ Worte – »Ihr führt Gift in Eurem Atem« – im Kopf herum. Jedenfalls ließ er, obwohl er der Gangöffnung am nächsten gestanden hatte, Eljazokad, Hellas und dann auch Bestar an sich vorbei, bevor er selbst in den Gang schlüpfte. Bislang waren die Fliegen nur über Bestar hergefallen, und der hatte sie mit Händen und Füßen abgewehrt, so daß nur wenige an ihm hängende Fliegen mit in den Gang gelangten. Die große Wolke jedoch ballte und verformte sich brausend und blieb vor der Gangöffnung schweben, ohne zu folgen.
    Â»Sie kommen nicht nach«, berichtete Rodraeg. »Wir sind hier drin sicher.«
    Â»Sicher sind wir erst, wenn wir eine Tür zwischen uns und sie gebracht haben«, widersprach Eljazokad, der einer Panik ziemlich nahe war.
    Bestar schüttelte und schlug die letzten Fliegen von sich herunter. »Verfluchte kleine Biester. Die beißen wie Ratten. Selbst an meiner Kopfhaut haben sie sich zu schaffen gemacht, trotz meiner vielen Haare.«
    Â»Erst Spinnen. Jetzt Fliegen. Ich sollte meine Pfeile wegschmeißen und auf Zahnstocher umsatteln«, brummte Hellas sarkastisch.
    Damit Eljazokad sich beruhigen konnte, gingen sie die gesamte heiße, gedrechselte Röhre bis zu ihrem Ursprung zurück. Aber dort war keine Türöffnung mehr zu finden, nichts außer einer massiven Wand.
    Â»Das darf doch nicht wahr sein!« ächzte der Magier. »Wir sitzen in der Falle!«
    Â»Vielleicht müssen wir nur

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