Das Verhaengnis Thriller
Suzy.
»Das warst du auch nicht.«
»Du bist schon ein rätselhafter Typ, was?«
»Rätselhaft, na klar.« Will lachte und fühlte sich unwillkürlich geschmeichelt. »Meine Mutter hat immer gesagt, ich sei wie ein offenes Buch.« Die Kellnerin kam mit seinem Bier.
»Mütter kennen ihre Kinder manchmal gar nicht besonders gut.«
Will hob sein Glas und stieß mit ihr an. »Darauf trinke ich.«
Sie tranken beide einen Schluck, und als sie ihre Gläser wieder abstellten, streiften ihre Finger versehentlich seine. Will verspürte ein so heftiges Zucken, dass seine Hand zu zittern begann und er sie in den Schoß legte, damit sie es nicht bemerkte.
»Und was führt dich nach Miami?«, fragte sie.
»Ich besuche meinen Bruder.«
»Wie nett. Ist er heute Abend auch hier?« Sie blickte zur Bar.
Will nickte.
»Hat er auch mitgewettet?«
»Er war der Anstifter«, gab Will zu.
Suzy betrachtete die Gäste, die sich an der Bar drängelten. »Lass mich raten. Der gut aussehende in dem schwarzen T-Shirt?«
»Das ist er.« Natürlich war ihr Jeff aufgefallen, dachte Will und strengte sich an, nicht eifersüchtig zu sein. Natürlich fand sie ihn attraktiv. Wie könnte es anders sein? Ohne Kristins Hinweis hätte sie garantiert ihn erwählt. »Eigentlich sind wir nur Halbbrüder. Deswegen sehen wir uns auch nicht ähnlich.«
»Ach, ich kann eine gewisse Familienähnlichkeit erkennen«, sagte sie, während sie Jeffs Profil vielleicht einen Wimpernschlag zu lange betrachtete.
»Ich habe nicht so viel Muskeln wie er«, stellte Will das Offensichtliche fest.
»Und ich wette, er hat nicht so viel Verstand wie du«, entgegnete sie.
Will empfand dankbaren Stolz.
»Und was macht er, dein Bruder?«
Will schloss die Augen, und sein Stolz klappte in sich zusammen wie ein kaputter Regenschirm. Wie hieß es noch: Hochmut kommt vor dem Fall? »Bereust du deine Wahl schon?«, fragte er und wünschte sich im selben Moment, den Mund gehalten zu haben. »Tut mir leid, das muss sich unglaublich trotzig angehört haben?«
»›Unglaublich trotzig‹?«, wiederholte sie. »Das sind große Worte.«
»Tut mir leid«, sagte Will noch einmal.
»Ich hab bloß versucht, Konversation zu machen, Will. Du sprichst wohl nicht gerne über dich.«
»Mein Bruder ist Personal Trainer«, beantwortete Will ihre vorhergehende Frage.
Suzy nickte, und ihr Blick schweifte wie magnetisch angezogen zurück zu Jeff.
»Er lebt mit der Thekenkraft zusammen«, fügte Will hinzu.
»Die umwerfende Blondine, nehme ich an, nicht der fette Typ mit dem Goldkettchen.«
Will lachte. »Das ist der Besitzer.«
»Sie geben ein attraktives Paar ab«, sagte Suzy. »Dein Bruder und die Barkeeperin.«
»Ja, das finde ich auch.«
»Sie macht einen sehr netten Eindruck.«
»Das ist sie auch.«
Das Gespräch kam zum Erliegen. Suzy wandte sich wieder ihrem Drink zu.
»Kristin hat gesagt, du wärst aus Fort Myers hierhergezogen«, fragte Will nach einem verlegenen Schweigen.
»Kristin?«
»Jeffs Freundin.«
»Jeff?«
»Mein Bruder«, stellte Will klar. Was war mit ihm los? Hatte er sich bei Frauen schon immer so ungeschickt angestellt? Kein Wunder, dass Amy ihn abserviert hatte.
»Die Barkeeperin und der Bodybuilder«, stellte Suzy fest.
»Personal Trainer«, sagte Will und hätte sich am liebsten in den Hintern getreten. War er ein kompletter Idiot? »Was hat dich bewogen, von Fort Myers hierherzuziehen?«, fragte er.
»Warst du schon mal dort?«, fragte sie, als wäre das Antwort genug.
»Nein.«
»Es ist vermutlich eine ganz nette Stadt. Die Leute sind auf jeden Fall freundlich. Es war einfach Zeit für eine Veränderung.« Sie zuckte mit den Schultern und nippte wieder an ihrem Martini.
»Was sollte sich denn verändern?«
»Alles.«
»Und was hast du in Fort Myers gemacht?«
»Ich war stellvertretende Leiterin einer Bankfiliale.«
»Klingt interessant.«
»Sagen wir, es war genauso interessant, wie es sich anhört.«
Will lachte und spürte, wie er begann, sich wirklich zu entspannen, so als hätte er seinen Gürtel ein wenig weiter geschnallt. »Bist du hierher versetzt worden?«
»Nein, eine weitere Bank von innen zu sehen, ist so ziemlich das Letzte, was ich möchte. Es sei denn, um Geld einzuzahlen.«
»Und wo arbeitest du jetzt?«, fragte Will.
»Gar nicht. So ähnlich wie du, nehme ich an. Ich habe mir für den Sommer freigenommen.«
»Und danach?«
»Das habe ich noch nicht entschieden. Und bei dir?«
»Bei mir?«
»Was passiert, wenn
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