Das vergessene Zepter
Wasser.«
»Was?« schrie Bestar. »Was? Könnt ihr das noch mal wiederholen, bitte? Habe ich kein Wasser, trinke ich Wasser? Was soll das? Das ergibt doch überhaupt keinen Sinn mehr. Wie soll man Wasser trinken, wenn man keins hat? Ich verstehe das nicht. Warum stellt ihr mir Fragen, die keinen Sinn ergeben? Ich bin doch auf eurer Seite! Ich bin doch auf eurer Seite!«
Rodraeg und Eljazokad machten ebenfalls ratlose Gesichter. Hellas brauchte einen Sandstrich, um sich das Rätsel durch den Kopf gehen zu lassen, dann nannte er die Antwort und trat jenseits der dritten Wand in den gröÃeren Raum dahinter. Es gab einen Ausgang, und das ferne Brausen von wildem Wasser lieà die Luft erzittern. Die drei Türen seiner Gefährten waren noch geschlossen. Hellas trat zu der, die ihm am nächsten war, hinter der Eljazokad feststecken muÃte. »Eljaz?« rief er. »Kommst du klar? Soll ich dir die Antwort sagen?« Doch vom Magier war nichts zu vernehmen, denn der konnte ihn nicht hören.
Eljazokad fand die Lösung durch das Wasser. Er lieà das Meer in seinem Kopf wieder zu, trieb unter Wellen und Stadtschiffkielen hindurch, schlieÃlich wie ein Lachs einen Fluà hinauf, und dort begegnete er nach etlichen Furten, Wasserfällen und Stromschnellen den Gebilden, die die Antwort waren. Rodraeg hatte es schwerer, weil er sich nicht einem Element anvertrauen konnte, über das er ohnehin andauernd nachdachte. Er kam nach etlichen Sandstrichen des Nachdenkens auf die Lösung, weil er sich alles, was die Höhle ihnen bislang gezeigt, vermittelt und auch angetan hatte, nochmals durch den Kopf gehen lieÃ. Die Lösung zu diesem Rätsel muÃte innerhalb des Erfahrungsbereiches eines Riesen liegen, also sollte das Riesenleben, das sie als Vision von der Geburt bis zum Tod durchschritten hatten, den Schlüssel enthalten. Mehrmals waren sie dort zu sehen gewesen, die groÃräderigen Wassermühlen, mit denen die Riesen ihr Getreide zu Mehl gemahlen hatten, als sie noch über das Land verfügten, um Ackerbau zu betreiben. Die Antwort auf die dritte Frage lautete »ein Müller«. Und als Rodraeg dann noch einmal kurz über alle drei Fragen nachdachte, fiel ihm ihr Zusammenhang auf. Erst das Meer, die Tiefe des Wassers. Dann vier Räder. Dann die Räder im Wasser, die Mühle, das Symbol für die glückliche Vergangenheit eines von den Menschen ins Unglück gedrängten Volkes.
die wütenden wasser
Hellas, Eljazokad und Rodraeg trafen sich jenseits der Rätseltüren wieder. Doch Bestar fehlte.
»Sorgt euch nicht um euren Freund«, sagte die Stimme, und erneut hatte Rodraeg den Eindruck, daà es sich um eine freundlichere Stimme handelte als zuvor. »Das Zepter hat sich seiner angenommen. Im Wildbart könnt ihr ihn wiederfinden.«
»Im Wildbart?« fragte Rodraeg nach. »Bestar ist im Wildbart?« Doch die Stimme antwortete nicht mehr. Nur das Brausen ungestümen Wassers war noch zu vernehmen. »Sind wir die ganze Zeit im Wildbart?« fragte Rodraeg seine beiden noch übrig gebliebenen Gefährten. »Das kann doch wohl nicht sein, oder?«
»Wann immer wir angefangen haben zu träumen«, bemerkte Eljazokad nachdenklich, »es war gewià nicht vor dem Betreten dieser Höhle. Hier drinnen jedoch ist alles seltsam und möglich. Die vielen Treppenstufen, die vielleicht nur ganz wenige waren. Die Räume, die uns unsere Vergangenheiten zeigten und ein Leben als Riesen. Alles hier ist Schall und Trug. Bestar steckt wahrscheinlich einfach nur in den Rätseln fest, und eigentlich ist das nicht besonders überraschend.«
»Wir gehen weiter â ohne ihn?« Hellas blickte argwöhnisch zu dem Ausgang, aus dem das Brausen drang.
»Wir müssen wohl«, entschied Rodraeg matt.
»Aber â was, wenn das wieder nur eine Prüfung ist? Wenn die Stimme uns einfach anlügt? Sie sagt âºSorgt euch nicht um ihnâ¹, und in Wirklichkeit wird er langsam zu Tode gequetscht, und hinterher sagt uns die Stimme âºTjaaa, ihr dummen kleinen Menschlein, ihr hättet mir eben nicht trauen dürfen, selber Schuld, es war halt eure Aufgabe, das alles zu durchschauen!â¹Â«
»Hellas« â Rodraeg lächelte ein wenig â, »wenn du klingst, als ob du kurz vorm Ãberschnappen wärst, machst du mir Angst, und Angst kann ich in meinem Zustand nicht auch noch
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