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Das vergessene Zepter

Das vergessene Zepter

Titel: Das vergessene Zepter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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seinen Trümmern kam ein golden funkelnder Stab zum Vorschein, annähernd zwei Schritte lang, unregelmäßig geformt, als sei er aus Holz gewachsen, und dennoch eher metallisch.
    Nach einem Moment der Verblüffung brach Hellas in schallendes Gelächter aus. »Er war die ganze Zeit hier, im allerersten Raum. Wir hätten uns den ganzen Mist auch sparen können. Aber ich fühle mich großartig! Mein Bein ist wieder heil, seht ihr?« Zum Beweis hüpfte er ausgelassen herum.
    Â»Such nach alten Narben«, sagte der am Boden sitzende Eljazokad.
    Â»Was?«
    Â»Such nach alten Narben. Irgend etwas von früheren Kämpfen oder aus der Kindheit.«
    Hellas hob sein Höhlengewand, untersuchte sich hier und dort, tastete sich ratlos ab, besah sich zuletzt seine Finger. »Wie oft habe ich mich geschnitten«, sagte er. »An Wurfklingen und auch an der Bogensehne, als ich noch ungeübter war. Meine Finger sahen ziemlich verhornt und kaputt aus. Nun sind sie frisch und rosig wie die eines Säuglings. Wie neugeboren.«
    Â»Wir wurden neugeboren«, bestätigte Eljazokad. »All die Prüfungen, die wir in der Höhle durchschreiten mußten, all das Durchforschen von Körper und Wissen und Erinnerung diente lediglich dazu, daß das Zepter uns diese neuen Körper erschaffen konnte. Die neuen Körper haben die alten mit den Waffen getötet, die es wiederum nur einmal gab. Unsere Seelen gingen in die neuen Körper über zum Zeitpunkt des Todes. Wir sind wir, aber neu. Das ist nicht ganz unproblematisch.«
    Rodraeg hatte die ganze Zeit einfach nur zugehört und zugeschaut. Der Anblick seines eigenen Leichnams zog ihn in seinen Bann. Ein makaberes Spektakel, das einem die Doppelgründigkeit allen Seins vor Augen führte. Darüber hinaus hatte er das Gefühl, daß man das Zepter Rulkineskars nicht lange so achtlos auf dem splitterübersäten und blutverschmierten Boden herumliegen lassen sollte. Doch zuvorderst war Rodraeg einfach nur mit Leben beschäftigt.
    Er atmete ein und atmete aus.
    Er atmete ein und atmete aus.
    Kein Schmerz. Kein Hustenreiz. Kein Schwarzwachsgeschmack auf der Zunge.
    Er war geheilt. Vollkommen geheilt. Riban Leribin hatte ihn doch nicht preisgegeben, denn die Heilung war der Auftrag, auf den sie die ganze Zeit hingearbeitet hatten.
    Â»Was meinst du mit: Das ist nicht ganz unproblematisch?« fragte er den Magier vorsichtig, wie um einen seltenen Traum nicht zu zerstören.
    Eljazokad überlegte sich die Wahl seiner Worte gut. »Nun, ich fürchte, ich habe die Verbindung zum Stadtschiff verloren, die irgendwie mein Erbe war und mir womöglich im Kreislauf des Wassers das Leben gerettet hat. Unsere Körper haben ihre Geschichte eingebüßt. In deinem Fall ist das sicherlich großartig, denn dein Körper war schwer krank und womöglich nicht mehr zu retten. Aber auch du hast etwas verloren, etwas, das dir die Schwarzwachsquelle anvertraut hat. Vielleicht wäre es besser gewesen, man hätte das verwandelt und in etwas Erträgliches überführt, anstatt alles zu löschen und von vorne anzufangen.«
    Â»Wir fangen nicht von vorne an«, widersprach ihm Hellas. »Wir sind ja nicht als Kleinkinder wiedergekommen. Ich bin immer noch dreißig Jahre alt. Alle meine Erinnerungen sind bei mir. Nauske. Saciel. Sogar der häßliche Bestar.«
    Â»Ja«, nickte Eljazokad. »Aber ich habe meine Magie verloren.«
    Â»Deine Magie?« hakte Rodraeg nach. »Wie kannst du dir da sicher sein?«
    Â»Ich spüre sie nicht mehr. Sie war ja auch nicht immer in mir. Als Kind konnte ich nicht damit umgehen. Das habe ich erst mühsam erlernt.«
    Â»Aber … meine Bogenschießfähigkeiten sind noch da«, setzte Hellas dagegen. »Das kann ich spüren, auch wenn meine Hände jetzt zarter sind. Und meine Haare sind immer noch weiß, oder? Obwohl ich braunhaarig geboren wurde.«
    Â»Du hast recht, sie sind immer noch weiß. Vielleicht bin ich der einzige, der etwas verloren hat.«
    Â»Das bildest du dir doch nur ein. Warum sollte deine Magie denn weg sein?«
    Â»Ich verstehe es auch nicht ganz, aber es ist so. Die letzten Reste des Spinnengiftes, die ich am Rande meiner Magie auch immer spüren konnte wie eine leicht bläuliche Verunreinigung, ein Brechen des Lichtes durch eine mir fremde Membran, sind ebenfalls verschwunden. Meine Magie vertrug sich gut mit

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