Das Verhängnis der Jedi-Ritter 03 - Abgrund
Leia, Captain Solo«, sagte er. »wie schön, dass wir uns wiedersehen!«
»Das finden wir auch, Raynar«, sagte Ilan. »Geht's dir gut hier drin?«
»Sehr gut«, entgegnete Raynar. »Vielen Dank.«
Raynar Thul, ein trauriges Beispiel für den Preis, den junge Jedi für ihren Dienst an der Galaxis zu häufig zahlten, war beim selben Kampfeinsatz als vermisst gemeldet worden, der das Leben des jüngsten Sohns der Solos - Anakin - gefordert hatte. Jahre später war Raynar als UnuThul wieder aufgetaucht, als jener grausam entstellte, wahnsinnige Neunister, der die Expansion der Killik-Kolonie in die Chiss-Territorien geleitet hatte. Zum Glück hatte sich Raynar nicht als zu mächtig erwiesen, um ihn lebend zu fangen, und mittlerweile war er seit mehr als sieben Jahren im Anstaltsblock zu Hause, während Cilghal ihm dabei half, wieder zu Verstand zu kommen.
Wäre damals Natasi Daala die Staatschefin der Galaktischen Allianz gewesen, hätte man Raynar vermutlich in Karbonit eingefroren und im nächstbesten Inhaftierungszentrum aufgehängt - genau, wie es Valin und Jysella Horn widerfahren war, als sie krank wurden. Und dieser Gedanke machte Leia so wütend wie einen Wampa in der Sauna. Jeder, dessen Verstand unter dem gelitten hatte, was sie für die Allianz erduldet hatten, verdiente es, wieder gesund gemacht zu werden, anstatt das Etikett »Gefahr für die Gesellschaft« verpasst zu bekommen und wie ein Wandkunstwerk behandelt zu werden.
Leia blieb am Eingang zu Raynars Zelle stehen. »Hallo, Raynar. Cilghal hat uns erzählt, dass du großartige Fortschritte gemacht hast.« Tatsächlich hatte die Mon Calamari den Solos gesagt, dass alles, was noch zu tun war, darin bestand, Raynar dazu zu bringen zu begreifen, dass er wieder gesund war. »Brauchst du irgendetwas?«
»Nein, es ist mir erlaubt, den Proviantmeister selbst zu besuchen«, entgegnete Raynar. Er warf einen Blick in Richtung der angrenzenden Zelle, wo Natua immer noch an ihrer Tür kratzte, und grinste ein wenig spitzbübisch. »Es sei denn, man könnte etwas gegen diesen Lärm unternehmen. Das reicht, um einen Mann in den Wahnsinn zu treiben!«
»Kein Problem«, meinte Han, der die Hand nach der Kontrolltafel an der Außenseite der Zelle ausstreckte. »Es wird ruhiger sein, wenn wir die Tür zu.«
»Wenn ich's recht bedenke«, unterbrach Raynar ihn, »vielleicht gewöhne ich mich ja an den Krach.«
Han grinste. »Ich dachte mir schon, dass dir das bei deinem Problem hilft.«
»Du solltest dich um eine Zulassung als Therapeut bemühen, Schatz«, sagte Leia trocken. Sie wandte sich an Raynar. »Aber im Ernst, Raynar, wenn der Lärm dich stört, warum wechselst du dann nicht einfach dein Quartier?«
Raynars Augen wurden so groß, wie es seine starren Brauen zuließen. »Meine Zelle verlassen?«
»Die Tür steht ohnehin schon seit einer ganzen Weile offen«, ergänzte Cilghal. »Und falls sich die Lage bezüglich der jungen Jedi weiter verschlechtert, brauchen wir vielleicht dein Zimmer.«
»Oben auf der Schlafsaalebene gibt es jede Menge leerer Unterkünfte«, merkte Han an.
Raynar nahm seine künstliche Hand an sich, dann erhob er sich und trat auf die Tür zu. »Wäre ich dort willkommen?«
»Das hängt davon ab«, sagte Han mit einem Grinsen. »Wirst du deine Hausarbeiten selbst erledigen?«
»Die Zeiten, in denen ich mich als etwas Besseres erachtet und mich geweigert habe, Hausarbeiten zu erledigen, sind lange vorbei, Captain Solo.« Raynars Tonfall war eher verwirrt denn empört, als wäre er so in Gedanken versunken, dass ihm ganz entgangen war, dass Han scherzte. Er stand an der Tür, erwog seine Optionen, dann zuckte er mit den Schultern und legte seine künstliche Hand an. »Ich weiß nicht, ob ich dafür bereit bin. Ich weiß nicht, ob die dafür bereit sind.«
Leia schickte sich gerade an, darauf hinzuweisen, dass es bloß eine Möglichkeit gab, das herauszufinden, doch bevor sie etwas sagen konnte, ging Raynar wieder zur Mitte seiner Zelle. Cilghal schüttelte enttäuscht den Kopf, Han seufzte, und Leia biss sich frustriert auf die Lippen.
»Immer locker bleiben!«, rief Raynar über die Schulter. »Ich muss bloß packen. Immerhin war ich eine ganze Weile hier, nicht wahr?«
Leias Erleichterung war bittersüß. So froh sie auch darüber war, dass Raynar seine Zelle verließ, so sehr wünschte sie sich, dass Inhaftierung und Rehabilitation auch für ihren Sohn Jacen möglich gewesen wären. Doch Jacen war zu mächtig, um ihn
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