Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das vergessene Zepter

Das vergessene Zepter

Titel: Das vergessene Zepter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
Vom Netzwerk:
können sich theoretisch berühren. Es muß etwas Unbeweglicheres sein, eine starre Konstruktion. Dann hatte er es: die vier Räder eines Wagens oder einer Kutsche.
    Rodraeg kam ebenfalls auf die Lösung, als er beim Stichwort »Reisen« an Alins Haldemuel und seine Kutsche dachte. Alle waren nun in der dritten und letzten Kammer, nur Bestar saß immer noch in der zweiten fest.
    Der Klippenwälder zermarterte sich den Kopf. »Vier Brüder. Vier Brüder. Das können natürlich auch Tiere sein. Vier Vögel. Vier Hirsche. Vier Fleischfliegen! Vier Fleischfliegen? Nicht, oder? Hmm. Vier Riesen! Wir vier, als wir Riesen waren, weil wir alle nacheinander gestorben sind! Hmm, meine Söhne vielleicht? Werde ich vier Söhne haben? Die können sich nie einholen, weil der älteste Bruder immer älter bleibt als die anderen, das ganze Leben lang. He, ist das immer noch nicht die Antwort? Vier Brüder. Vier Brüder. Mönche! Die Brüder sind Mönche! Reisemönche. Wandermönche. Dieser Wanderprediger, wie hieß er doch noch gleich? Ich konnte mir seinen Namen von Anfang an nicht merken. Nein? Nein, ich hab’s: die Geblendeten! Das waren doch auch vier! Und der Blauhaarige und seine Jungs, die hinter den Walen her waren und hinter dem Werwolf. Das waren vier, vielleicht waren sie Brüder! Och Mann, so langsam könnt ihr mich aber mal durchlassen. Wo gibt’s denn noch vier? Ja, natürlich! Wie kann man nur so blöd sein: die vier Elemente! Feuer, ähhh, Wasser, ähhh, Erde und … Wasser hatte ich schon … Luft. Die können sich auch nie einholen. Oder doch? Feuer und Wasser stoßen zusammen und werden zu … Dampf? Ich versteh’s nicht. Was wollt ihr denn bloß hören?« Ihm brach der Schweiß aus, und unwillkürlich erprobte er bereits die Stabilität der nach vorne führenden Wand, indem er sich dagegenstemmte. »Hallo? Rodraeg? Eljaz? Könnt ihr mich hören? Ich glaube, ich komme hier nicht mehr weiter! Wie ist die Antwort, könnt ihr mir mal aushelfen?« Nichts. Ihm war, als verpuffe seine Stimme in dieser winzigen Kammer wie eine Kerze, die nicht mehr atmen kann.
    Er hockte sich hin und zwang sich zum Nachdenken. Die winzige Zelle schien mit ihm hangabwärts zu rollen, als wäre er in das Innere eines Würfels eingesperrt. »Vier«, murmelte er wieder und wieder. »Vier. Vier. Vier. Vier Jahreszeiten? Vier Meere, die den Kontinent umgeben? Vier Himmelsrichtungen? Die vom Kreis – sind das nicht auch vier? Ihre Namen bekomme ich nicht mehr zusammen, aber eine alte Frau ist dabei, ein Schmetterlingsmann, ein Untergrundmann, Gerimmir, und dann noch Riban, der Magier im Kinderleib. Vier. Viervier. Vier mal vier. Macht sechzehn, oder? Vier Brüder. Vier Schwestern. Ein vierblätteriges Kleeblatt. Soll Glück bringen. Vier Pfoten hat ein Hund. Vier Hufeisen braucht ein Pferdchen. Vier Finger habe ich und einen Daumen. Vier Finger! Ist ›Vier Finger‹ denn immer noch nicht die richtige Lösung? Was wollt ihr denn noch von mir? Ich halte das nicht mehr aus. Laßt mich doch bitte weiterkommen! Rodraeg kann ohne mich kaum laufen. Was ist, wenn er noch einen Anfall hat? Ich muß bei ihm sein! Ihr könnt mich doch nicht einfach hier einsperren!« Er sprang auf und warf sich gegen die Wand. Er brüllte und flehte. Er zog sein Schwert und schlug damit gegen den Fels, bis das Schwert sich in seiner Hand ganz stumpf und mürbe anfühlte. Seine Freunde hörten nichts von diesem Lärm, obwohl er selbst ganz taub davon wurde. »Vier Tatzen hat ein Bär!« schrie er. »Vier Gliedmaßen hat ein Mensch. Vier … Jahre regiert die Königin. Vier … Großeltern hat man, wenn alle noch am Leben sind. Vier … Götter sind die oberen Götter, und Afr ist meiner. Vier … Silben hat mein Name. Vier … Silben haben alle Namen bei den Riesen. Vier … Tage sind wir jetzt schon wahrscheinlich in dieser Höhle. Vier Brüder können sich immer einholen, weil Brüder nun einmal Brüder sind, und wenn sie sich nicht einholen könnten, dann sind es keine Brüder, sondern nur Lügner, verdammt noch mal!«
    Die Wand vor ihm öffnete sich nicht, aber er hörte jetzt dieselbe Frage, die seine drei Gefährten auch hörten:
    Â»Die dritte Frage lautet: Habe ich Wasser,
    so trinke ich Wein,
    habe ich kein Wasser,
    so trinke ich

Weitere Kostenlose Bücher