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Das vergessene Zepter

Das vergessene Zepter

Titel: Das vergessene Zepter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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dieser siebenteiligen Sonne, wahrscheinlich also auch mit dem Zepter. Vielleicht liegt es nur am Zepter. Es bindet mein Licht an sich.« Eljazokads Tonfall klang schon etwas zuversichtlicher.
    Â»So wird es sein«, bekräftigte Hellas. »Sobald wir diesen Stab zu den Riesen gebracht haben, wirst du wieder leuchten können, mein Freund. Also laßt uns keine Zeit mehr verlieren. Mein Unbehagen in Höhlen und anderen winzigen Räumen ist nämlich auch nicht weggegangen, nur weil ich jetzt keine schwieligen Handinnenflächen mehr habe.«
    Â»Ich«, begann Rodraeg, »fühle mich, als würde ich ohne Halt herumschweben. Die Krankheit ist weg. Alles, was mich am Boden, am eigenen Grab festgehalten hat, wurde gekappt. Es ist … großartig und schwindelerregend zugleich.«
    Â»Dann raus hier, bevor eine neue Höhlenkrankheit sich in dir einnisten kann«, drängte Hellas erneut. »Wer von uns trägt das Zepter? Ich denke, wenn es mit dieser aufgemalten Sonne und mit Licht zu tun hat, ist Eljazokad der Richtige dafür. Vielleicht mußt du es tragen, damit deine Magie dir zurückgegeben wird.«
    Eljazokad raffte sich auf. »Ich nehme es. Aber wir werden vorsichtig sein müssen. Dieses Zepter läßt sich nicht verstekken, auch nicht, wenn wir es mit Tüchern umwickeln würden. Jedes magisch veranlagte Lebewesen in einer Tagesreise Entfernung wird von ihm angezogen werden wie eine Biene von einer leuchtenden Blume.«
    Â»Der Leuchtturm, der Wandry fehlte«, murmelte Rodraeg, dem es immer noch schwerfiel, seine Gedanken im Zaum zu halten. Ein Teil von ihm wollte übermütig in der Höhle herumhüpfen und laute Jubelschreie über das wiedergeschenkte Weiterleben ausstoßen. Ein anderer Teil hämmerte ihm mit einer Stimme ein, die der der Höhle sehr ähnlich war, daß der schwierigste Teil der Mission jetzt erst begann und daß ein Verlieren des Zepters dazu führen würde, daß alle Krankheiten wiederkehrten und triumphierten.
    Eljazokad näherte sich dem Zepter, wie man sich einer Schlange im Gras nähert. Dann nahm er es in beide Hände und hob es auf. Es war lang wie ein Stab, auf den sich ein alter Magier stützen konnte.
    Â»Wie schwer ist es?« fragte Hellas neugierig.
    Â»Erstaunlich leicht.«
    Â»Woraus besteht es eigentlich? Es sieht golden aus, aber wenn man es näher betrachtet, schimmert es auch grünlich und braun.«
    Â»Ich vermute, es besteht aus Erz«, sagte Eljazokad. »Reines, unbearbeitetes Erz, wie man es als Ader im Gestein findet. Vermutlich ist das Zepter so, wie es ist, im Fels gewachsen. Nicht in diesem Tropfstein, dort war es nur versteckt für tausend Jahre. Nein, es muß ursprünglich im Leib eines Berges gewachsen sein. Ein erzenes Felsenkind. Deshalb wurde es für die Riesen zum Heiligtum.«
    Â»Und ist es von sich aus magisch, oder haben die Riesen es mit Magie angereichert, weil es so ein ungewöhnlicher Fund war?«
    Â»Um das beantworten zu können, müßte ich noch Magier sein.« Erstaunlich wenig Fatalismus sprach aus Eljazokads Stimme. Das Zepter schlug ihn in seinen Bann.
    Â»Wie kriegen wir das Tor auf?« Hellas konnte es nicht mehr erwarten, nach draußen zu kommen, frische Luft zu atmen, die weitläufige Ebene des Himmels über sich zu spüren.
    Â»Indem wir es berühren?« riet Eljazokad. Behutsam berührte er mit dem einen Ende des Stabes die Fugen zwischen beiden Torflügeln.
    Die siebenzackige Sonne strahlte auf und badete alles in einen Nebel aus Licht.
    Das Tor schwang auf.
    Rodraeg zögerte noch. »Wenn wir jetzt gehen, dann vertrauen wir blind darauf, daß Bestar nicht noch irgendwo hier drinnen ist.«
    Â»Ich glaube, wir können dem vertrauen«, sagte Eljazokad. »Im nachhinein bin ich mir gar nicht sicher, ob es außer diesem einen Raum noch allzuviel hier drinnen gegeben hat, das wirklich echt war.«
    Â»Wir tragen immer noch diese seltsamen Gewänder«, gab Rodraeg zu bedenken.
    Â»Ja. Aber ihr habt auch immer noch die Waffen in Händen, die eigentlich eure Doppelgänger trugen. Die sieben Strahlen dieser Sonne haben uns durchleuchtet und verändert, uns irregeführt und uns geleitet. Nichts bleibt faßbar, außer die sich wandelnden Erinnerungen.«
    Â»Und was machen wir«, schluckte Rodraeg, »mit unseren Leichnamen?«
    Â»Taste nach ihnen. Ich wette, sie sind

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