Das Verhängnis der Jedi-Ritter 03 - Abgrund
ausschalten«, meinte sie. »Ich denke, wir haben erfahren, was wir wissen mussten.«
2.
In der vorderen Cockpitabdeckung der Jadeschatten dräuten zwei Schwarze Löcher, deren vollkommene Dunkelheit von feurigen Gaswirbeln umgeben war. Da die Schatten in schrägem Winkel darauf zusteuerte, vermittelten die beiden Löcher den Eindruck länglicher, von Feuer umrandeter Augen -und Ben Skywalker war halb versucht zu glauben, dass sie genau das waren. Seit dem Augenblick, in dem er und sein Vater in den Schlund vorgedrungen waren, fühlte er sich, als würden sie beobachtet, und je weiter sie vorstießen, desto stärker wurde das Gefühl. Jetzt, unmittelbar im Herzen dieser Konzentration Schwarzer Löcher, sorgte der Eindruck für ein anhaltendes Frösteln an seiner Schädelbasis.
»Ich spüre es auch«, hatte sein Vater gesagt. Er saß hinter Ben im Kopilotensessel, oben auf dem Hauptflugdeck. »Wir sind hier drin nicht allein.«
Ben, der nicht länger überrascht darüber war, dass der Großmeister des Jedi-Ordens stets seine Gedanken zu kennen schien, warf einen Blick auf ein Aktivierungsfadenkreuz vorne im Cockpit. Ein kleiner Bereich der Kanzel verdunkelte sich zu einem Spiegel, und er sah die Reflexion seines Vaters, der aus der Seite der Kanzel schaute. Luke Skywalker wirkte einsamer und nachdenklicher, als Ben ihn je gesehen hatte -gedankenversunken, aber nicht traurig oder verängstigt, als würde er lediglich versuchen zu verstehen, was ihn an einen derart dunklen und abgelegenen Ort geführt hatte, verbannt von einem Orden, den er selbst gegründet hatte, und von einer Gesellschaft ins Exil geschickt, die er sein ganzes Leben lang im Kampf verteidigt hatte.
Ben, der versuchte, nicht zu sehr über die Ungerechtigkeit der Situation nachzugrübeln, sagte: »Dann kommen wir unserem Ziel vielleicht näher. Nicht, dass ich besonders begierig darauf wäre, einem Haufen Wesen zu begegnen, die man als Geisttrinker bezeichnet.«
Sein Vater dachte einen Moment lang nach, ehe er sagte: »Nun, ich schon.«
Er erklärte nicht eingehender, was er damit meinte, und das war auch nicht nötig. Ben und sein Vater befanden sich auf einer Mission, deren Ziel es war, die Schritte von Jacen Solos fünf Jahre währender Odyssee des Macht-Studiums nachzuvollziehen. Bei ihrem letzten Stopp hatten sie von einem Aing-Tii-Mönch erfahren, dass Jacen Kurs auf den Schlund genommen hatte, als er aus dem Kathol-Rift abreiste. Da ein Zweck ihrer Reise darin bestand herauszufinden, ob Jacen womöglich von etwas auf die Dunkle Seite getrieben wurde, auf das er unterwegs gestoßen war, erschien es durchaus sinnvoll, dass Luke einer geheimnisvollen Gruppe auf den Grund gehen wollte, die im Schlund lebte und als »Geisttrinker« bekannt war.
Was Ben jedoch beeindruckte, war, wie gelassen sein Vater alldem gegenüberzustehen schien. Insgeheim hatte Ben Angst davor, derselben Dunkelheit zum Opfer zu fallen, die seinen Cousin verschlungen hatte. Sein Vater hingegen wirkte begierig darauf, in die Tiefen hinabzusteigen und Licht ins Dunkel zu bringen. Und warum sollte es auch anders sein? Nach all dem, was Luke Skywalker in seinem Leben durchgemacht und erreicht hatte, gab es keine Macht in der Galaxis, die ihn in die Finsternis ziehen konnte. Das war eine Stärke, die Ben sowohl mit Ehrfurcht erfüllte als auch beflügelte, eine, von der er sich fragte, ob er sie jemals auch in sich selbst finden würde.
Lukes Augen wanderten zu dem verspiegelten Kanzelabschnitt hinüber, und er suchte Bens Blick. »Ist es das, was dich geplagt hat, als du in der Zuflucht warst?« Er bezog sich damit auf eine Zeit, die für Ben praktisch Frühgeschichte war - auf die letzte Phase des Krieges gegen die Yuuzhan Vong, als die Jedi gezwungen gewesen waren, ihre Jüngsten auf einem geheimen Stützpunkt tief im Innern des Schlunds zu verstecken. »Hattest du das Gefühl, als würde dich jemand beobachten?«
»Woher soll ich das wissen?«, fragte Ben. Mit einem Mal war ihm unbehaglich zumute - und er war sich nicht sicher, warum. Nach allem, was er wusste, war er ein unbändiges, verschlossenes Kleinkind, als er sich damals in der Zuflucht aufhielt, und er erinnerte sich, anschließend noch jahrelang Angst vor der Macht gehabt zu haben. Allerdings hatte er keine klaren Erinnerungen an die Zuflucht selbst oder daran, wie es sich angefühlt hatte, dort zu sein. »Ich war zwei!«
»Auch mit zwei hast du schon Dinge empfunden«, erwiderte sein Vater sanft. »Du
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