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Das vergessene Zepter

Das vergessene Zepter

Titel: Das vergessene Zepter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Blick und Gesichtsausdruck des falschen Hellas stoppten ihn. Die drei Doppelgänger sprachen kein einziges Wort, ächzten nicht einmal oder atmeten schwer, aber es gelang dem falschen Hellas dennoch, Eljazokad mit einem wilden und unbezähmbaren Blick klarzumachen, daß es keine Zuordnung gab. Hellas war nicht nur für Hellas zuständig. Hier kämpfte ein Mammut gegen ein anderes.
    Der erste Pfeil traf Eljazokad in die Seite, zerriß seine Eingeweide und riß ihn zu Boden wie ein mit Widerhaken versehener Anker. Der zweite Pfeil traf ihn durch den rechten Unterarm, den Eljazokad schützend erhoben hatte, weil er Zeit gewinnen wollte, um sich noch einmal auf das Stadtschiff konzentrieren zu können. Jene Prophezeiung seines Vaters- Unser Sohn ist für das Stadtschiff von Tengan markierterschien ihm seit dem Kreislauf des rasenden Wassers nicht mehr als eine Drohung, sondern eher als Chance. Er war jetzt nur zu bereit, nach Etridti Djuzul zu gehen, wo immer das auch liegen mochte, als Rudersklave oder Deckschrubbmatrose, ganz egal, nur fort von diesem Ort des Untergangs. Doch der dritte Pfeil des falschen Hellas durchbrach Eljazokads Schädel wie eine übergroße Nuß, und kein Wunschtraum konnte diesem Einschlag standhalten.
    Â»Was machst du denn hier?« fragte das Echo einer wunderschönen Frau mit silbern spiegelnden Augen. »Du solltest doch längst tot sein.«
    Rodraeg sah aus den Augenwinkeln Eljazokads schreckliches Ende. Seine letzte Hoffnung galt Bestar, der womöglich entkommen war, in den Wildbart, und von dort aus den Weg zurück nach Warchaim finden konnte. Das Mammut war nicht tot, solange Naenn, Cajin und Bestar noch lebten und es den Kreis noch gab. Ein neuer Anführer mußte gefunden werden, einer, der nicht ganz so ein lächerlicher Schwächling war wie Rodraeg Talavessa Delbane aus Abencan. Den Riesen konnte Bestar beweisen, daß das Mammut alles gegeben hatte und am Schluß nur an sich selbst gescheitert war.
    Rodraeg wunderte sich darüber, daß an der Decke dieses Raumes eine siebenzackige Sonne funkelte, die ihm sehr vertraut vorkam.
    Als sein Kopf ein Stück weit zur Seite kippte, konnte er sogar das doppelflügelige Tor erkennen.
    Sie waren wieder am Anfang.
    Am Ende.
    Am Anfang.
    Er schloß die Augen und starb zum ersten Mal.
    das
    er öffnete die Augen und blickte auf sich selbst hinab
    vergessene
    war tot war tot war tot tot tot
    blut- und totverschmiert und elend
    zepter
    das siebenstrahlig sonnenbild: der ganze tanz in milchig licht
    die einen: hingesunken
    die anderen sind es nicht
    Dies war der am schwersten zu begreifende Augenblick, den Rodraeg jemals erlebt hatte: einfach nur zu verarbeiten, was überhaupt geschehen war.
    Er stand da, das unblutige Langschwert in der Hand, und vor ihm auf dem Boden lag ein toter Rodraeg, dem selbst jetzt noch schaumiges, mit schwarzen Brocken durchsetztes Blut aus dem Mundwinkel rann. Eljazokad lag ebenfalls tot da, ein Pfeil hatte ihm den Kopf zerschmettert, zwei andere steckten noch in ihm. Ein zweiter Eljazokad stand noch, faßte sich an den Kopf, schwankte und ließ sich dann in eine sitzende Haltung auf den Boden fallen. Schwer atmend gab er schluchzende Geräusche von sich.
    Hellas gab es ebenfalls zweimal. Einmal von Pfeilen durchbohrt, einmal mit dem Mordbogen in der Hand, sich umblikkend, auch Rodraeg ansehend. »Ich habe das Gefühl, noch am Leben zu sein«, sagte Hellas langsam. »Aber ich kann mich auch ans Erschossenwerden erinnern. Wer sind wir jetzt?«
    Â»Geheilt«, sagte die tonlose Stimme der Höhle, und zum ersten Mal hatten sie das Gefühl, die Stimme nicht nur im Inneren ihrer Köpfe zu hören. »Ihr seid geheilt. So, wie ihr wart, beladen und versehrt, konntet ihr das Zepter nicht empfangen. Doch nun ist der eine dem Schiff entkommen. Einer entwich dem berstenden Gift. Einer streifte ab den Schmerz. Der vierte ist wohlbehalten zu den Riesen gekommen, weil sie seiner bedurften in einer Stunde der Not. Empfangt nun das Zepter, den Stab der Fliegen, doch erweist euch seiner auch würdig auf dem Weg durch das Land. Die Fliegen dulden keinen Zweifel. Eher werden sie verzehren, was Rulkineskars Erbe ist, als daß die Schatten nährt der lichtspendende Stab.«
    Einer der von der Decke hängenden Tropfsteine begann zu zittern, dann brach er ab und stürzte auf den Boden. Dort zerbarst er knallend in tausend Stücke. In

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