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Das vergessene Zepter

Das vergessene Zepter

Titel: Das vergessene Zepter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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gelöscht werden. Der Gang wurde so steil, daß sie auf allen vieren klettern mußten. Als es schließlich senkrecht hinaufging, waren wieder regelmäßige Furchen zu entdecken, die ein Greifen und Hinaufklettern fast wie bei einer Leiter ermöglichten. Hellas kletterte voran, nach ihm Eljazokad, dann Rodraeg und Bestar als letzter dichtauf.
    Â»Ist das wirklich derselbe Gang, den wir hinabgeklettert sind?« fragte Eljazokad zweifelnd. »Die Krümmung ist anders. Er wurde unten allmählich steil, während unser Abstieggang unten ganz eben war.«
    Â»Dafür wird dieser oben flach bleiben«, mutmaßte Hellas. »Es ist nicht derselbe, und das ist eine gute Nachricht, denn sonst wären wir ja überhaupt nicht vorangekommen.«
    Sie kletterten weiter und erreichten mit schmerzenden Fingern dämmerigen Grund.
    das riesensein
    Â»Wenn ich mir nur ein Viertel von dem merken könnte, was ich jetzt über die Riesen gelernt habe, könnte ich mich als Bücherschreiber in der Hauptstadt zur Ruhe setzen«, stellte Rodraeg fest.
    Â»Es fragt sich, wer für ein solches Buch Geld ausgeben würde«, seufzte Eljazokad. »Die Menschen scheinen nicht allzuviel Interesse am Schicksal der Riesen zu haben. Stehen sie nicht auch in der Bebilderthen Encyclica unserer Thierwelt wie Tiere?«
    Â»Ich weiß es nicht. In der Encyclica kenne ich mich nur bis ›M wie Mammut‹ aus.«
    Â»Hast du nicht kürzlich unter ›W wie Wale‹ nachgeschlagen?« fragte Hellas spöttisch.
    Rodraeg schüttelte den Kopf. »Die standen unter ›F wie Fische‹, obwohl es genaugenommen ja gar keine Fische sind.«
    Â»Wale, Fische, Mammuts!« polterte Bestar los. »Wen interessiert das denn jetzt? Was ist nur mit euch los? Habt ihr Augen und Ohren zugemacht die ganze Zeit über? Das war doch toll! Habt ihr gesehen: Ich war den Riesen ein König, ich hatte Kinder und ein Riesenweib.« Bestar lachte über das ganze Gesicht. »Und wir haben Honig an Bären verschenkt und Affenmenschen bekämpft und sind uralt geworden und auch ganz klein auf allen vieren, und wir haben Rat gehalten und gezielt Schneelawinen ausgelöst und …«
    Â»Ja, ja, ja, wir haben es auch gesehen«, murrte Hellas. »Aber nichts davon ist wirklich passiert. Es war ein Gaukelspiel der Sinne.«
    Â»Aber es war so … echt!« ließ Bestar sich nicht abbringen. »Jahre sind vergangen. Ich konnte die große Suppe riechen und diesen Knusperkompott schmecken und …« – er hielt im Gestikulieren inne – »… ich bin gestorben.«
    Â»Niemand ist gestorben, wir sind alle noch hier«, sagte Eljazokad sanft. »Aber ich gebe dir vollkommen recht: Es war überwältigend. Die Höhle hat uns ein Geschenk zuteil werden lassen, dessen wir uns jetzt würdig erweisen müssen.«
    Als hätte die Höhle auf eine solche Überleitung nur gewartet, knisterte nun wieder die körperlose Stimme durch ihre Köpfe. Ein Hauchen nur, wie milder Wind, und dennoch deutlich als Worte verständlich.
    Â»Ihr seid die ersten seit langer Zeit. Von nun an gibt es keine Gegner mehr außer euch selbst. Geht weiter und überwindet eure Körper. Geht weiter und stellt euch eurer größten Furcht. Geht weiter und wendet an euren Geist. Geht weiter und fügt euch den Kräften, um aus ihnen hervorzugehen. Geht weiter und begegnet euch selbst. Als letztes begegnet dem Zepter.«
    Von Hellas ging ein Knurren aus wie von einem in die Enge getriebenen Wolfshund.
    Auch Bestar sah beunruhigt aus. »Jetzt gehen die Prüfungen erst richtig los«, sagte er besorgt.
    Â»Diese Hirnspielchen fangen langsam an, mir auf die Nerven zu gehen«, grollte Hellas. »Wie viele Jahre muß man hier herumtappen und ausgedachten Unsinn über sich ergehen lassen, bevor man endlich zum Zepter gelangt? WIR SIND KEINE GRABRÄUBER!« rief er plötzlich laut ins Nichts. »WIR SIND IM AUFTRAG DER RIESEN HIER UND SOLLEN IHNEN DAS ZEPTER DES KÖNIGS BRINGEN!«
    Â»â€¦ nigs bringen … nigs bringen …«, hallte ein brüchiges Echo nach.
    Â»Wir haben keine Wahl«, faßte Rodraeg zusammen. »Das dort ist der einzige Ausgang. Und er führt, soweit ich das sehen kann, nicht auf das Plateau der Fleischfliegen zurück, sondern weiter in unbekanntes Gebiet. Hellas, du darfst dich nicht so gegen das alles stemmen.

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